Gast_194966
Guest
Moin!
In dieser Diskussion wird vehement bestritten, dass die Definition einer "Normalbrennweite" etwas mit der menschlichen Wahrnehmung zu tun hat, ja das wird sogar als "Märchen" bezeichnet. Als Beleg wird auf Wikipedia verwiesen, wo zu lesen ist...
Das ist natürlich vollkommen richtig. Diese beiden Begriffe sind im folgenden definiert, und sie haben beide tatsächlich nichts mit den vom menschlichen Auge erfassten etwa 50° zu tun.
In der weiteren Diskussion werden dann auch noch das periphere und foveale Sehen genannt, die beide ebenfalls nur am Rande mit einer "Normalbrennweite" zu tun haben.
Bei Wikipedia wird es weiter so dargestellt, als wäre eine Normalbrennweite nur über die Diagonale des Aufnahmeformats und durch den sich dadurch ergebenden Bildwinkel von etwa 53° definiert, aber gänzlich ohne Bezug zu den menschlichen Sehgewohnheiten. Möglich, dass die strikte Definition der Normalbrennweite keinen Bezug zum menschlichen Sehen enthält, aber trotzdem gibt es selbstverständlich einen Zusammenhang zum menschlichen Sehen, der den Bildwinkel von etwa 50° nahelegt.
Der Hintergrund ist das menschliche Gebrauchsblickfeld (im Link das letzte der beim Menschen unterschiedenen Blickfelder, mit Winkelangaben). Das ist etwa der Bereich, den ein Mensch ohne Anstrengung durch Augen- und leichte Kopfbewegungen foveal erfassen kann. Und das umfasst tatsächlich ganz grob etwa 50°.
An einer ganz anderen Stelle haben diese etwa 50° des Gebrauchsblickfelds Eingang in die Fotografie gefunden und werden dort mit steter Regelmäßigkeit, aber offenbar weitgehend unbewusst, benutzt: Der in üblichen Schärfentieferechnern benutzte zulässige Zerstreuungskreis ergibt sich aus der Annahme, dass Menschen ein Foto zum betrachten etwa so positionieren, dass es das Gebrauchsblickfeld, also in der Diagonale etwa 50°, bedeckt. Dann entspricht der Abstand zu den Augen etwa der Diagonale des Fotos. Das Auge erkennt weiterhin etwas gerade als unscharf, dessen Ausdehnung etwa 1/1500 der Entfernung zum Auge entspricht. Nur wegen der Annahme, das Foto würde das Gebrauchsblickfeld bedecken und weil dann der Abstand der Bilddiagonale entspricht, wird der zulässige Zerstreuungskreis als 1/1500 der Diagonale des Aufnahmeformats angenommen.
Wenn man also annimmt, dass ein Foto zum betrachten in eine Entfernung gehalten wird, die seiner Bilddiagonale entspricht, dann nimmt es ein Blickfeld von etwa 50° ein. Die Perspektive und der Bildeindruck auf diesem Fotos erscheinen dann als natürlich und normal, wenn auch der aufgenommene Bildwinkel etwa 50° beträgt. Und dieser Bildwinkel wird erreicht mit einer Brennweite, die der Diagonale des Aufnahmeformats entspricht, der Normalbrennweite.
Nach meiner Überzeugung ist das der Grund für die Definition und Benennung der "Normalbrennweite", und der Zusammenhang mit dem menschlichen Sehen ist eben keineswegs ein "Märchen".
Dass die Sehgewohnheiten individuell sehr verschieden sein können, bestreite ich damit nicht, aber die etwa 50° des Gebrauchsblickfelds und damit auch des Normalobjektivs sind vermutlich ein guter Kompromiss und Mittelwert, und noch dazu ist das Verhältnis 1:1 zwischen Brennweite und Diagonale angenehm einfach und geradlinig.
Habt Ihr Kommentare dazu?
Gruß, Matthias
In dieser Diskussion wird vehement bestritten, dass die Definition einer "Normalbrennweite" etwas mit der menschlichen Wahrnehmung zu tun hat, ja das wird sogar als "Märchen" bezeichnet. Als Beleg wird auf Wikipedia verwiesen, wo zu lesen ist...
Wikipedia schrieb:Als Normalbrennweite bezeichnet man die Brennweite, die der Länge der Diagonalen des jeweiligen Aufnahmeformates entspricht. Sie definiert sich nicht, wie oft fälschlich angenommen, über den Sehwinkel des Auges oder das Gesichtsfeld des menschlichen Sehsinnes.
Das ist natürlich vollkommen richtig. Diese beiden Begriffe sind im folgenden definiert, und sie haben beide tatsächlich nichts mit den vom menschlichen Auge erfassten etwa 50° zu tun.
In der weiteren Diskussion werden dann auch noch das periphere und foveale Sehen genannt, die beide ebenfalls nur am Rande mit einer "Normalbrennweite" zu tun haben.
Bei Wikipedia wird es weiter so dargestellt, als wäre eine Normalbrennweite nur über die Diagonale des Aufnahmeformats und durch den sich dadurch ergebenden Bildwinkel von etwa 53° definiert, aber gänzlich ohne Bezug zu den menschlichen Sehgewohnheiten. Möglich, dass die strikte Definition der Normalbrennweite keinen Bezug zum menschlichen Sehen enthält, aber trotzdem gibt es selbstverständlich einen Zusammenhang zum menschlichen Sehen, der den Bildwinkel von etwa 50° nahelegt.
Der Hintergrund ist das menschliche Gebrauchsblickfeld (im Link das letzte der beim Menschen unterschiedenen Blickfelder, mit Winkelangaben). Das ist etwa der Bereich, den ein Mensch ohne Anstrengung durch Augen- und leichte Kopfbewegungen foveal erfassen kann. Und das umfasst tatsächlich ganz grob etwa 50°.
An einer ganz anderen Stelle haben diese etwa 50° des Gebrauchsblickfelds Eingang in die Fotografie gefunden und werden dort mit steter Regelmäßigkeit, aber offenbar weitgehend unbewusst, benutzt: Der in üblichen Schärfentieferechnern benutzte zulässige Zerstreuungskreis ergibt sich aus der Annahme, dass Menschen ein Foto zum betrachten etwa so positionieren, dass es das Gebrauchsblickfeld, also in der Diagonale etwa 50°, bedeckt. Dann entspricht der Abstand zu den Augen etwa der Diagonale des Fotos. Das Auge erkennt weiterhin etwas gerade als unscharf, dessen Ausdehnung etwa 1/1500 der Entfernung zum Auge entspricht. Nur wegen der Annahme, das Foto würde das Gebrauchsblickfeld bedecken und weil dann der Abstand der Bilddiagonale entspricht, wird der zulässige Zerstreuungskreis als 1/1500 der Diagonale des Aufnahmeformats angenommen.
Wenn man also annimmt, dass ein Foto zum betrachten in eine Entfernung gehalten wird, die seiner Bilddiagonale entspricht, dann nimmt es ein Blickfeld von etwa 50° ein. Die Perspektive und der Bildeindruck auf diesem Fotos erscheinen dann als natürlich und normal, wenn auch der aufgenommene Bildwinkel etwa 50° beträgt. Und dieser Bildwinkel wird erreicht mit einer Brennweite, die der Diagonale des Aufnahmeformats entspricht, der Normalbrennweite.
Nach meiner Überzeugung ist das der Grund für die Definition und Benennung der "Normalbrennweite", und der Zusammenhang mit dem menschlichen Sehen ist eben keineswegs ein "Märchen".
Dass die Sehgewohnheiten individuell sehr verschieden sein können, bestreite ich damit nicht, aber die etwa 50° des Gebrauchsblickfelds und damit auch des Normalobjektivs sind vermutlich ein guter Kompromiss und Mittelwert, und noch dazu ist das Verhältnis 1:1 zwischen Brennweite und Diagonale angenehm einfach und geradlinig.
Habt Ihr Kommentare dazu?
Gruß, Matthias