Nach meinem (rudimentären) Wissen bestand zu analogen Zeiten ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der ISO-Zahl und der tatsächlichen Lichtempfindlichkeit bzw. der chemischen Eigenschaften des Films.
Nein, die Filmemfindlichkeit konnte man schon zu Analogzeiten durch die Entwicklung (Temperatur, Dauer, Art des Entwicklers) beeinflussen.
Ich vermute, dass die physikalische Lichtempfindlichkeit eines Sensors immer gleich ist, sich also nicht ändert, wenn an der ISO gedreht wird (richtig?).
Was genau passiert also in der Kamera, wenn sich die ISO ändert?
Die Photodioden, die das Licht einfangen und in eine elektrische Spannung umwandeln, sind immer gleich. Es ändert sich die Signalverarbeitung: analog (durch unterschiedliche Verstärkung der Spannung vor der Analog-Digital-Wandlung) oder digital (durch Multiplizieren der Werte des A/D-Wandlers) – oder eine Kombination aus beidem.
Ergänzende Fragen: Wie ist dann in diesem Zusammenhang die Basis-ISO definiert? Und auf welcher Ebene sind ISO-Werte zwischen verschiedenen Sensoren (mehr oder weniger) vergleichbar?
Die ISO-Empfindlichkeit ist nicht eindeutig definiert, da gibt es mehrere Möglichkeiten (die entsprechende ISO-Norm 12232 kannst du kaufen, eine Zusammenfassung gibt's bei Wikipedia
https://en.wikipedia.org/wiki/Film_speed#Digital_camera_ISO_speed_and_exposure_index). Eine offizielle Definition von "Basis-ISO" gibt es m. W. nach nicht.
Die meisten Hersteller verwenden REI, d.h. nur die sRGB-JPEGs müssen (in den Augen des Herstellers) richtig belichtet sein.
DxO misst die Sensorempfindlichkeit nach dem Sättigungsverfahren, das gibt einen objektiven Vergleichsmaßstab zwischen den Sensoren (aber nicht zwischen den Kameras bei gleichen Einstellungen und schon gar nicht zwischen den Kamera-JPEGs). Bei Sättigungsverfahren ergibt sich relativ einfach eine Basis-ISO – das ist einfach die niedrigste gemessene ISO. Die abweichenden Hersteller-ISOs sind übrigens kein Betrug, sondern bewusste Entscheidungen – setze ich die REI-ISO höher also die sättigungsbasierte, dann habe ich mehr Überbelichtungsspielraum in den Lichtern und mehr Rauschen, setze ich sie niedriger, dann ist es umgekehrt. Letzteres nutzen einige Hersteller bei "Low-ISO".
GUTE Frage. Habe darüber erst gestern wieder kurz nachgedacht.
Das kam mir schonmal in den Sinn als es hier in einem Thread draum ging, daß messtechnisch bei vielen Canons es so aussieht als wenn eher 160 die Basis-ISO wäre und nicht 100...
Das bezieht sich meist darauf, dass man bei ISO 160 mehr Überbelichtungsspielraum hat.
Sonst weiß ich darüber zum Glück ausreichend wenig um mich auch zu fragen warum es auch 2016 so aussieht, als wenn keine Sensoren kommen würden wo die Basis-ISO z.B. 400 oder wenigstens 200 ist (und die dann auch mangels größerer Verstärkung entsprechend nur so rauschen wie aktuelle bei 100).
Das Rauschen kommt heutzutage in erster Linie von den Photonen (wenn man mal von den ganz dunklen Schattenbereichen absieht), für ISO 200 müsste der Sensor also doppelt so viele der einfallenden Photonen einfangen. Da scheint aber das technische Limit ziemlich erreicht zu sein, in den letzten Jahren hat sich da nicht viel getan. Sensorgen gibt schon Quanteneffizienzen über 50% an, mir ist allerdings nicht ganz klar, worauf sich das bezieht.
Oder warum die 1/3 Stufen als Fakestufen bezeichnet werden. also 320 ist Fake, 400 nicht? Lässt sich das Signal nur in Stufen und nicht linear verstärken? (?)
Alles eine Frage des Aufwandes. Im Zweifel ist es wohl einfacher, mehrere Verstärker mit festen Verstärkungen zu bauen. Soll ja alles extrem rauscharm sein, und natürlich müssen alle Verstärker exakt gleich laufen, weil ja meist mehrere Pixel (bis hin zu ganzen Zeilen/Spalten) parallel ausgelesen werden.
Daß es Filme z.B. in 100, 200 und 400 gab und nicht 250, was hat denn ein Bayersensor samt Verstärker damit gemeinsam?
Zumindest ISO 64 und ISO 160 gab es durchaus auch. Innerhalb einer Filmreihe feinere Abstufungen als 1 Blende ist wenig sinnvoll, denn man hatte (bei KB) ja eh immer 36 Aufnahmen, bevor man die Empfindlichkeit "ändern" konnte. Und sicher nicht für jede Drittelstufe 'nen extra Body.
L.G.
Burkhard.