So ein bisschen reizen tut mich die FX-Freistellung schon. Schon Wahnsinn was damit möglich ist. Die Freistellung an DX ist, wie erwähnt, wohl ausreichend für Portraits also sollte das schon gehen.
Fürs Freistellen gibt es zahlreiche Varianten; nicht alles ist direkt von Objektiv und Kamera abhängig. Gerade für geplante Porträts, wo man sich Ort und Zeit aussuchen kann, gibt es Alternativen.
Zum Beispiel statt eine noch größere Blende bzw. einen noch größeren Sensor zu wählen, kann es sinnvoller sein, den Hintergrund sorgfältiger auszuwählen. Auch der Abstand zwischen Motiv und Hintergrund spielt eine wichtige Rolle; einen weit entfernten Hintergrund bekommt man leichter verschwommen als eine Wand nur 1 Meter hinterm Motiv.
Große Sensoren in Verbindung mit großen Blenden haben ein grundsätzliches Problem: die geringe Schärfentiefe rund um die Fokusebene. Schon in den DX-Beispielen von 'Intruda' sieht man, wie knapp die Schärfentiefe ist: Im ersten Beispiel wurde das vordere Auge scharfgestellt, und bereits das hintere Auge ist nicht mehr 100-prozentig scharf; vom Mund will ich gar nicht reden. Im zweiten Beispiel passt es besser, weil Augen und Mund in etwa auf einer Ebene parallel zum Sensor liegen; dafür liegen die Ohren schon weit im Unscharfen.
Es sind wunderschöne Porträts, keine Frage. Aber wenn wir hier schon über Technik diskutieren, muss man die kleinen Probleme auch mal ansprechen und darf nicht so tun, als würde die geringe Schärftiefe im Porträt-Bereich alles nur besser machen.
Ideal wäre, das Gesicht möglichst scharf zu kriegen, aber hinter der Gesichts-Ebene einen umso rasanteren Abfall der Schärfe zu haben, damit der Hintergrund schön verschwimmt. Um das kriegt man (tendenziell) hin, indem man nicht ganz so große Blenden nimmt, aber dafür längere Brennweiten. Im vorliegenden Fall hätte man es z. B. statt 85 mm bei Blende 1,8 mit 200 oder 300 mm bei Blende 5,6 probieren können. (Voraussetzung ist natürlich der nötige Platz. Man steht ja dann als Fotograf schon recht weit von der fotografierten Person weg.)
Durch eine längere Brennweite hat man eine nur unwesentlich geringere rechnerische Schärfentiefe als bei derselben Blende an einer kürzeren Brennweite (in manchen Fachbüchern wird sogar vereinfachend gelehrt, die Schärfentiefe bliebe bei gleichem Abbildungsmaßstab erhalten), aber der Abfall der Schärfe hinter der Schärfeebene ist trotzdem recht stark. Hinzu kommt, dass man mit langer Brennweite den Hintergrund selektiver wählen kann.
Wenn man übertreibt, tritt aufgrund der langen Brennweite eine "Verflachung" des Gesichtes ein. Der Effekt ist aber nicht dramatisch (bei weitem nicht so schlimm wie die Verzerrungen, die mit Weitwinkel-Objektiven entstehen).
Nur mal so als Anregung.