Das wäre der falsche Schluß. Der Künstler soll sein Ding machen, den Rest regelt "der Markt". Bloß weil Lieschen Müller gerne Pur hört, braucht man nicht den Jazz einzustampfen. Verschiedene Künstler bedienen verschiedene Addressatenkreise und es liegt in der Natur der Sache, daß man zu vielem davon keinen Zugang findet. Mir käme z.B. weder Pur noch Wagner ins Haus, und daraus mache ich weder denen einen Vorwurf, noch zernagen mich deswegen irgendwelche Selbstzweifel.
Gruß,
Clemens
Ich finde es schon schade, wenn gerade ein Großteil der modernen (bildenden) Kunst nur noch von REzipienten mit einem umfassenden theoreatischen Hintergrund zur Gattung oder gar noch speziell zum Künstler und seinem Hintergrund verstanden wird.
So entfernt sich dieser Teil der (potentiellen) Rezipienten möglicherweise leicht vom ganzen Konzept der (modernen) Kunst, es entseht der Gedanke "das ist nichts für mich".
Dies ist doch schade.
Ich für meinen Teil habe mich schon mit dem Konzept Kunst etwas befasst - allerdings mehr auf die Literatur bezogen - und fände es hilfreich, wenn man in Ausstellungen etc. nicht mit Werken alleingelassen würde, sondern eine nicht allzu kurze Einführung zu Hintergründen, möglichen Zugängen und Interpretations
ansätzen erhalten würde, damit der Teil der Rezipienten, der noch nicht über viel Erfahrung oder Hintergrundwissen verfügt nicht "im Regen stehen gelassen wird" und die Meinung bildet, das alles sei zu hoch für ihn oder, weniger wohlwollend, schlicht Schrott.
Ich vermute auch, dass der Durchschnittsmensch, zu dem ich mich mal zähle, sich fast nur "schöne Werke" ins Haus holen würde und keine, die zwar eine gewichtige Aussage haben, aber nichtssagend oder hässlich aussehen (abgestorbene Wälder etc.).
Bei eingien Kunstwerken habe ich selbst das Gefühl, alles, was möglichst unästhetisch oder nichtssagend/ leer aussieht, oder nur "ungewöhnlich" aussieht, darf als Kunst deklariert werden und wer das nicht versteht, wird dann eben zum Banausen.
Dagegen finde ich es faszinierend, wie sich nichtssagende Werke erschließen, wenn ein Fachmann einem mal erklärt, worauf man achten soll oder was der Hintergrund der Entstehung des Werkes ist, Informationen, die man meist ja nicht einfach so zur Hand hat, trotz Smartphone und Co.
Bezogen auf die Fotos in diesem Forum würde
ich eine von 2 Forderungen erfüllt haben wollen:
1. Das Bild ist besonders ästhetisch und zeigt etwas Bekanntes aus einem ganz neuen Blickwinkel, bringt also dem Rezipienten so eine neue Erkenntnis oder
2. das Bild hat eine deutliche und erkennbare Aussage. In dem Fall muss es nicht ästhetisch sein, wenn die Aussage dem widerspricht. Wer etwa auf die Probleme einer benachteiligten Menschengruppe aufmerksamen machen möchte, muss diese nicht in besonders schöner Landschaft fotografieren oder darf das nur mit besonders attraktiven Menschen machen.
Trotzdem würde ich immer noch fordern, dass der (auch ungebildete) Rezipient das Recht hat, für sich zu entscheiden, dass er ein Bild nichtssagend oder unästhetisch findet, auch, wenn das der Meinung des Autors oder restlichen Publikums widerspricht.
Man ist nicht gezwungen, alles, was als Kunst deklariert wird, gut zu finden, zu verstehen oder seinen Geschmack dem anpassen zu müssen.
Ich finde, es muss auch erlaubt sein,
wenn man sich mit dem Bild ein wenig auseinander gesetzt hat, zu sagen, nein, das sagt
mir nichts oder das gefällt
mir nicht, oder die beabsichtige Aussage erschließt sich
mir nicht.
LG
Frederica