Im Prinzip hast du hier doch schon den Unterschied: Brechung an Phasenübergängen, Beugung durch Spalt/Gitter (oder eben Blende).
Beschäftige Dich mal mit der dynamischen Interferenztheorie. Meine Aussage ist absolut richtig!!!
Beispiel Röntgenbeugung (ist auch Licht):
Röntgenbeugung kann vereinfacht mit der kinematischen Interferenztheorie beschrieben werden, bei der Röntgenquanten an den Netzebenen des Kristallgitters reflektiert werden (BRAGGsche Gleichung). Viele Effekte bei der Beugung lassen sich aber so nicht erklären. Deshalb wurde die dynamische Interferenztheorie entwickelt. Diese geht davon aus, dass die Quanten quasi zwischen den Netzebenen "tunneln". Grob vereinfacht könnte man die Netzebenen als Spalt ansehen. Die Beugung findet aber nicht innerhalb des Kristalls statt, sondern nur an der Phasengrenze zwischen Kristall und Luft bzw. Kristall und Vakuum. Der Spalt sind dann die gegenüberliegenden Netzebenen bzw. Atome an der Phasengrenze. Die "Spaltbreite" ist der Abstand zwischen diesen. Das ist experimentell eindeutig bewiesen.
Die Beugung von Licht und von Mikrowellen folgt nach den gleichen Gesetzen. Beugung findet übrigens nicht nur in Kristallen, sondern auch in amorphen Stoffen statt. Nicht dass jetzt einer einwirft, dass Glas ja amorph ist. Aber Glas ist auch nicht richtig amorph, sondern hat eine Nahordnung. Auch an rein amorphen Stoffen gibt es eine Beugung an der Phasengrenze, nur sehen die Beugungsmuster etwas anders als bei kristallinen Stoffen aus, da sich die kugelförmigen Raumwellen etwas modifiziert anders ausbreiten.
Beim Eindringen des Quants in das feste Material (Phasengrenze), werden die Atome (Elektronenhüllen) zum Schwingen angeregt, so dass am Eintrittspunkt kugelförmige Raumwellen starten und durch das Material "wandern". Am Austrittspunkt an der hinteren Phasengrenze entstehen aus den Raumwellen wieder Quanten.
Streng genommen wandern weder Licht noch Röntgenstrahlen durch den Stoff hindurch. Man könnte es sich so vorstellen wie beim elastischen Stoß an einer Reihe von an Fäden aufgehangener Kugeln.
Die Beugungsunschärfe in Form des regenbogenartigen Saumes an Kanten stammt meiner Meinung nach in erster Linie bzw. ausschließlich durch die unterschiedliche Brechkraft des Glases für verschiedenfarbiges Licht und nicht!!! durch die Blende.
Ich hatte schon vorher mal geschrieben, dass eine Beugung am Spalt nur dann stattfindet, wenn der Spalt in Bezug zur Wellenlänge eine maximale Dicke hat und habe mal grob überschlagen, welchen Durchmesser die Blende dazu haben müsste. Ergo: An der Blende eines Objektivs kann es keine Beugung a la Spalt geben, weil die Öffnung auch extrem abgeblendet viel zu groß dafür ist.
Echte Beugung an einer Kante dürfte sehr gering ausfallen bzw. gar nicht stattfinden. Wer will, kann das mal makroskopisch nachvollziehen. Man nehme eine glatte Wasseroberfläche (Teich, Pfütze) und stellt ein Brett hochkant hinein. Dieses Brett ist dann die Blende. Dann wirft man ein Steinchen etwas vor das Brett und beobachtet die Ausbreitung der ringförmigen Wasserwellen. Die Beugungsgesetze des Lichtes, der Röntgenstrahlen, der Elektronen, des Schalls, der Neutronen und der Wasserwellen sind die Gleichen.
Was irgendwelche auf dem Gebiet der Beugung halbgebildeten Leute ins Internet schreiben, ist noch lange nicht richtig. Man findet im Internet für den größten Unsinn "Meinungen", die diesen "belegen".
Übrigens machen bei einigen bildgebenden Röntgenbeugungsverfahren Bleiblenden Beugungsreflexe auch besser sichtbar, aber das bedeutet noch lange nicht, dass die Beugung an der Blende stattfindet. Das ist zum Beispiel bei der hochenergetischen Röntgenbremsstrahlungsbeugung der Fall. Röntgenbremsstahlung ist wie Sonnenlicht polychromatisch, d.h. umfasst ein großes Wellenlängenspektrum. Das alles funktioniert analog, ist nur um den Faktor 1000 kleiner als beim sichtbaren Licht.
Ich habe so weit ausgeholt, damit die Beugungseffekte am Objektiv richtig erklärt bzw. interpretiert werden können.