ZM 35mm 1.4 und Loxia 35mm 2.0 habe ich aktuell auch noch beide auf dem Tisch stehen.
Abgeblendet ist das Loxia 35 was Auflösung und Kontrast angeht unwahrscheinlich gut,
aber wer interessiert sich dafür heutzutage schon (oder noch...?).
Bokeh ist sicherlich Geschmackssache und natürlich auch entfernungsabhängig.
Im Nahbereich fand ich es ziemlich gut, ab 1,5 m durchaus etwas unruhiger bis hin zu maximal geht so.
Sphärische Abberationen sind teilweise wirklich extrem ausgeprägt, von Lichtquellen irgendwelcher Art
- insbesondere in den Randbereichen - sollte man bei Öffnungen weiter als 4.0 eher Abstand nehmen.
Das ZM 35mm 1.4 teilt abgeblendet die positiven Eigenschaften des Loxia, die Ecken sehen möglicherweise sogar minimal besser aus,
wobei sich die Unterschiede hier im Bereich von Produktionstoleranzen bewegen dürften.
Eine Blende mehr merkt man beim Bokeh natürlich, allerdings ist die "transition zone" also der Bereich zwischen scharf und unscharf,
nicht so geschmeidig wie bspw. bei dem FE 35mm 1.4 oder einem Mitakon 50mm 0.95.
Was ich dagegen als Meisterleistung empfinde: trotz Verwendung von mehreren asphärischen Linsen
sind nur minimale Strukturen in den Lichtkreisen im Unschärfebereich zu erkennen, ganz im Gegensatz zum FE 35mm 1.4
oder auch dem GM 24-70mm 2.8, was das Marketing tam tam das mit der Produkteinführung der GM Serie einherging
auf mich nochmals erheblich lächerlicher wirken lässt, als es das nach den ersten Beispielbildern mit Zwiebelringen eh schon tat.
Das ZM 35mm 1.4 (und das was folgt gilt genau so auch für das Voigtländer Ultron 35mm 1.7)
hat aber auch ein Problem, und das ist die 2mm dicke Glasscheibe vor den Sensoren der A7 Kameras.
Diese sorgt nicht nur für eine erhebliche Bildfeldwölbung, was dazu führt, dass die Ecken erst ab Blende 8 so wirklich taugen,
sondern, dass man das Bokeh beo Fokusdistanzen 2-4m so ziemlich vergessen kann,
da die Bildfeldwölbung dann dafür sorgt, dass in der Bildmitte "unendlich" zwar unscharf ist, an den Rändern aber schon nicht mehr.
Zur näheren Erläuterung, da das sonst wohl nur schwer vorstellbar ist, folgen einige "worst case" Beispielbilder.
Hier war mir das das erste mal so richtig aufgefallen (man beachte die Brücke rechts oder die Bäume links):
Zeiss_ZM_35mm_1.4_T*_Distagon by
Bastian Kratzke, auf Flickr
Bei allen Bildern taucht das nicht auf und das hat sich schnell als entfernungsabhängig herausgestellt.
Fokusdistanz ca. 3m. Bäume am Rand fast noch im Fokus, zur Mitte hin nicht:
Zeiss_ZM_35mm_1.4_T*_Distagon by
Bastian Kratzke, auf Flickr
Hier dann noch ein besonders "schönes" Beispiel. Fokusdistanz ca. 4m. Der Markusturm verschwimmt leicht in der Unschärfe,
der rechte Bildrand dagegen (der sogar noch weiter von der Kamera entfernt ist!) nicht:
Zeiss ZM 35mm 1.4 by
Bastian Kratzke, auf Flickr
Für die Bildfeldwölbung gibt es eine Lösung "am Horizont" (wegen der unfassbar langen Lieferzeit für lose Glaselemente...),
wer ernsthaft interessiert ist kann gerne hier mal einen Blick reinfwerfen:
https://phillipreeve.net/blog/rangefinder-wide-angle-lenses-on-a7-cameras-problems-and-solutions/
Denke, um das im Detail zu erörtern ist dies hier der falsche Thread.
Außerdem wollte ich das hier erst detailliert vorstellen, wenn ich das selbst ausgiebig in verschiedenen Situationen getestet habe.
Wollte das auch beschleunigen, aber die planokonvexen Linsen aus Litauen mit kurzer Lieferzeit
sind leider nicht so gut geeignet wie die mit langer Lieferzeit aus Japan : /
Um zum Loxia zurückzukommen:
Wer hauptsächlich abgeblendet Landschafts- und Architekturaufnahmen macht und sich weniger ums Bokeh schert macht mit dem Loxia nichts falsch.
Verglichen mit einigen anderen E-mount Objektiven haben sich da die Preise auf dem Gebrauchtmarkt auch auf einem mehr oder weniger fairen Niveau eingependelt.
Wer gerne mehr mit der Unschärfe spielen und viel Blende 1.4 verwenden möchte,
der sollte sich gut überlegen ob das FE 35mm 1.4 oder das ZM 35mm 1.4 besser geeignet ist.
"Out of the box" hat man da die Wahl zwischen ausladendem Objektiv, üblen Zwiebelringen aber weichem Übergangsbereich (FE)
oder nahezu keinen Zwiebelringen aber dafür eher unruhigen Übergangsbereich und höchst fragwürdigem Bokeh im Bereich 2-4m (ZM),
was leider auch die übliche Entfernung bei Ganzkörperaufnahmen mit 35mm darstellt.
Wer sie noch nicht kennt kann sich auch gerne meine Reviews zu Loxia 35mm 2.0 und ZM 35mm 1.4 in Phillips Blog angucken:
https://phillipreeve.net/blog/review-zeiss-zm-35mm-1-4-t-distagon/
https://phillipreeve.net/blog/review-zeiss-loxia-35mm-2-0/
Wobei das vom ZM vorerst noch ohne endgültiges Fazit verbleibt.
Edit:
Eins noch vergessen! @trophy: mit dem Techart Adapter ist an dem Objektiv durchaus Vorsicht angebracht.
Im Gegensatz zu den meisten anderen M-mount Objektiven hat das ZM 35mm 1.4 ein floating elements design,
welches mitunter mit einer erheblichen Verschlechterung der optischen Leistung auf eine Veränderung
des Abstandes Objektiv <-> Sensor/Film reagieren kann.
Ich sage bewusst kann, da ich das bei diesem Objektiv nicht im Detail untersucht habe.
Mit Nikon AF-S 20mm 1.8G, Nikon AF-S 14-24mm 2.8G (auch Objektive wo über eine der hinteren Linsengruppen fokussiert wird)
hatte ich jedoch aufgrund eines nur im Mikrometerbereich zu kurzen Adapters mit erheblichen optischen Einbußen zu kämpfen.