Dass Vollformat auch (außerhalb der Ränder) eine überragende Bildqualität mitbringt wurde hier ja auch deutlich hervorgehoben. Allerdings ist mir noch nicht so klar geworden "ab wann" ich davon profitiere. Bei der 100% Betrachtung am Bildschirm sicherlich. Nur das interessiert mich nicht wirklich. Ich zeige meine Bilder an einem 19Zöller oder lasse sie ausdrucken. Ich gehe davon aus, dass man ab einer gewissen Ausgabegröße Vorteile von Vollformat sehen müße. Bei kleineren Formaten wage ich es zu bezweifeln. Wer hat da Erfahrung?
Wichtig für die Beantwortung dieser Frage sind mehrere Faktoren.
1. Bei gleichem Standort, gleicher Blende und gleichem Bildwinkel besitzt ein größeres Format die geringere Tiefenschärfe (also z.B. Crop 1.6 mit 200mm vs. KB mit 300mm). Zudem spielt bei Blenden um 1.2/1.4/1.8 noch die Randunschärfe und Vignettierung bei KB eine Rolle. Dadurch entsteht insgesamt eine andere Bildwirkung, die schon ab Bildschirmgröße oder sagen wir mal 10x15cm Print zu sehen ist und die den Betrachter eher auf die Bildmitte (weg von Unschärfe und Vignettierung) und die scharfen Bildteile lenkt. Es findet also eine erhöhte Konzentration des Betrachters auf bestimmte Bildteile statt. Das ist nicht immer so gewollt, aber da wo man es haben will, geht es mit größerem Format eben am besten. Man kann ja selber mal ein Portrait nehmen, und dem Bild etwas (!) Vignette hinzufügen. Der Effekt dürfte dann klar sein.
2. Einen Vorteil in der Bildqualität (Rauschen) bekommst du durch geringere Pixeldichte, wenn wir über hohe ISO reden. Unabhängig vom Format.
3. Einen Vorteil in der Bildqualität (Auflösung) bekommst du von "möglichst vielen gut aufgelösten Pixeln". Was heißt das?
Ein Beispiel: Nimm ein schlechtes Objektiv und einen Sensor mit hoher Pixeldichte. Also z.B. viele Pixel auf kleinem Sensor. Dann hast du zwar viele Pixel, aber das Objektiv kann das Motiv nicht auf alle Pixel perfekt scharf abbilden. Du bekommst also viele Pixel von geringer (Schärfe)Qualität. Nimmst du nun wenig Pixel auf einem Großen Sensor, dann bekommst du auch mit einem schwachen Objektiv noch genug Auflösungskraft für gute Pixelqualität. Allerdings hast du insgesamt nur wenig Pixel Ausbeute.
Der interessante Punkt dabei ist, genau den Punkt zu treffen, an dem die Pixeldichte auf dem Sensor genau zum Auflösungsvermögen des Objektivs passt. Je höher die Pixeldichte, desto besser muss das Objektiv auflösen können.
Jetzt wird es spannend.
Was kann denn so ein gängiges Objektiv auflösen? Setzt man nun mittelmäßige KB-Objektive vor eine 12 MP Crop Kamera, dann stellt man sehr schnell fest, dass man zwar wenig Randunschärfe und Vignettierung hat, jedoch die Schärfe insgesamt doch nicht so dolle ist. Das Objektiv ist schlicht überfordert. Setze ich das gleiche Objektiv an eine 5D ebenfalls mit 12 MP aber KB-Sensor, dann bekomme ich in den zentralen 80% (Schätzung) eine bessere Auflösung hin, während in den Randbereichen die Schwäche des mittelmäßigen Objektivs deutlich zutage tritt. Da man i.d.R. sowohl die Schärfe als auch die Randqualität durch Abblenden verbessern kann, kann ich dadurch also die Bildqualität sowohl an KB als auch am Crop verbessern.
Es ist also nicht so einfach zu sagen, welches Objektiv bei welcher Blende für welches Format mit welcher Auflösung (-> Pixeldichte) ausreichend ist oder nicht. Fakt ist, dass eine 10 MP Crop oder 16 MP KB Kamera mit einem 70-200mm 4L IS schon bei Offenblende ganz gut aufgelöst wird. Ein 24-85 hingegen sollte schon auf 5.6-8 abgeblendet werden, um am Crop eine ausreichende Leistung zu bringen. Am KB ist zumindest im zentralen Bildbereich jedoch schon die Offenblende oder leichtes Abblenden ausreichend. Dafür ist der Bildrand gerade am weiten Ende recht mies.
Ein weiterer Kostentreiber an guten KB-Objektiven ist übrigens ihre Eigenschaft, auch im Randbereich noch brauchbar zu sein (wenn die Pixeldichte nicht zu hoch wird). Es steckt also z.B. in einem 24-70L einiges an Kosten in den brauchbaren Randbereichen, die man garnicht nutzt, wenn man das Objektiv an einer Crop-Kamera verwendet. Es verwundert also nicht, dass man z.B. ein 17-55 2.8 IS USM viel günstiger für Crop bauen kann, welches an Crop nahezu gleiche Leistung bringt (ok, es wurde auch an der Fertigungsqualität gespart gegenüber dem L).
Es verwundert also nicht, dass KB-Objektive an KB-Bodies einfach prima funktionieren. Mittlerweile gibt es eben auch hochwertige Crop-Objektive ala 17-55 2.8 IS USM, die eben auch am Crop super passen.
Nimmt man das alles mal zusammen kommt genau daher meine Aussage, dass die Wahl des Formats hauptsächlich von den gewünschten Objektiven und der Ausgabegröße abhängig ist.
Ich hoffe das hilft ein wenig.
Grüße
TORN