Friedhelm
Themenersteller
Hallo,
eigentlich wollte ich auf einen anderen Beitrag antworten, da sich der Beitrag allerdings dann zu weit vom ursprünglichen Thema wegentwickelt hätte, habe ich mal an dieser Stelle meinen Vergleich eingestellt.
Hierzu folgende Überlegungen
mfg
eigentlich wollte ich auf einen anderen Beitrag antworten, da sich der Beitrag allerdings dann zu weit vom ursprünglichen Thema wegentwickelt hätte, habe ich mal an dieser Stelle meinen Vergleich eingestellt.
Hierzu folgende Überlegungen
- Technische Betrachtung der angeblichen digitalen Nachteile
Die Annahme, dass die frühere analage Fototechnik der heutigen (digitalen) Technik überlegen ist, halte ich für falsch und zwar aus folgenden Gründen :- Empfindlichkeit/Rauschen
Wenn man einen früheren Diafilm mit der Aufnahme einer heutigen Kamera vergleicht und feststellt, dass z.B. ein Dia einen größeren Dynamikumfang bei niedrigeren Rauschen entwickelt, dann werden hier 2 unterschiedliche Dinge "verglichen" :
Der frühere Diafilm muss, um in der Qualität einigermassen mithalten zu können, bei sehr niedriger Empfindlichkeit aufgenommen werden.
(Das hat den technischen Grund in der "Schwärzungskurve" von analogem Film.)
Nun ist es allerdings so, dass das Rauschen bei digitalen guten Kameras im niedrigen Empfindlichkeitsbereich auch nicht gerade sehr hoch ist.
Meines Erachtens dürfte es sich ungefähr mit denen eines Diafilms vergleichen lassen.
Arbeitet man allerdings in einem etwas höheren Empfindlichkeitsbereich, dann ist das Rauschen bei digitalen Kameras viel niedriger als beim analogen Film. Einer der feinsten Film z.B. war früher (und wohl auch heute noch) der Kodak Tri-X-Pan mit einer Empfindlichkeit von 400 ISO.
Damit waren/sind feinkörniger Ausbelichtungen bis ca. DIN A 3 problemlos möglich. Der Vorteil dieses Film liegt in der Flexibilität, ich konnte ihn locker zuhause (im Schrank) bis 1600 (3200) ISO "pushen". Damit war es dann allerdings mit der Feinkörnigkeit vorbei, bzw. fing das Rauschen/Körnigkeit an (schon bei so ca. 600 bis 800 ISO). (Wobei "Körnigkeit" einiges zur Attraktivität beiträgt).
Meines Erachtens schaffen das moderne Sensoren wir der der Canon 5D o.ä. wohl locker.
Insofern kann man soetwas, meiner Meinung nach, nicht so richtig "vergleichen".
- Formate
Früher musste ich für Formate bis DIN A2/A3 Mittelformatkameras benutzen um einigermassen brauchbare Resultate, wie geringes Rauschen, bei "angenehmen" Empfindlichkeiten (ISO 100 bis ca. 400 ?) zu bekommen.
Heutzutage kommt man schon mit "normalen" digitalen Kameras (canon 30d, Nikon 200d) an diese Größe heran.
- Handhabbarkeit (Handlebarkeit)
Früher war, im Gegensatz zu heute, die analoge Entwicklung sehr umständlich. Das fing bei dem entsprechenden Raum an. (Hier darf man nicht die Raummiete z.B. für eine fest installiertes Labor vergessen !!).
Hatte man keinen extra Raum, so ging für den Umbau der Küche oder des Badezimmers eine Menge Zeit drauf.
Bei großen Formaten musste ich, z.B. durch Umschwenken des Belichtungskopfes meines Vergrößerers (zur Projektion auf Papier), auch noch die räumlichen Vorraussetzungen, selbst bei einer temporären Zweckentfremdung des Badezimmers, in Anspruch nehmen.
Jeder, der einmal selber große Formate entiwckelt hat weiss wie sperrig z.B. die dafür notwendigen Wannen waren.
Das Hantieren mit den Chemikalien sorgte für zusätzliche Freude und nahm entsprechende Zeit in Anspruch.
Alle oben aufgezählten Punkte nahmen nicht nur viel Zeit in Anspruch sondern kosteten natürlich auch eine Menge Geld.
- Empfindlichkeit/Rauschen
- Vergleich des Equipments/Workflow
- Aufnahme
Schon vor der Aufnahme musste man sich Gedanken um das Motiv machen (was natürlich immer gut ist), bzw. man verlor eine gewisse Art von Flexibilität, weil man jeweils für 36 Bilder an eine Film Empfindlichkeit (und damit an eine Gradation bzw. an ein "Rauschen" bzw. Filmkorn) gebunden war.
Heute kann man bei jeder Aufnahme individuell die Empfindlichkeit regeln.
- Entwicklung
Dieser Teil des Workflows wird, meiner Meinung nach, bei den Vergleichen ständig vernachlässigt. Den analogen Workflow habe ich oben schon angedeutet.
Für die digitale Entwicklung (natürlich immer aus einem RAW) stehen viele Programme zur Verfügung, das am häufigsten genannte (leider auch komplizierteste) ist Photoshop.
Dieses wird von vielen Amateuren als "zu teuer" angesehen. (Es gibt natürlich auch preiswertere Alternativen oder das Open Source Programm "Gimp". Leider kann (konnte ?) Gimp Farben nur mit 8 Bit Farbtiefe bearbeiten.)
Allerdings wird dabei oft nicht beachtet, dass mit BildbearbeitungsProgrammen den gesamten analogen Workflow, von der Aufnahme über die Entwicklung bis hin zur Vergrößerung, abgedeckt werden.
Ich schätze mal, dass die (früheren) analogen Kosten für eine Bildbearbeitung höher bzw. gleich denen der heutigen waren bzw. sind. (Computer und Hardware teils mit einberechnet).
- Vergrößerung
Ok, ein entsprechender Drucker, DIN A3/A2 ist natürlich auch entsprechend teuer, allerdings kann man heute die "Ausbelichtung", bei vorheriger professioneller Vorlage, auch getrost den Fachlaboren überlassen, wenn man denn gute hat.
Dies war früher eher schlecht möglich, da bei der Ausbelichtung (durch den Entwicklungsprozess des Positiv Materials bedingt, noch zu viel individuelle Arbeit in das Bild gesteckt werden musste. Dies resultiert daraus, dass Filme meistens einen höheren Dynamikumfang haben/hatten als Papier und dass deswegen von Entscheidung, was vom ursprünglichen belichteten "Material" auf das Positiv kam, das meiste zum endgültigen Aussehen beiträgt. (Hochempfindliche Filme haben einen Dynamikumfang von ca. 1:2000 während das Papier, auf dem das Ganze letzendlich entwickelt wird, nur einen Dynamikumfang von ca. 1:32 hat ! Hier schafft das Abscannen von Filmen Abhilfe. Allerdings bedeutet dies einen gewissen "Medienbruch" und es stellt sich die Frage, ob man dann nicht gleich den gesamten Verarbeitungsprozess in einer Technik durchziehen sollte)
- Aufnahme
- Fazit
Aus dem, physikalisch festgelegte, Verhalten von analogen Filmmaterial, und der digitalen Verabeitung hat man heute sehr viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten und Flexibilität als mit analogem Material.
Der größere Dynamikumfang von analogem Material ist vielleicht manchmal vorhanden, steht meistens jedoch nur theoretisch zur Verfügung.
(Ich möchte mal den Fotografen sehen, der mit seiner Hasselblad ständig im strömenden Regen irgendwelche Naturaufnahmen gemacht hat.)
Wobei der Diafilm eben, wie vorher schon beschrieben, meiner Meinung nach nur bei viel Licht, sprich gutem Wetter, eingesetzt werden konnte. Bei weniger Licht muss man mit dem Stativ arbeiten und verliert einiges an Flexibilität und Bewegungsfreiheit und Schnelligkeit.
Fotografieren ist manchmal, vom logistischen Standpunkt, mit Krieg zu vergleichen : wer das meiste Material zur Verfügung hat, ist, bei vergleichbarer Qualität, leichter im Vorteil.
Viele früher berühmte Fotografen kamen schlicht und einfach durch die Materialschlacht "Film" zu ihren Ergebnissen : einfach draufhalten und massenhaft Fotos machen. Den Rest erledigten die Assistenten (wenn diese nicht schon selber die Aufnahmen mach(t)en (??).
Diesen Vorteil haben heutige (Amateur) Fotografen auch, die digitale Fotografie ist bei der Aufnahme, sehr viel billiger.
Im gängigen Bereich sind, meiner Meinung nach, die derzeitigen Produkte, (angefangen z.B. bei der Canon 400D, der Nikon D50, der Canon 30D, Olympus, etc..) der damaligen analogen Technik haushoch überlegen oder zumindest gleichwertig (das aber auf einem konstanten Niveau).
Wenn man einen fairen Vergleich anstellt, dann darf man, meiner Meinung nach, nicht bei dem Vergleich der Aufnahmetechniken stehenbleiben sondern muss zwingend die Weiterverarbeitung ("Workflow") berücksichtigen. Und diese findet nun mal mit Bildbearbeitungsprogrammen statt. Wer sich nicht die Mühe macht und sich in so ein Programm, zumindest rudimentär, einarbeitet, der ist mit jemanden zu vergleichen, der früher tatsächlich nur "geknipst" hat um dann seine Fotos vollständig in die Hand von irgendwelchen Laboren zu geben. (So jemand hat dann früher wahrscheinlich auch nicht Stunden- oder Nächtelang in der Dunkelkammer gestanden um den gesamten Entwicklungsprozess zur kontrollieren.)
Die millionenfache Verbreitung und die "digitale Epidemie" ist eine der Folgen der digitalen Technik und hat, wie so alles, natürlich seine/ihre Vor- bzw. Nachteile.
Trotzdem finde ich, dass bei aller Kritik, die Vorteile überwiegen und ich empfinde es auch als sehr positiv, dass sich die (digitale) Fotografie so massenhaft ausbreitet. Viele Beispiele, auch in diesem Forum, zeigen, wieviele gute Fotografen/innen es doch gibt, die, in diesem Ausmass, mit analoger Technik wohl nicht solche Ergebnisse erzielt , bzw. gar nicht erst angefangen hätten.
mfg