Also der Spike ist [beim C-2253] von einer Seite verstiftet ...
Abschrauben geht also schon mal nicht. Stift durchschlagen auch nicht. Du müsstest also den Stift ausbohren und hoffen dass der Spike nicht auch noch verklebt ist (vorher bei Novoflex nachfragen kann hier nicht schaden) ...
... die Frage ist aber auch, ob ein Abtrennen der an sich fest verbauten Spikefüße beim C-2253 so sinnvoll wäre
Dazu muss ich etwas ausholen:
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Hier im Thread wurde ja schon des Öfteren über die kleinste Triopod-Ausführung,
das C-2253, diskutiert. Gibt es doch nicht wenige, die ein „extremes“ Reisestativ als Kombination „möglichst leicht + möglichst kurz“ suchen.
Weil so mancher wohl auch gerne einen Test dazu gesucht hat: nun ist dazu in der aktuellen Ausgabe des Printmagazins FOTOTEST auch ein Labortest erschienen (2/2017, noch bis 4. Mai am Kiosk). Da das Segment der "Mini-Reisestative" immer nur sporadisch getestet wird, habe ich mir jetzt mal über 6 Jahre hinweg Stativtests dieser Zeitung zusammengesucht zu Modellen speziell mit einem Packmaß unter 40 cm.
Eines vorweg: Diese Stativklasse bleibt für mich ein reines Spezialgerät; und so gehen auch die Tester an die Sache heran: „Die Erwartungen an die Schwingungen eines Reisestatives sind nicht sonderlich groß ... mit einer Profi-Vollformat-Kamera.“
Aber es kann sicher auch gute Gründe zum Kauf solch eines Ministatives geben, wenn man dieses extreme Packmaß wirklich benötigt (Bergwandern, Städtereise) – ich habe mich z.B. jetzt stattdessen für den Kauf eines A-2844 entschieden (auch wenn für mich die Mehrausgabe für die 2253er Beine mit 189 Euro nicht so hoch gewesen wäre, denn ich brauche wegen des Modulsystems bei Novoflex ja kein ganzes Stativ, sondern nur ein Set Beine dazu kaufen, die Stativbasis habe ich ja bereits).
Aber zurück zum Test:
Für die aufgelisteten Modelle habe ich die Packmaßgrenze bei 40 cm gezogen, die meisten sind nochmal spürbar kürzer (Minimum bei 31 cm). Es sind klassische Dreibeinstative, nur Nr. 1 + 17 sind Spezialstative (Novoflex mit seinem Modulsystem, Cullmann mit einem "Flachstativ")
(die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Fehlerfreiheit, bis auf Mod. 19 chronologisch absteigend geordnet, Marktpreise zum Zeitpunkt des Tests; Abk.: max = maximale Auszugshöhe in cm, in Klammern Wert mit Mittelsäule, sofern vorhanden, PM = Packmaß in cm)
1 Novoflex Triopod C2253 (Test in Heft 2/17) 389 € max 106 PM 36
2 Tiltall TE 225 (H 2/17) 169 € max 95 (121) PM 31
3 3Legged Thing Leo (H 6/16) 299 € max 107 (133) PM 36
4 Dörr City Hopper II Alu (H 4/16) 99 € max 108 (121) PM 32
5 Cullmann Concept one 622 T (H 2/15 und 1/14) 179 € max 109 (127) PM 34
6 Hama Traveller 146 Premium Duo (H 2/15) 149 € max 111 (139) PM 34
7 Dörr Cityhopper II Carbon (H 4/15) 159 € max 108 (122) PM 32
8 Hama Traveller Premium 144 Ball (H 4/15) 129 € max 110 (138) PM 34
9 Tiltall TC-225 (H 4/15) 299 € max 96 (122) PM 31
10 Cullmann concept one 622 TC (H 4/15) 299 € max 109 (127) PM 34
11 Mantona DSLM Travel (H 1/15) 99 € max 104 (134) PM 34
12 Hama Traveller 160 Premium Duo (H 5/14) 149 € max 111 (139) PM 34
13 Giottos VGR 8255 (H 4/14) 429 € max 128 (151) PM 39
14 Hama Traveller 150 Premium Duo (H 1/14) 239 € max 123 (142) PM 38
15 Giottos VGR 9255 (Sonderausgabe 2011 und H 2/11) 249 € max 128 (152) PM 39
16 Dörr City Hopper Carbon (Sonderheft 2011) 279 € max. 88 (134) PM 35
17 Cullmann Magic 2 (H 3/10 und Sonderheft 2010) 100 € max 88 (127) PM 35
18 Slik Sprint Mini II (Sonderheft 2010 und 3/10) 65 € max 82 (103) PM 31
19 Tiltall TC-224 (H 2/15) 329 € max 115 (138) PM 40
Wie interpretiere ich nun die Ergebnisse und Messkurven ?
Aufbauzeit
In der Regel handelt es sich um 5-Segmenter (also mit 4 Beinauszügen), es müssen maximal 12 Drehverschlüsse bewegt werden (ausgenommen Modell Nr. 17, 18 und 19 mit „nur“ 9 Verschlüssen) -
und das dauert (die Carbonbeine fahren beim C-2253 nicht selbsttätig aus). Die reine Aufbauzeit (14 sec) ist dabei gar nicht so wichtig, wohl aber in der Makrofotografie, wenn man nachträglich die Höhe ändern muss.
(interessanterweise zahlen sich bei der Vibrationsdämpfung weniger Verschlüsse in diesem Testfeld der Ministative gar nicht aus: die 4-Segmenter bringen nicht deutlich bessere Werte)
Arbeitshöhe
Bis auf Mod. 1 haben alle Stative eine
Mittelsäule, ermittelt wurden die Testwerte aber immer nur mit komplett eingeschobener Säule, da sich sonst die Vibrationsdämpfung noch
weiter verschlechtert (und das auch schon ohne Wind). Da sollte man sich nichts vormachen. Damit relativiert sich aber die wirklich nutzbare maximale Auszugshöhe: da es sich durchweg um 5-Segmenter handelt, liegt sie ohne Mittelsäule zwischen 80 - 128 cm (das Novoflex liegt da mit 106 cm im Mittelfeld).
Manche Modelle sind für die Makrofotografie nicht oder nur eingeschränkt nutzbar, da man mit ihnen nicht sehr weit runter Richtung Boden kommt (das betrifft Mod. 4, 7, 8, 11, 13, 15, 16 und 17).
Die Testergebnisse selber wurden aber nicht noch mal bei größeren Abbildungsmaßstäben kontrolliert - für die reine Makro-Eignung muss man also noch mal selber testen.
Vibrationsdämpfung
Schaut man sich die Messkurven an (die kann ich hier leider nicht auch noch ablichten): Wer Besitzer einer Kamera mit KB-Sensor incl. Spiegel ist, sollte meiner Meinung nach die Finger von einigen dieser Stative lassen, da dann entweder die Dämpfung zu gering ist oder aber es zu Resonanzen kommen kann.
Ausnahmen sind einzig die Modelle Nr. 1 (Spikes!) sowie Nr. 4, 11, 13, 14 (Spikes!), 15 und 19. Hier kann man also auch gut eine KB-Kamera draufsetzen.
Der Messwert der sogenannten "
Schwingungsfläche" lässt das ja auch schon erahnen: bei den besseren "Minis" liegt er zwischen 25 und knapp 50, bei den schlechteren Kandidaten geht es von 60 bis 100 (zum Vergleich: gute bis sehr gute große Stative liegen zwischen 20-40, es gibt aber auch schon Modelle mit Werten sogar unter 10 !) – zur Erklärung: für diesen Messwert werden grob gesagt die Flächen unterhalb der Schwingungskurven aufsummiert, der Wert sagt also etwas darüber aus, wie schnell und wie effizient während der Belichtungszeit Störungen (ausgelöst durch Verschluss und Spiegelschlag) gedämpft werden.
Viele dieser Kleinstative haben erst gar keine Spikes (Ausnahme nur bei Modell Nr. 1, 11, 14, 19). Bei diesen Stativen mit Spikes sind diese Füße von den Messwerten her immer zu bevorzugen (aber: gemessen wurde auf Natursteinboden, in der freien Natur auf weichem Mutterboden kann der Spikefuß evtl. seine gemessenen Vorteile bei den Dämpfungseigenschaften gar nicht mehr voll ausspielen).
Das Eigengewicht der Stative liegt zwischen 630 g und 1,3 Kg; dieses Testmagazin macht leider keine Tests unter Windeinfluß, das sollte man beim Kauf bedenken, sofern die Reise an entsprechende Orte gehen soll (z.B. Island). Ein Lasthaken bringt hier nicht viel , da das Lastmaximum von den Herstellern solcher Ministative meist zwischen 2 und 5 Kg angegeben wird (die 30 Kg beim 3Legged Thing Leo werte ich als völlig illusorisch) und mit einer zusätzlichen Beschwerung dann schon überschritten wird.
Jetzt zum Novoflex-Stativ:
Die besten Dämpfungswerte erreicht das Stativ mit seinen Spikefüßen (man kann sie im Gegensatz zu den anderen Triopod-Modellen aber nicht herausschrauben bzw. durch Zubehör ersetzen!)
Getestet wurde jeweils (in der Reihenfolge) mit einem Magnetventil, einer APS-C-Kamera und einer KB-Kamera (mit Spiegel), erreichbar waren in dieser Testdisziplin jeweils 10 Wertungspunkte.
Für das Novoflex C-2253 ergibt das an Punkten: 10 / 10 / 8.2
KB-Kamera: Hier ändert sich zwischen Gummifuß und Spikes das Dämpfungsverhalten zu einem „gut“, die Amplitudenhöhe geht weiter runter auf 8.2 Mikrometer (dafür gibt es als Tribut an die Leichtbauweise eine leichte Resonanz); zum Vergleich mal ein Gitzo GT 2532, das lag unter denselben Testbedingungen bei 6,4 Mikrometer bzw. 9 von 10 Punkten (das Stativ wiegt bei einem Packmaß von 65 cm dann aber auch wieder fast 1,7 Kg statt 870 g beim Novoflex).
Für eine Kamera mit KB-Sensor ist das Novoflex 2253 also nicht ganz optimal, zum Vergleich mal ein anderer Vertreter aus der Klasse der „Leichten Reisestative“, das mit 250 € billigere Rollei C5i (Test im selben Heft), das erreicht dann an Punkten 9.6 / 9.2 / 9.6 – für KB also besser (allerdings mit einem Tragegewicht von 1 Kg statt 870 g, Packmaß 43 cm statt 36 und (für Makros unpraktisch) einer minimalen Bodenhöhe von 35 cm (statt 5 cm beim Novoflex) –
also wieder mal eine Sache der Abwägung).
Vergleicht man das Novoflex gegen ein anderes Stativ mit ähnlichem Packmaß, wie z.B. das mit 169 € noch mal billigere Tiltall TE 225 (in der Liste Nr.2, Wertungspunkte: 7.6 / 8.8 / 5.8), so steht das Novoflex beim KB-Sensor gar nicht so schlecht da.
Und für eine Kamera mit APS-C bzw. Crop-Sensor ist beim C 2253 dann wieder alles unkritisch, zumal, wenn man die Spikefüße benutzt (Dämpfung im Wertungsurteil „sehr gut“). Man kann also auch die dünnen untersten Beinsegmente dann voll ausziehen, denn so wurde auch der Labortest gemacht.
(mein) Fazit
Bei einem Packmaß um die 30 cm hat man eben nicht ganz so viele Auswahlmöglichkeiten. Das klein(st)e
Novoflex C-2253 schlägt sich da für die "normale" Fotografie in dem Umfeld schon einigermaßen gut, scheint sich aber vor allem für Kameras mit kleineren Sensoren zu eignen - mit KB ist die Vibrationsdämpfung laut Tester nur "noch gut" (sofern man die Spikes verwendet); bei diesem Stativ sollte man also die Gummikappen meiner Meinung nach nur als Transportschutz verwenden -
die Spikefüße sind da bei diesem Stativ meiner Meinung nach Pflicht !
Zumindest mit einer FT/mFT/APS-C-Kamera bekommt man dann aber Schwingungshöhen von nur noch rund 3 Mikrometern -
das gibt bei der Vibrationsdämpfung dann schon sehr gute bis ausgezeichnete Werte.
Angesichts dieser Beindurchmesser (22-19-16-13-10 mm - es ist und bleibt ja immer noch ein 5-Segmenter !) finde ich das schon ein dolles Ergebnis.
Wie so oft muss sich der Anwender natürlich auch weiterhin über die Grenzen seiner Geräte im Klaren sein.
Ich will aber nicht verschweigen: für Kameras mit APS-C-Sensor findet man in meiner Auflistung ähnlich gute Werte (also besser als 9 von 10 Wertungspunkten) auch bei folgenden Modellen: 4, 5, 6, 7, 11, 14, 15, 16 und 19.
Die konstruktionsbedingten Nachteile sind bei dieser Geräteklasse trotzdem nicht zu verhindern (deutlich verminderte Arbeitshöhe, längere Aufbauzeit etc.), das macht die Entscheidung wieder mal nicht unbedingt leichter ...
M. Lindner