Hallo,
ich kann die negativen Kommentare zur Produktpolitik von Olympus schon auch gut verstehen.
Ich fotografierte bis vor Kurzem immer parallel mit Nikon und Olympus.
In der Analogära war das Oly-System (OM 1, OM 3, OM4) meine Wahl für Reisereportagen und für "Privat", weil es meiner Meinung nach die schönsten und angenehmsten Kameras ever waren.
Es ist schon nicht ganz unwichtig, dass das Equipment auch gefällt. Ausserdem gab es keine Kameras, die einen weicheren Auslösevorgang hatten (Spiegeldämpfung, Auslöser, Verschlussablauf), was einerseits das Verwackeln deutlich reduzierte, andererseits haptisch ein Genuss war.....
OM: "Pfft"....vs. Nikon: "KLACKKK"...
Mit Beginn der AF-Ära verlor das OM System dann langsam an Boden- und wurde verkauft.
In den 90ern, als die ersten professionellen Digitalkameras auf den Markt kamen hatte Olympus vorerst nichts zu bieten.
Also kam wieder Nikon (respektive Kodak), später die hauseigenen Nikon D1.... ins Haus.
Kurz nach der D1 wurde dann aber von Olympus die E10 vorgestellt...mit fast der doppelten Auflösung, wie die D1 zum gut halben Preis.
Also kam auch wieder Olympus ins Haus. Die Kameraserie war (für damalige Verhältnisse) genial. Erstklassige (fix verbaute) Optik, Klappmonitor, ZENTRALVERSCHLUSS (leider für Sport nicht geeignet). MIt Batteriepack keine Engpässe, dann kam die E20 (mit der mein Vater noch heute einen Großteil seiner Reisefotos macht). Knackpunkt war der witzlos winzige Puffer (nach 3 Pix war die Mühle nur noch am Speichern).
Schade, dass das System nicht weiterentwickelt wurde....aber...2003 kam dann die E1.
Also wieder (sehr teuer!!) eingekauft- aber die Konstruktion sprach für sich.
Ich würde vermuten, dass die E1 die robusteste Kamera EVER war/ist. Mit 3 Gehäusen habe ich weit über eine Million Aufnahmen gemacht, ohne einen einzigen Ausfall.
Von Olympus gab es auch eine anständige Profibetreuung (Olympus Master), die auch ein jährliches Service/Reinigung mit einschloss.
Die traumhaften Pro- und TopPro Optiken sind bis heute praktisch konkurrenzlos.
Leider entwickelte sich das System nicht so rasch weiter, wie anfangs gedacht- also vorrangig die Sensorentwicklung hinkte zusehends hinterher....also wurde wieder schweren Herzens das System verkauft.
Das mFT bot keine Alternativen.
Parallel arbeitete ich all die Jahrzehnte mit den jeweils aktuellen Nikon Kameras/Objektiven (von der F2 bis zur D800/E).
Leider verschlechterte sich die Qualität bei Nikon über die Jahrzehnte maßgeblich. Die einst nahezu perfekte Verarbeitung der "Werkzeuge" mutierte immer mehr zu billig produzierten Massenartikeln (einschließlich der Prime-Zooms). Zentrierungsfehler, AF-Module, die sich kaum justieren ließen, sich häufende Defekte (Spiegelmechanik/AF-Modul der D800/E) führten bei mir zum Schluss, dass Nikon nach über 30 Jahren den Zenit der professionellen Nutzbarkeit überschritten hatte....Folge war der vor Kurzem erfolgte Verkauf des Equipments.
Fast zeitgleich mit dieser Erkenntnis kam die Olympus OMD-EM1 auf den Markt.
Die ersten Fotos im Netz zauberten ein Lächeln ins Gesicht...die Kamera sah fast so aus, wie meine geliebten OMs früher Jahre (speziell die OM4 mit Motor). Die Leistungsdaten auf dem Papier machten mir die Entscheidung leicht- die Kamera wurde "blind" angeschafft. Mit 16MP ist sie für Reportagen und auch im Studio bis mindestens A3 gut gerüstet (selbst A2 Prints brauchen keinen Vergleich zu scheuen).
Der EVF war erst etwas gewöhnungsbedürftig- die Vorteile überwiegen aber mehr als deutlich. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten macht das Fotografieren wieder SPASS!!!!!
Ich hatte noch keine Kamera in all den Jahren, wo es so einfach war, gute Ergebnisse zu bekommen.
Der AF ist ein Traum (praktisch das genaue Gegenteil des Nikon AF hinsichtlich Präzision und Geschwindigkeit bei mehr oder weniger statischen Motiven), das Rauschen hält sich in überschaubaren Grenzen, der Sucher (samt seiner Vergrößerungsmöglichkeiten) ist ein Gedicht, mit BG liegt die Kamera super in der Hand und ist halb so schwer, wie die D800/D3.
Und....das 12/40 ist ein optischer Überflieger (wie nicht anders erwartet)- und lässt darauf hoffen, dass die künftige "Pro"-Serie in diesem Sinne Ähnliches erwarten lässt.
Natürlich kann man mit der mFT nicht alles abdecken- aber etwa 80% aller professionellen Anforderungen werden mit Bravour erfüllt.
Was bei Outdoor noch dazu kommt, ist neben dem geringen Gewicht die perfekte Abdichtung von Kamera/BG und Objektiv.
Im Gegensatz zu allen anderen Herstellern sind die Olympus-Geräte ISO-zertifiziert (also mit rechtsverbindlich Spezifikationen versehen).
Diese netten Details zeigen sich zum Beispiel beim BG-Anschluss, wo auch die Kontakte abgedichtet werden (Dichtungslippe rundum). Ein fehlendes Detail, das bei vielen DSLR zu massiven Problem geführt hat (besonders oft bei den Sony Modellen A850/900, wo ich dann selbst eine Dichtung für den BG angefertigt habe).
Mit dem mFT System dürfte auch die Gefahr gebannt sein, dass sich Olympus wieder schnell zurückzieht, da der Markt durch die Mitbewerber deutlich größer - und somit lukrativer wurde. Ausserdem lassen sich ja die FT-Objektive nun praktisch verlustfrei adaptieren.
Was die Modellpolitik von Olympus anbetrifft, so möchte ich noch anführen, dass die typische "Halbwertszeit" bei professionellen System 3 Jahre beträgt. Das heißt, dass die Geräte dann sowohl steuerlich voll abgesetzt sind- und mechanisch in der Regel am Ende.
Es ist der Beinbruch also nicht so groß, wenn eine Kameralinie ausstirbt. Sie sollte bis dahin den Kaufbetrag xfach eingespielt haben.
Im Amateurbereich schaut das natürlich etwas anders aus.
In diesem Sinne bin ich froh, dass Olympus wieder ein mehr als konkurrenzfähiges Kamerasystem auf die Beine gestellt hat!