Der Pfälzische Fürsorgeverein ist nicht in einem eigenen Bestand überliefert. Allerdings
befinden sich wenige Faszikel in der Überlieferung der Evangelischen Heime
Diemerstein, dessen Träger der Verein war. Sie geben Auskunft über die Tätigkeit des
Vereins im Zeitraum von 1920 bis 1981.28
Evangelische Heime Diemerstein e.V. (Abt. 212)
Im Mai 1925 erwarb der Pfälzische Fürsorgeverein die Burgruine Diemerstein und die
so genannte Villa Denis, ein Landhaus, das der bayerische Oberbaurat und Erbauer der
ersten deutschen Eisenbahn, Paul von Denis (1795–1872), im Jahre 1847 hatte errichten
lassen. In den unruhigen Zeiten der jungen Weimarer Republik sollte das Anwesen als
Jugend- und Erholungsheim im Geiste der Jugendbewegung genutzt werden. Der Ort
entwickelte sich zu einem Stützpunkt der Jugendarbeit in der pfälzischen Landeskirche.
Im Herbst 1925 wurde das in der Nähe der Villa gelegene Sägewerk erworben und 1927
zu einer Jugendherberge ausgebaut. Das Landhaus wurde in der Folgezeit zu einem
Erholungsheim für Erwachsene. 1936 betrug die Zahl der Übernachtungen in Jugendherberge
und Jugenderholungsheim über 9500.
Die Überlieferung in anderen Beständen des Zentralarchivs belegt den Aufenthalt
von Gruppen auf dem Diemerstein. Im Nachlass von Pfarrer Siegfried Schmitt (1916–
1944) befindet sich ein Fahrtenbuch, das einen Bericht über das 13. Pfälzische Studenten-
und Ferienlager auf dem Diemerstein vom 19. bis 23. August 1934 enthält.29 In
einer illustrierten Beilage zum Evangelischen Kirchenboten aus dem Jahre 1935 fin-
26 ZASP Abt. 1 Nr. 571.
27 Vgl. ZASP Abt. 212 Nr. 186; Unterlagen zum Evangelischen Fürsorgeverein aus den 1920er und
1930er Jahren befinden sich in ZASP Abt. 1 Nrn. 535, 616, 620.
28 ZASP Abt. 212 Nrn. 90, 161–163, 185.
29 ZASP Abt. 150.071. Nr. 52.125
det sich eine Abbildung vom »Bibellager
auf dem Diemerstein«.30 In der
Einrichtung wurden auch Hauswirtschaftslehrgänge
für Mädchen und
Volkshochschulkurse für junge Männer
durchgeführt.31 In der Drucksachensammlung
des Zentralarchivs ist eine
Publikation zum 25jährigen Bestehen
des Diemersteins aus dem Jahre 1950
überliefert.32
Im Bestand »Dokumentation« sind
zahlreiche Prospekte zum christlichen
Erholungsheim bzw. dem Pfälzischen
Volkshochschulheim Diemerstein vorhanden.
Außerdem sind das 8jährige
bzw. 10jährige Bestehen der Jahre 1933
bzw. 1935 belegt. Mitteilungen aus der Arbeit des Jugend- und Erholungsheimes Diemerstein
sind vereinzelt für die Jahre 1955 bis 1959 überliefert.33 Das unter dem Titel
»Der Diemerstein« publizierte Monatsblatt für die pfälzische evangelische Jugend ist
bisher nur einmal für Mai 1936 erhalten.34 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Einrichtung
weitergeführt als Kinderheim für Waisen und Sozialwaisen. 1959 erfolgte die
Errichtung eines Altersheims. Von 1967 bis 1972 entstanden neue Gebäude mit rund
100 Plätzen für Kinder. Die Heime wurden seit der Änderung des Vereinsnamens in
den 1980er Jahren von dem Verein »Evangelische Heime Diemerstein e.V.« getragen
und stellten ihre Tätigkeit zum 31. Dezember 2000 ein. Die Jugendarbeit wurde von
der Evangelischen Diakonissenanstalt Speyer fortgeführt. Der Verein selbst wurde 2009
aufgelöst.
Die Unterlagen der Evangelischen Heime Diemerstein gingen dem Zentralarchiv
2009 zu. Sie beinhalten insbesondere Klientenakten, Rechnungsschriftgut und allgemeine
Verwaltungsakten. Hinzu kommen Handakten der ehemaligen Vorsitzenden,
der Pfarrer Wilhelm Ludwig Lafrenz und Karl-Gerhard Wien. Die Laufzeit setzt in den
1920er Jahren ein und endet 2000 bzw. 2009. Der Umfang des lediglich vorbewerteten,
aber noch nicht endarchivisch bearbeiteten Schriftgutes beträgt 12 laufende Meter. Baupläne
wurden, insoweit sie ohne erkennbaren Aktenzusammenhang überliefert waren,
der Plansammlung (Abt. 170) zugeordnet. Ein Fotoalbum befindet sich in der Fotosammlung
(Ab. 154). Die Klientenakten sind für die Benutzung gesperrt.