Mir erschließt sich einfach nicht der sinn warum ich bei einer von dir geschilderten situation ein 24mm KB objektiv verwenden soll, ich verwende dafür einfach eine höhere brennweite und passe den abstand an um auf kleinere schärfentiefen zu kommen, aber wenn du mit 24mm f1,4 und abständen um die 25 cm unbedingt fotografieren willst musst du das machen.
Ich spreche KB ja nicht den sinn ab, nur verstehe ich es nicht so ganz wenn dabei von freistellung im SWW und WW gesprochen wirtd, das hast du frühestens mit MF und einer halbwegs lichtstarken optik.
Freistellung bedeutet meiner Meinung nach nicht, dass der Hintergrund bis zur Unkenntlichkeit verschwimmt. Freistellung bedeutet, dass der Hauptinhalt durch eine schmale Schärfezone vom Hintergrund sichtbar separiert wird.
Klar, das geht bei mFT mit einem lichtstarken Tele auch. Mit einem 24/1,4 oder 35/1,4 an KB erzielst du aber eine ganz andere Bildwirkung. Du musst näher rangehen, und gerade das sieht man den Bildern an - du bist plötzlich mittendrin statt nur dabei. Gerade Reportagen leben von dieser Nähe.
In diesen Situationen kann es meiner Meinung nach schon von Vorteil sein, wenn man trotz Weitwinkel den Hintergrund so unscharf gestalten kann, dass er nicht stört. Und das geht bei KB nun wirklich besser als bei mFT.
Kirk Tuck hat das mal sehr schön anhand von zwei Bildern gezeigt:
Leica 35/1,4 an einer EPL1:
http://4.bp.blogspot.com/_ovls9fCReFQ/TF-VBb6tFzI/AAAAAAAABkA/4w4rs4qpYyg/s640/belin.jpg
Leica 35/1,4 an einer M9:
http://4.bp.blogspot.com/_ovls9fCReFQ/TF-RiXpdraI/AAAAAAAABig/J0UcewKE5SA/s640/belinda+at+tacodeli.jpg
O.k., sind eher Schnappschüsse, und dann auch noch mit anderem Hintergrund, aber mit ein bisschen Phantasie zeigen sie, worum es geht: Ein 35/1,4 an KB (oder meinetwegen auch ein Vogtländer 17/0,95 an mFT) erlaubt es, nahe an die Szene heranzugehen und gleichzeitig genügend Umgebung mit einzubeziehen, um den Betrachter ein Bild von der Situation zu verschaffen - und zwar, ohne dass diese Umgebung dem Hauptmotiv Konkurrenz machen würde. Nämlich, weil sie unscharf ist. (Natürlich nicht komplett unscharf, aber das wäre ja auch nicht gewollt.)
Aus meiner Sicht hat Vollformat systembedingt einen einzigen Nachteil gegenüber mFT: die Größe. Alles andere (ungenauer AF, Bedienbarkeit, unscharfe Ecken) ist nicht systembedingt. Vergrößer das Bajonett und konstruier entsprechende Optiken, und schon sind die Ecken so gut wie bei mFT. Lass den Spiegel weg und nutze Panasonics/Olys AF-Technik, dann klappt es auch mit der Focus-Geschwindigkeit/Genauigkeit.
Mit diesem Größen-Nachteil erkauft man sich die einzigen beiden Vorteile des KB-Formats (die überdies zusammen gehören): bessere BQ (größere Dynamik, geringeres Rauschen) und geringere Schärfentiefe. KB hat (bei gleicher Sensortechnik) keinen Schärfentiefe-Nachteil, sondern einen Vorteil: Ein 50/1,4 kanns du offen betreiben (dann meinetwegen mit weichen Ecken) oder halt bei Blende 2,8 (dann sind die Ecken scharf, und die Schärfentiefe ist der eines - nicht ganz randscharfen - Pana 25/1,4 ebenbürtig). O.k., du musst den ISO-Wert um zwei Stufen hochschrauben. Ein KB-Sensor rauscht dafür aber bei ISO400 genausoviel wie ein mFT-Sensor bei ISO100 (gleicher Stand der Technik vorausgesetzt).
mFT bietet weniger Möglichkeiten als KB, um Bilder gezielt mit geringer Schärfentiefe zu gestalten. Für mich persönlich wird dieser Nachteil allerdings erst bei Weitwinkel-Brennweiten relevant - die Schärfezone des Pana 25/1,4 (das ich (noch) nicht besitze) wäre für meine Zwecke wohl gering genug. Wenn nun noch ein 17/0,95 mit AF käme, wäre der Schärfentiefe-Nachteil für mich kaum noch spürbar.