Es ist immer wieder interessant zu lesen, wie jeder so seinen eigenen Zugang zur Fotografie, bestimmten Bereichen der Fotografie und auch zu bestimmten Kameras hat. Das, was für den einen das Um und Auf ist, ist für den wiederum gar nichts oder sogar ein Rückschritt.. Es ist (leider bzw. zum Glück) so, dass das wirklich jeder für sich selbst herausfinden muss.
Die Geschichten der einzelnen Fotografen können einem sehr helfen, aber mehr als grobe Wegweiser darf man diese nicht verstehen.. man muss den Weg wirklich selbst gehen und dazu gehört eben auch, dass man gelegentlich auch mal Umwege macht oder Sackgassen entlang geht.
Aber, alle diese Umwege und Sackgasse helfen einem, dem eigenen Ziel näher zu kommen, es ist einfach wichtig, sie zu gehen. Und wenns geht, mit Geduld und Genuss
Mir persönlich bereitete das manuelle fokusieren, mit einem Sucher, das dafür gebaut wurde, immer sehr viel Freude. Mit den ganzen DSLRs hingegen war das nicht so mein Ding; kein Schnittbild, nichts. Auch mit einem EVF konnte ich mich bis heute nie wirklich anfreunden, obwohl diese Dinger ja eigentlich genial sind.. man kann das belichtete Bild im Sucher sehen, Histogramm, Wasserwaage, usw.
Und doch ist das das, was ich persönlich gar nicht möchte. Mir gefällt der "Rückschritt", welchen man mit einer Leica M geht, sehr gut. Im Sucher zeigt eine M entweder die Zeit oder eine Belichtungswaage an, was braucht man mehr? (Erinnert mich an einen Alfa Romea Alfetta GTV aus den 80ern: beim Blick aufs Armaturenbrett hinter dem Lenkrad fand man nur den Tourenzähler, der Rest, quasi die weniger wichtigen Dinge, waren mittig und somit nicht wirklich im direkten Blickfeld des Fahrers angeordnet).
Das fokusieren mit dem Messsucher ist meiner Meinung nach praktisch und elegant zugleich.. und ja, auch ich hab immer wieder genug Ausschuss. Und ja, das mit dem Verschwenken kann sehr ärgerlich sein - doch es ist einfach so, dass wenn man etwas sehr gerne hat, auch mit den Schwächen leben kann. (Zumindest ist das bei mir so).
In all den Jahren, in welchen ich mich mit der Fotografie beschäftige, hab ich für mich eben immer wieder festgestellt, dass ich am liebsten mit den "simplen" Systemen arbeite; mit manuellen SLRs aus den 70ern, mit Polaroidkameras oder eben auch mit Messsucherkameras wie der Leica M.
Wie schon einmal in diesem Thread erwähnt, dachte auch ich schon mal über die Leica Q nach, eben weil sie vom Datenblatt her einfach die bessere Kamera wäre (wobei das, im Vergleich zu einer Leica M, viele sind). Doch u.a. aus den Gründen, welche ich vorhin beschrieben habe, entschied ich mich dann gegen die Q. So manche Erfahrungsgeschichte anderer User, egal ob diese sich nun für oder gegen eine Messsucher entschieden haben, bestärken meine persönliche Meinung - aber eben auch nur deshalb, weil ich es bereits erlebt habe bzw. immer noch erleben.
Noch paar Worte zum EVF: man könnte nun ja meinen, ich kann über diesen nicht wirklich urteilen, weil ich mit keinem arbeite. Es ist aber so, dass wir sogar eine Kamera mit EVF (Fuji X-T10) zu Hause haben, für viele Dinge ist diese auch viel viel besser geeignet als die Leica und für so manche dinge verwende ich sie auch, aber, vor allem wegen des EVF, wird das niemals meine Lieblingskamera.
@Incoe:
Nimm dir wirklich alle Zeit der Welt, dir läuft nichts davon. Nimm immer wieder eine M in die Hand und wenn sich die Möglichkeit ergibt, dann dreh' mit ihr eine Runde. Je nach Leica-Händler in Wien gibt es im Umfeld eh ganz nette Motive