ich habe das gefühl daß jeder der sich ne knipse kauft ab sofort den unausweichlichen weg des honorierten fotografieren´s gehen muss..ist mir ehrlichgesagt etwas suspekt
Der Eindruck entsteht in der Tat. Und wenn die Leute sich ein bisschen an ihre Kamera gewöhnt haben und sich beim Betrachten ihrer Bilder nicht mehr fragen, was sie da eigentlich fotografiert haben, dann denken sie gleich, dass es doch wunderbar wäre, aus diesem Hobby einen Beruf zu machen. Vermutlich hängt das mit dem "kreativen Element" der Fotografie zusammen. Wer etwas Kreatives macht, der will es gern auch anderen zeigen. Und wenn man schon Bilder zeigt, ist die Versuchung, sie auch verkaufen zu wollen, nur der nächste Schritt.
Das alles ist aber imho nicht der Anlass für die teils derb geführten Diskussionen hier im Forum. Hintergrund dafür scheint mir viel mehr der Umstand zu sein, dass einige der oben genannten "Verkaufswilligen" dann auch noch im Brustton der Überzeugung behaupten, sie selbst würden mindestens genauso gut fotografieren wie ein beliebiger Profi. Mich jedenfalls ärgert das. Diese Leute wissen nicht bloß nicht, was ihre eigene Arbeit wert ist. Die wissen vor allem den Wert eines Fotos nicht zu schätzen. Und genau deshalb verderben diese Leute die Preise.
Dieses Rücksichtsnahmegeschafel auf die Berufszunft . Auf mich hatte auch niemand Rücksicht genommen und das gilt in jeder Branche. Anderen Aufträge abzujagen gehört zum Geschäft. Jeder ist sich im Grunde selbst der nächste.
Oh, Justin! Dazu gäbe es einiges zu sagen. Das würde uns aber erneut ins OT führen. Also nur so viel: ICH glaube NICHT, dass Ellbogenmentalität unserer Gesellschaft nutzt!
Für Zeitungsverlage zu fotografieren, verlangt einem keine nennenswerte handwerkliche Kunst ab, das könnte jeder ambitionierte Amateur. Wird dementsprechend auch lausig honoriert.
Deine Beobachtung ist richtig. Zeitungsverlage lassen in der Tat JEDEN fotografieren und bezahlen entsprechend erbärmlich. Im Grunde finde ich diese Situation sogar in Ordnung, denn dadurch wird für Einsteiger die Hürde, mal etwas veröffentlichen zu können, niedrig gelegt.
Entsprechend ist das Niveau vieler Zeitungsfotos. Dein Urteil, dass in diesem Bereich Qualität oder Kreativität nicht erwünscht oder nicht nötig sei oder nicht zur Verfügung stehen würde, teile ich indes nicht mehr. Ich kenne persönlich einen bis drei Fotografen aus dieser Berufssparte, die erstklassig sind! Deren Arbeit zeichnet sich
in erster Linie durch Kreativität aus. Deren Fotos schmücken die Zeitung! Das Problem ist nur, dass auch diese Könner nicht viel besser bezahlt werden. Und warum? Weil die Leute, die über Honorierung entscheiden, sich einen Dreck für die Qualität von Fotos interessieren. Die denken nur in Euro und Cent. Die würden ein gutes Foto nicht mal erkennen wenn sie eines sehen. Und woran liegt das nun wieder? Bestimmt nicht daran, dass "jeder ambitionierte" Hobbyist das genauso gut kann. Es liegt daran, dass zu viele Leute
glauben, es genausogut zu können und bereit sind, für Hungerlöhne zu fotografieren.
Jetzt magst Du sagen, dass so eben der Markt funktioniert. An dieser Stelle funktioniert der Markt aber
nicht mehr, denn erstens führt das System zu Qualitätsverfall und zweitens kneifen sich die "ambitionierten Amateure" mit dieser Haltung selbst in den Hintern. Sie tragen nämlich dazu bei, dass man von Fotografie in dieser Sparte bald gar nicht mehr leben kann! Und wozu dann noch den Weg in die Profifotografie anstreben?
"Markt" ist freies Spiel der Kräfte. In
diesem Markt gibt es aber nur noch eine Kraft: die Verlage. Die können ihre Kraft jetzt frei spielen lassen. Die Fotografen stellen gar keine Kraft mehr dar. Und deshalb ärgert es mich, wenn ich hier im Forum Beiträge lese, die genau diese Ellbogenmentalität auch noch verteidigen. Wer mit diesen Argumenten Almosen als Honorar nimmt, der rammt sich seinen Ellbogen nämlich gegen das eigene Knie.