Re: M.Zuiko Digital ED 1:1,8/8 mm Fisheye Pro
Meines traf gestern ein.
Und prompt bescherte es mir ein unerfreuliches Hobby-Objektivtester-Erlebnis. Denn ich kam erst in der Dämmerung kurz nach Sonnenuntergang zu ersten Probeaufnahmen. Und ich fand bei f/2,8 ausgezeichnete Auflösung und Kontrast über das gesamte Bildfeld. Doch bei f/1,8 war das Ergebnis enttäuschend. Nicht wirklich schlecht, keineswegs – aber doch schwächer, als ich im Vergleich zu f/2,8 erwartet hätte.
Zwar fand ich bei
Robin Wong eine Aussage über die Offenblende-Leistung, die sich mit meiner Erfahrung in etwa deckte. Aber alle anderen Tester überschlagen sich schier vor Begeisterung über die "hervorragende Schärfeleistung, auch bei voller Öffnung". Insbesondere Gordon Laing zeigt auf cameralabs.com
Testbilder, deren 100-%-Ausschnitte einen nur ganz unbedeutenden Leistungsunterschied zwischen f/1,8 und f/2,8 aufzeigen.
O je. Habe ich etwa eine Gurke erwischt? Ich fing schon an zu überlegen, ob ich's zurücksenden und wie ich dem Online-Händler klarmachen solle, daß ich nicht mein Geld zurück, sondern ein Austauschexemplar wünschte.
Doch zum Glück erinnerte ich mich meines eigenen guten Rates, ein Objektiv niemals nach nur einem Test zu beurteilen. Heute morgen wiederholte ich also meine Testaufnahmen, von exakt demselben Testmotiv, aber diesmal in hellem Sonnenschein statt in trüber Abenddämmerung. Und siehe da – jetzt bin ich restlos begeistert. Sicher ist die Leistung nach wie vor bei f/2,8 besser als bei offener Blende. Aber der Unterschied ist nunmehr winzig klein, ähnlich wie bei Gordon Laing. Im wesentlichen ist nur der Kontrast ein wenig niedriger, bei annähernd gleicher Detailauflösung, so daß f/1,8 eine praktisch voll nutzbare Arbeitsblende darstellt. Die Schärfe bei voller Öffnung ist über das gesamte Bildfeld ganz ausgezeichnet und läßt kaum etwas zu wünschen übrig. Daß sie bei f/2,8
noch einen kleinen Zacken besser ausfällt, merkt man eigentlich nur im direkten Vergleich. Ein großartiges und in dieser Lichtstärke einzigartiges Objektiv!
Und warum war ich gestern abend so enttäuscht? Keine Ahnung. Vielleicht hat in der schummrigen Dämmerung der Autofokus die ca. 80 m entfernten Baumwipfel nicht so genau getroffen? Oder die Belichtungszeit war mit ca. 1/20 s aus freier Hand trotz der kurzen Brennweite vielleicht doch etwas zu ambitioniert? Oder was weiß ich ... es gibt soo viele Möglichkeiten, einen Objektivtest zu versauen, besonders wenn man ihn schnell schnell aus freier Hand hinschludert. Will man sich also ein klares Bild von einem Objektiv verschaffen (schönes Wortspiel übrigens
), so sollte man immer mehrmals testen, niemals nur einmal, und das am besten unter verschiedenen Bedingungen an verschiedenen Tagen. Nicht vorschnell urteilen! Und man darf auf die Urteile anderer Leute nicht allzuviel geben – wer weiß, wie die getestet hatten.