Ich hab relativ häufig mit unerfahrenen Menschen vor der Kamera zu tun (Kunden halt) und meine Taktik ist da eigentlich die des lockeren Mundwerks - texten was das Zeug hält. Manchmal reicht das. Wenn das nicht reicht kommt noch "zum Affen machen" in Frage - aber auch das reicht nicht immer.
Es geht wohl unterm Strich darum, dass man erst mal versucht herauszufinden, warum das Gegenüber etwas verspannt ist (ungewohnte Situation? irgendwelche Schönheitsmakel, die man als Beobachter nicht gesehen hat? Streit mit dem Freund? Kopfschmerzen? usw.) und dann entsprechend gegenarbeiten. Oft hilft bei mir, dass ich einfach mal die ersten 10min oder so "draufhalte" - also einfach so beim Quatschen Knippse. Damit das "Klicken" so nebenbei passiert und man nach und nach die Verspannung verliert.
Allerdings gebe ich zu: Manchmal hilft alles nix. Da muss ich dann auch als Fotograf resignieren und einfach versuchen das Beste zu geben - optimale Ergebnisse wird es nicht geben, aber ich habs zumindest versucht. Im Laufe der Jahre wird das allerdings weniger - aber ganz verschwunden ist es bei mir jedenfalls nicht. Es gibt einfach Menschen die hat man innerhalb von 5min gefressen - da hilft dann auch die professionellste Einstellung nix. Wir sind halt immer noch Menschen

Ach ja und es gibt die 100% talentfreien. Die sind mir eigentlich am liebsten, weil mit denen zu arbeiten echt anspruchsvoll ist. Nur muss man da seine Erwartungen auf ein ziemliches Normalmaß reduzieren und sich schon mit einem kleinen Lächeln zufrieden geben. Richtig "entspannte" Aufnahmen wird es mit diesen innerhalb der Stunde oder so nicht geben.
Es läuft fast alles über das Zwischenmenschliche. Keine Sorge, man muss kein extrovertierter Kasper sein - aber es hilft, wenn man ernsthaft Interesse am Gegenüber hat, den Menschen zuhört und auf das eingeht, was gesagt wird... im Grunde halt das, was man im Alltag schon eh können sollte...
Ach ja - und dann der ultimative Tip: Einfach draufhalten, keine Pausen machen, nicht zeigen, dass man gerade keinerlei Plan hat, was man machen will
Edit: Bei richtigen Modellen ist das wieder was anderes. Da bezahlt man ja dafür, dass man sich voll und ganz auf das Bild konzentrieren kann. Aber auch da hilft es, wenn man Mensch bleibt
