AW: Über Sinn und Unsinn von EXIF´s hier im Forum!
Exifs können sehr sinnvoll sein.
Beispiele:
1. Foto einer Brücke
Hier kann sehr interessant sein, welche Brennweite zum Einsatz kam, damit man in Erfahrung bringt, ob das Foto mit der eigenen Ausrüstung aus annähernd gleicher Perspektive an genau dieser Brücke oder einer ähnlich dimensionierten Brücke aus sehr ähnlicher Entfernung und Perspektive nachgestellt werden kann.
2. Portrait
Hier kann die Brennweite interessant sein wegen der Perspektive und der davon abhängigen räumlichen Wirkung und natürlich auch die Blende um zu erfahren, wie offen das Objektiv sein muß, um eine bestimmte sehr starke Freistellung zu erreichen. Dies gilt besonders dann, wenn es weitwinkliger zu geht.
3. Innenräume
Je größer der Anteil des künstlichen Lichts im Raum ist, desto interessanter werden die Angaben für ISO, Blende und Verschlußzeit, weil sie dem Betrachter mitteilen, ob eine vergleichbare Aufnahmen mit niedriger ISO-Einstellung und ausreichend großem Schärfebereich noch aus der Hand zu bewerkstelligen sind, oder hohe ISO-Werte oder gar ein Stativ notwendig ist.
Andererseits ist auch die Brennweite manchmal interessant, denn ohne den Raum selbst zu kennen ist oft schwer zu erraten, wie weitwinklig man ausgerüstet sein muß, um einen bestimmten Motivbereich vollständig zu erfassen.
4. Nachtaufnahmen
Hier können die Belichtungsangaben für Anfänger viel wert sein, weil Ihnen noch die Erfahrung fehlt, wie stark zum Teil belichtet werden muß. Das hilft Irritationen vor Ort zu vermeiden. Es kann eben auch mal 10 Minuten dauern, bis genug Licht auf dem Sensor ist. Oder aber es ist wie bei Mondaufnahmen genau umgekehrt. Da die Rückschaubilder auf den Displays der Kameras zuweilen in die Irre führen und Histogrammangaben auch etwas unpräzise sein können, kann das vorher erlangte Wissen vermeiden helfen, von einem Nachttrip mit einer Speicherkarte nach Hause zu kommen, deren Aufnahmen technisch gesehen mißraten sind, weil zu stark oder zu schwach belichtet wurde. Dazu kommen die Anforderungen an Belichtunsgreihen für die DRI-Bearbeitung. Die nötige Belichtungspreizung kann niedrig, aber auch sehr hoch ausfallen. Sowas sollte man vorher wissen.
Dazu kommt die passende Belichtung für spezielle Lichteffekte, die bspw. durchs Motiv fahrende Kraftfahrzeuge erzeugen. Da kommt es mitunter nicht nur auf die Belichtunsdauer an, sondern auch auf ISO und Blende um die richtige Dosis des Effekts im Bild zu haben, ohne das die Umgebung ausbrennt oder absäuft oder aber der Lichteffekt zu schwach ist oder seine Farben ausbrennen. Letztlich ist das zwar sehr motivabhängig, aber es sollte helfen, das Verständnis für die Tücken der passenden Belichtung zu entwickeln und die passende Lösung vor Ort schneller zu finden.
Oder auch der Umgang mit dem Sternenhimmel. Zuweilen können die Strichspuren der Sterne störend sein. Ist man sich dessen vorher schon bewußt, paßt man rechtzeitig die Belichtung an, bevor unnötig viel Zeit vor Ort vergeudet wird oder später bei der Nachbearbeitung.
5. Makros
Hier kommt man oft nicht um eine gute Blendenwahl herum. Was einem der Sucher anzeigt und auch das Rückschaubild auf dem TFT-Display der Kamera hat mit der tatsächlichen Schärfeebenenausdehnung oft nicht viel zu tun. Hier können die gesammelten Exifs-Beobachtungen helfen, den zur gewünschten Bildgestaltung des Motiv passenden Blendenbereich stärker einzugrenzen.
6. Bewegungsunschärfe
Wann ist das Motiv zu schnell um noch scharf abgebildet zu werden, wenn die Kamera still gehalten wird? Beispiel: rennende Tiere in bestimmter Entfernung oder aber sowas Kleines wie ein zerplatzender Wassertropfen auf einer beliebigen Oberfläche. Die eigene Verwacklung bei statischen Motiven außen vor gelassen, denn diese Grenzwerte muß jeder durch Tests und/oder Praxis tatsächlich selbst ermitteln.
7. mehr oder minder wilde Tiere in freier Wildbahn, aber auch in Zoos und Tiergärten
Hier sind es die Brennweitenangaben die einem verraten können, ob man sich den Besuch von Ort eventuell sparen kann, weil man nicht annähernd genug Brennweite für hochauflösende Aufnahmen der unter Umständen sehr weit entfernten Motive hat.
8. Aufnahmen aus großer Höhe mit weit entfernten Motivteilen
Hier helfen die Brennweitenangen, damit man vorher weiß, wieviel Brennweite man irgendwo rauf schleppen muß, um bestimmte Motive sowohl als komplette Gruppe zu erfassen (Panoramen), als auch im Detail um bspw. nur einzelne Gebäude oder Hügel formatfüllend abzulichten damit man später nicht all zu stark an den Fotos herumschneiden muß, so daß am Ende nur 2 MP übrig bleiben.
9. Regen/Schneefall/fließende Gewässer
Es ist doch praktischer, wenn man vorher schon in etwa weiß, welche Belichtunsgzeiten zu welchem Grad des Einfrierens kleinster Details bzw. einer gewünschten höheren Bewegungsunschärfe führen als erst vor Ort experimentieren zu müssen und womöglich gute Motive und Momente zu verpassen.
10. extreme Kontraste
Beispiel: sehr tief stehende Sonne. Hier muß ggf. sehr stark unterbelichtet werden, damit genügend Zeichnung in hellen Bereichen vorhanden bleibt. Ich hatte den Fall in diesem Sommer gehabt. Ich fotografierte eine Straße, an deren Ende die tiefstehende Sonne genau entlang der Straße leuchtete. Mein Fotokollege meinte vor Ort, daß meine Aufnahme viel zu dunkel geworden wäre (das Rückschaubild wirkte weitestgehend dunkelgrau). Hätte ich so belichtet, wie er es spontan für richtig hielt, wäre sie ein Fall für den digitalen Papierkorb geworden. Aber nix da und so bekam ich die sehr starken Kontraste in den Griff weil ich nur oberflächlich betrachtet viel zu kurz belichtete.
B: Da wären wir wieder bei der Bildbearbeitung. Einserseits können mit ihr in begrenztem Umfang Fehlbelichtungen kompensiert werden. Andererseits sollte sie auch in die Wahl der passenden Belichtung einbezogen werden, denn nur wenn man weiß, was später aus der Aufnahme werden soll, stimmt die Belichtung später.
B2: Exifs als Ganzes
Bin ich an einem fremden Foto interessiert und möchte wissen, ob es zumindest technisch gesehen den Anforderungen für einen bestimmten Verwendungszweck genügen könnte, reicht ein Blick in die Exifs. Sehe ich dort eine Kamera mit winzigem Sensor oder gar ein Handy und einen hohen ISO-Wert, kann man viele Dinge von vornherein vergessen. Oder aber die Exifs sagen mir, die Aufnahme erfolgte mit einer älteren niedrig auflösenden Kamera. Dann kann ich Großdrucke für die Nahbetrachtung, bei denen es um feinste Details geht, möglicherweise abhaken und brauche garnicht erst zu fragen, wie es um die Bildqualität bestellt ist, selbst wenn mit niedriger ISO perfekt und fehlerfrei belichtet wurde.
Man kann sogar so weit gehen, und Fotos für gewisse Zwecke aussortieren allein anhand des erkennbaren Objektivs und der verwendeten Blende. Beispiel: mein 50er f1.4 Objektiv. Wenn ich damit was bei Offenblende fotografiere, kommt entsteht in erster Linie Pixelbrei. Auf 1 MP fürs Forum verkleinert siehts vielleicht sogar gut aus, aber effektiv hat das Foto nicht den Detailgrad den eine 36 MP-Kamera leisten kann, sondern nur den einer 4 MP-Kamera. Wenn überhaupt.