Hi!
Also meiner Erinnerung nach lag in all den eskalierten Threads zu diesem Themenbereich das Problem genau nicht darin, dass die Pros Antworten verweigert hätten. Was ihnen da angekreidet wurde, war, dass die Zahlen genannt haben - Zahlen, die aus ihrer Sicht angemessen sind. Da wurde geschimpft nach dem Motto "Wir wollen doch nur Fotos machen, die unseren Ansprüchen genügen. Da helfen uns Honorare, die für Hochglanz-Magazin-Fotos gelten, gar nicht. Ihr wollt uns nur demotivieren!"
Aber das ist doch einer meiner Kritikpunkte: Viele (nicht alle!) Berufsfotografen antworten mit ihren Standardhonoraren. Dabei verweisen sie auf alle möglichen und unmöglichen Kostenfaktoren, lassen aber einfache Dinge - wie z.Bsp. Verschleiß der Ausrüstung - entweder unerwähnt oder 'knallen' es dem Benutzer 'einfach so hin'. Das kann nicht recht funktionieren:
Die (potentiellen) Kunden vieler Benutzer kommen auf den Benutzer zu, weil sie sich die üblichen Marktpreise entweder nicht leisten können oder evtl. auch nicht leisten wollen. Wenn ein Kegelbruder den anderen, von dem er weiss das der ganz brauchbare Bilder macht, fragt, ob er die Hochzeit oder Weihnachtsfeier fotografieren will, dann hat er kein Geld für den Pro oder will es nicht ausgeben. Wenn sein Kumpel ihm dann beim nächsten Kegelabend einen vierstelligen Betrag nennt, wird er sich an die Stirn klopfen und dankend ablehnen, denn entweder kann er nicht oder will er nicht soviel Geld ausgeben. - Es wäre ja (im Allgemeinen) völlig unangemessen, wenn der unerfahrene und nur mittelprächtig ausgerüstete Amateur ein volles Profihonorar kassiert. Und wenn ich mir die Antworten auf Honorarfragen so ansehe, unterstelle ich mal so manchem Berufsfotografen, dass ihm am Scheitern des Amateurs durchaus gelegen ist.
Warum kann dann der Pro nicht den Fragesteller an die Hand nehmen und ihm in verdaulicher Geschwindigkeit, Intensität und Wortwahl eine Kalkulationsbasis vermitteln. Ja, das mag vielleicht anstrengend sein, es ist aber die beste Lösung. (Alternativen sind natürlich, dass die Umstände tatsächlich ein "besser nicht machen" oder "Sag doch, Du willst einen Restaurantbesuch für zwei Personen" erfordern.)
Es ist doch auch völlig unseriös, die Kostenkalkulation (und damit auch die Preise) eines Berufsfotografen 1:1 auf den Amateur zu übertragen, der einen Teil der Kosten des Pros nicht (Büro, Studio, Kammern und Genossenschaften, Krankenversicherung, Rente etc.) oder nicht in dem selben Umfang hat. Der Pro hat seine 2, 3 oder mehr high-end-Kameras, der Amateur aber nur eine Einsteiger oder Mittelklassekamera; der Pro seinen Park an '
L'-Objektiven, der Amateur vielleicht nur das 'Kit'; der Pro wird alle Kosten seines Autos berücksichtigen müssen, der Amateur eher nur Benzin. Usw. usf. Machen wir uns doch nichts vor, bei genauer Betrachtung wird ein Amateur auch bei seriöser Kalkulation einen niedrigeren Preis anbieten können, als ein Berufsfotograf.
Das einzige was man tun kann ist, dem Amateur - einen passenden Kunden vorausgesetzt - am Ende zu sagen, "Kuck mal, dein Preis beträgt nur 40% des Pros. Dein Kunde hat aber Geld. Mach mal den Markt nicht völlig kaputt - denn vielleicht möchtest Du dich irgendwann auch selbständig machen - und schlag mal noch n% drauf".
Solche Threads eskalieren auch gern, wenn Pros drauf hinweisen, dass jemand, der für Fotos bezahlt, eine bestimmte Qualität erwartet. Reflexartig kommen dann empörte Kommentare wie "Wollt ihr unterstellen, wir können nicht fotografieren?
Was mich teilweise nicht verwundert, wenn ich mir die Tonlage ansehe. Wen lässt es denn bitte unberührt, wenn ihm gesagt wird, dass seine Bilder mittelmässig oder gar schlecht sind? Noch dazu, wenn es mit "Friss!"-Tonlage vorgebracht wird. Ein bisschen Psychologie bitte. (Die mir aber oft auch abgeht...

)
Wenn Pros also sachlich korrekt antworten, dann ist das falsch.
Das tun sie aber oft nicht oder für den Fragesteller nicht ausreichend nachvollziehbar.
Die Empfehlung, für lau oder für ein Bier zu arbeiten, ist auch falsch.
Nicht immer, aber manchmal.
Irgendeine Zahl aus dem Finger zu saugen, ist .... falsch. Ja, kann man denn auf so eine Frage überhaupt richtig antworten? Was wollt Ihr eigentlich hören?
Ich glaube eben nicht, dass es dafür eine 08/15-one-size-fits-all Formel gibt.
Ich ziehe für mich aus dem ganzen Hickhack jedenfalls den Schluss, dass ich Threads, in deren Titel Begriffe "Wieviel" oder "Honorar" auftauchen, ab sofort gar nicht mehr anklicke.
Das mag eine Lösung sein.
Als Du mit der Kamera in der Hand und Deinen ersten Auftrag im Kopf losgezogen bist, war doch alles gelaufen. Da hatte man Dir bereits gesagt, wie viel Du pro Foto bekommst. Es bestand überhaupt keine Notwendigkeit, hier im Forum zu fragen.
Da hatte mich aber auch jemand an die Hand genommen. Der wollte mir helfen und mir sein Wissen vermitteln.
Wieviele Berufsfotografen haben hier im Forum bereits einen talentierten Amateur in ihr Atelier, Büro, w.a.i. eingeladen? Wieviele haben so einen Amateur zu - als Beispiel - einem Hochzeitsshooting oder anderen Aussentermin mitgenommen?
Oder anders: Ich habe gelernt zu denken, Eigeninitative zu zeigen, zu recherchieren. Das ist heute leider nicht mehr selbstverständlich und die Mitarbeiterin, die um 14 Uhr in den 16° kalten Serverraum geschickt wird, um einen Resetschalter zu betätigen und danach telefonisch angewiesen wird, noch dort zu verbleiben und die dann Abends um 20 Uhr verzweifelt auf dem Mobiltelefon anruft und fragt "Darf ich denn jetzt nach Hause, hier ist es so kalt" mag ein Extremfall sein, aber die Verdummung nimmt unzweifelhaft zu.
Und obwohl ich weiss, wie ich mir Informationen beschaffe, kann ich mir durchaus vorstellen dass auch ich hier im Forum eines Tages entweder per PM oder öffentlich frage "Ist das Honorar angemessen?". So wie es - für mich - normal ist, dass wir im Bekanntenkreis öfters untereinander Angebote durchsprechen und fragen, ob Preise ok sind.
Ich habe an anderer Stelle schon mal geschrieben: Wer gelegentlich, häufiger oder dauernd für Geld fotografiert, der kennt die Tarife.
Dafür muss er aber erst den Einstieg gefunden haben. Nach dem 1. Job hat er schon eine vage Vorstellung. Nach dem 2., 3. oder 4. ist er schon ganz fit in der Preisgestaltung und beginnt seine (Teil-)Selbständigkeit.
Wenn hier im Forum jemand nach Honoraren fragt, dann habe ich deshalb automatisch den Verdacht, dass der Betreffende von gar nichts eine Ahnung hat.
Zustimmung, das wird meistens auch 100% zutreffen und ich denke, dass man bei mindestens 50% davon ausgehen sollte, dass ein "Lass es lieber" die beste Antwort ist.
Wenn ich dem antworte, fange ich deshalb "bei Adam und Eva" an. Was dann natürlich gleich wieder als Arroganz ausgelegt werden kann....
Keine Ahnung, wie Du antwortest. Bei Adam und Eva liegst Du wohl meist nicht falsch. Kommt nur noch auf die rezipierbarkeit deiner Aussagen durch den Empfänger an...
Die besten Diskussionen hier im Forum hatte ich mit Leuten, die mit den Antworten, die sie auf ihre Fragen bekommen haben, auch was anzufangen wussten. Da gebe ich dann auch gern Tipps. Die sind dann wenigstens keine Zeitverschwendung.
Klar, das kann aber auch der 15 oder 16 Jährige sein, der naiv danach fragt, wie er Pressefotograf wird oder der 38-Jährige Maurer, der fragt, "Wieviel kann ich für Hochzeitsfotos nehmen"...
Dito, j.
ps: Ich denke, der Berufsfotograf sollte berücksichtigen, dass ein fairer Amateur, dem er geholfen hat, ihm auch durchaus einen Nutzen bringen kann. Denn die Chancen sind doch nicht schlecht, dass der Amateur irgendwann ankommt und sagt "Ich habe hier eine Anfrage, aber mir ist der Auftrag zu gross/zu heiss/unpassend, denn ich habe kein Studio/w.a.i." Ich denke, solches Coaching bietet auch Chancen.