Es ist wie bei so vielen Dingen im Leben. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es auch bei Kamerasystemen nicht. Ich habe jetzt auch viel ausprobiert und immer das Haar in der Suppe gefunden. Da die Anforderungen nicht bekannt sind zähle ich mal meine Erkenntnisse auf. Am Ende musst du dir wohl oder übel selber überlegen, welche Punkte dir wichtig sind und welche Abstriche verkraftbar sind.
Canon: Ich hatte die RP mit div. Adaptierten Objektiven u.a. 24-70 2.8 und viele mehr. Nativ habe ich 35mm gehabt und als "Knipse" bei der Arbeit nutze ich das RF 24-105mm und das RF 50mm.
Das Handling der Kamera ist super. Das ließt man auch immer wieder über R5 und R6. Liegt einfach gut in der Hand. Menü ist mega übersichtlich und einfach gut. Der Adapter funktioniert ohne Abstriche beim Autofokus. Problematisch ist einfach, dass das gute Handling der Bodys durch die weit vorgerückten Objektive zunichte gemacht wird. Wenn man nicht unbedingt die leichten f/1.8 Primes dran hat, ist das einfach nur unangenehm frontlastig. Die RF Objektive werden aber immer mehr. Sobald man nicht alles jetzt sofort braucht, kommt da bestimmt noch einiges. Auch wird gemunkelt, dass einige Drittanbieter in nicht all zu ferner Zukunft etwas anbieten. Das wäre in sofern super, dass die krassen Preise von Canon evtl. etwas unterboten werden und das System somit bezahlbarer wird.
Sony: Da habe ich sie A7III und bis vor Kurzem die A6400. Was soll ich sagen. Der letzte Punkt mit der Objektivauswahl ist hier genau gegenteilig. Es gibt alles und dann auch noch von verschiedenen Herstellern für "jeden" Geldbeutel. Z.b. das Sony 85 1.8 für ~400 Euro... Ein Traum. Weiterer Vorteil (zumindest noch): Es gibt APSC Bodys mit demselben Mount. Alle Objektive können also weiter genutzt werden. Autofokus ist bei Sony auch traumhaft. Allerdings soll Canon mit der R5/R6 auf Augenhöhe sein. Das Handling ist etwas schlechter. Bei Canon fühlen sich die Kameras so an, als wären sie genau für meine Hand gemacht. Das ist bei Sony nicht der Fall. Das Menü ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig, aber das Wort trifft es auch. Hat man sich erstmal gewöhnt und alles so eingerichtet, wie man will, ist es kein Problem mehr. Dass ich kein einziges Objektiv mehr adaptieren muss, macht das Handling aber insgesamt deutlich angenehmer für mich. Die neuen Bodys A9II A7RiV und A1 sollen auch noch etwas "satter" in der Hand liegen. Was noch ein wesentlicher Unterschied zu sein scheint ist der IBIS. Vergleichen kann ich hier selber nicht, da meine RP keinen hatte. Aber da hat Canon wohl mit der R5/R6 die Nase vorne. Und das auch im Vergleich zur A1. Ich habe gelesen, dass das wohl auch systembedingt sein könnte. Der E-Mount hat einfach einen kleineren Durchmesser als der RF Mount. Da kann man den Sensor nicht so weit bewegen zum Ausgleichen. Das basiert aber wie gesagt auf Vermutungen, die ich irgendwo auf Youtube aufgeschnappt habe und nicht auf belegten Fakten. Falls einem IBIS aber wichtig ist, weil man lange aus der Hand belichten muss, sollte man das im Hinterkopf behalten.
Zu Panasonic kann ich nicht viel sagen, nur dass die beim Thema Autofokus genau wie Nikon wohl noch etwas hinterher sind. Da das für mich ein sehr wichtiger Punkt ist, kamen bei mir nur Canon und Sony in Frage.
Aufgrund der nicht zu 100% bekannten Anforderungen würde ich zu Sony raten, weil da aktuell einfach eine größere Objektivabdeckung vorhanden ist. Bei dem riesen Budget wäre meine Wahl:
-Sony A1
-als Zweitbody zum selber Filmen A7C ( Flipscreen)
------ oder falls das Geld noch reicht die A7SIII, obwohl das schon echt dekadent wäre
-Sony 35 mm GM
-Sigma 24-70
-Sigma 85 (das neue)
-Sigma 105 Macro
-Sony 16-35 GM
Eine wirklich 100% objektive Beratung wirst du hier allerdings nicht bekommen. Wenn ich dir nicht zu dem raten würde, was ich habe, würde das ja bedeuten, dass ich etwas falsch gemacht habe.
Jeder hier hat sich aus den eigenen Gründen für ein System entschieden und hält dieses natürlich für das Beste. Ich denke mal, dass mit dem bisher Gesagten alles gesagt ist. Jetzt musst du selbst entscheiden.
Wenn du nicht warten willst bis die Läden wieder öffnen, macht es vielleicht auch Sinn die Kameras für ein paar Tage zu mieten. Bezogen auf das Budget ist das evtl. garnicht schlecht die paar 100 Euro zu investieren, bevor man 15k versenkt. Manche Vermieter rechnen auch die Mietpreise auf einen Kauf an. Alles andere wäre mir zu riskant. Ich kaufe ja auch kein Auto ohne einmal gefahren zu sein, nur um bei der ersten Fahrt zu merken, dass mein Kopf an dem Himmel stößt und meine Knie das Lenkrad berühren.