Jetzt beschäftige ich mich schon seit Wochen damit, wie meine ideale Fotoausrüstung aussehen sollte und bin aber zu noch keinem Entschluss gekommen
Um erst mal hierauf zu antworten: Mache es so leicht und so einfach wie möglich. Auf Reisen ist meine Standardausrüstung 100D plus 18-135 STM, die ich - in einen simplen Stoffbeutel verpackt - im normalen Rucksack oder Handgepäck transportiere. Mehr wird nur zur Last und zieht die Aufmerksamkeit weg von der Reise auf die Technik. Die Versuchung ist groß, es wie die Japaner zu machen: Schnell alles knipsen und erst zu Hause sehen, wo man war. Schade um das Reiseerlebnis.
Hinzu kommt, daß zu häufige Objektivwechsel (ebenso wie häufiges Hantieren mit Stativ oder Filtern) auch Mitreisende sehr nerven kann. Deshalb: Möglichst wenig Ausrüstung. Und weil man das Zeug die ganze Zeit mit herumtragen muß, auch: Möglichst leichte Ausrüstung.
Und noch ein Gedanke: Befreie Dich vom Perfektionismusdruck. Du kannst außerhalb dieses Forums niemanden mit technisch perfekten Bildern beeindrucken. Du machst die für Dich vielleicht ultimative Reise. Aber versuche nicht, auch noch die ultimativen Bilder zu machen - das wird Dir den Reisespaß verderben. Allein die Motive machen Deine Bilder für die zu Hause gebliebenen Betrachter beeindruckend. Und die sind deshalb spannend, weil sie exotisch sind. Deshalb: Laß es ruhig auch mal rauschen, verzichte auf extreme und unnatürliche Brennweiten, sei auch mit einem einfachen Objektiv zufrieden. Und verzichte ruhig auf den manuellen Modus. Zeit-, Blenden- und vor allem Programmautomatik machen das Fotografieren leichter.
Im Grunde hast Du also schon, was Du für die Reise brauchst.
Kamera:
Wenn Du bisher ohne Klappmonitor und Schulterdisplay ausgekommen bist, bleib bei der 550D. Als Argument für "bessere" Kameramodelle werden technische Gründe aufgeführt - ob sie auf der Reise praktisch relevant sind, sei dahingestellt. Die mehr Megapixel der 750D/760D wären vielleicht dann ein Argument, wenn Du Deine Bilder auf einer Kinoleinwand zeigen willst. Aber meist wirst Du die Bilder wahrscheinlich eher runterrechnen. Wirklich nützlich wäre der Spritzwasserschutz der 70D, aber der ergäbe nur dann wirklich Sinn, wenn Du auch spritzwassergeschützte Objektive nutzen würdest - damit wärst Du aber in einer ganz anderen Preis- und Gewichtsklasse.
Objektive:
Wenn Dir das 55-250 IS am langen Ende zu langsam fokussiert, lohnt sich ein Upgrade auf das 55-250 STM. Das ist am langen Ende auch schärfer.
Das 10-18 STM ist ein feines Objektiv, mit dem man dank des IS auch bei wenig Licht noch gute Bilder hinkriegen kann. Aber wenn Du Dich als Anfänger bezeichnest, würde ich es Dir nicht empfehlen. Als Ultraweitwinkel ist es eine sehr extreme Brennweite, die erst mal beherrscht werden will, und die Gefahr ist groß, daß am Ende nur langweilige Alles-drauf-Bilder rauskommen. Das wäre die schlechteste Ausbeute, die Du von einer so tollen Reise mitbringen könntest. Das 18-55 IS (oder, wenn Du magst, ein etwas schärferes 18-55 STM) hat genügend Weitwinkel und reicht für Landschaften und Städte völlig aus.
Wenn Du nur
ein Objektiv mitnehmen willst, ist das 18-135 STM die beste Wahl - der gelungenste Kompromiß unter den Superzooms aus einem möglichst großen Brennweitenbereich und möglichst großer Schärfe. Vorausgesetzt, Du kannst auf längere Brennweiten verzichten. (Ein 18-135 STM macht übrigens das 18-55 trotz Brennweitenüberschneidung nicht überflüssig. Das kleine Kit hat Eigenschaften, die das Große nicht hat, eben das rekordmäßig geringe Gewicht, oder die einzigartig guten Close-up-Eigenschaften.) Einen Vergleich zwischen dem Canon und dem vom freundlichen Händler empfohlenen Sigma findest Du
hier.
Noch mal
Kamera:
Wenn Du auf STM-Objektive umstellst (das Beste, was es von Canon in der Einsteigerklasse derzeit gibt), und Du auch filmen willst, könnte sich ein Umstieg auf die 700D lohnen - sie nutzt die Vorteile der STM-Objektive beim Filmen voll aus. Ebenso wäre auch ein Umstieg auf 750D/760D möglich, doch kurz vor einer Reise würde ich nicht auf ganz neue Geräte gehen. Du willst ja nicht unterwegs mit möglichen Kinderkrankheiten konfrontiert werden.
Stativ:
Auf ein Stativ verzichte ich auf Reisen, mit IS, ruhiger Hand und festem Stand kriege ich auch so recht brauchbare Bilder bei wenig Licht hin. In kritischen Situationen stelle ich den Serienmodus ein und mache mit einem Auslöserdruck eine ganze Serie von Bildern - gewöhnlich ist mindestens ein scharfes Bild dabei. Wenn ich weiß, daß ich es brauchen werde, habe ich ein kleines Taschenstativ dabei, das eigentlich für Kompaktkameras gedacht ist, aber dennoch stark genug ist, die 100D und das Kitobjektiv zu tragen. Nützlich sein könnte auch ein flexibles Gorillapod, das man überall anklammern kann (ich habe aber keine Erfahrungen damit).
Tasche:
Was die Verpackung der Ausrüstung betrifft, macht es bei mir besagter Stoffbeutel. Wenn ein Zweitobjektiv dabei ist, steckt das in einer kleinen, gepolsterten Objektivtasche, die ebenfalls im Handgepäck oder im Reiserucksack verschwindet. Da sieht nach außen nichts nach Fotoausrüstung aus und weckt keine Begehrlichkeiten bei Langfingern.
Datensicherung:
Zum Sichern der Bilder habe ich in digitalen Anfangszeiten einen Imagetank benutzt, aber ich fand das umständlich und war mir nie sicher, ob die Bilder wirklich gesichert waren. Heute sind Speicherkarten billig genug und groß genug, daß meine einzige "Sicherungs"maßnahme ist, die Fotos der Reise auf mehrere kleinere Speicherkarten zu verteilen (statt einer großen Karte). Wenn eine Karte versagt, ist nur ein Teil der Bilder weg. Hat bisher immer geklappt - allerdings wäre ein Verlust von Bildern "nur" ärgerlich, verglichen etwa mit einem existenzbedrohenden Verlust meiner Geschäftsdaten. Mein Notebook nehme ich auf Privatreisen nicht mit, zu schwer. Unabhängig davon, wie Du Deine Bilder darüber hinaus sicherst, würde ich Dir auf jeden Fall den "Trick" mit den kleineren Karten empfehlen. Damit die Karten nicht einzeln im Gepäck herumfliegen: Es gibt Etuis für eine gewisse Anzahl von Speicherkarten.
Und zum Schluß noch die üblichen Tips: Nicht vergessen, einen oder mehrere Ersatzakkus mitzunehmen, ebenso Steckeradapter fürs Ladegerät. Welche nötig sind, findest Du z.B.
hier heraus.
Nun ist mein Beitrag auch länger geworden. Falls Du trotzdem noch Lust zum Lesen hast, schau mal
hier rein.