Welche Technik gab es denn in anderen Ländern, die so überlegen war? Kameras in der zeit waren häufig Rollei und Hasselblad, Objektive kamen von Schneider/Kreuznach und Zeiss/Oberkochen. Vergrößerungsobjektive von Rodenstock. Alles aus Deutschland bis auf die Hassi, die aber auch aus Europa kam. Und Agfa Filme waren so schlecht nicht - ob man Agfa oder Kodak nahm war eher von persönlicher Präferenz als qualitativ motiviert. Auch bei den Fachkameras waren die Deutschen Hersteller vorne mit dabei.
Es geht dabei nicht um die Kameratechnik, sondern um das, was danach noch so kommt bzw. kam. Da musste der Film entwickelt werden; dann braucht man ein paar Abzüge und dann musste der ganze Kram bis zur fertigen Druckvorlage auch noch einige Male umkopiert werden. Am Ende wurde dann vielleicht das falsche oder zu billiges Papier eingekauft und dann war's halt Mist und musste trotzdem zum Kunden/Leser. Zumindest konnte man das mal sehr deutlich bei einigen kleineren Zeitungen beobachten.
Die reine Kameraorientierung ist halt ein Gedankengang, auf den viele Leute immer wieder mal hereinfallen. Ich selbst übrigens auch. Die Filmauswahl hat allerdings meistens indirekt der Käufer bestimmt, auch wenn es rechtlich anders war. Auf Kodak war man halt eingeschossen, weil es weltweit verbreitet gewesen ist, auch wenn die Farbwiedergabe bei der Konkurrenz gefälliger war.
Wir reden hier im Moment rein von der technischen Bildqualität, nicht von künstlerischen Aspekten. Und da ist ein Fokus aufs handwerkliche eher förderlich als hinderlich.
Es ist aus meiner Sicht eher so, dass der handwerkliche Teil den künstlerischen unterstützen soll. Der Fokus auf das rein Handwerkliche kann(muss aber nicht) kann bei einigen Leuten zu einer gewissen Betriebsblindheit führen. Auch und ganz besonders, was technische Neuentwicklungen angeht.
Also Gewicht spielt bei der mangelnden Freihandtauglichkeit eher keine Rolle. Das unhandliche Scharfstellen mit Balgen und Zahnrädern und der dunklen Mattscheibe und die notwendigerweise sehr langen Belichtungszeiten bei den lichtschwachen Objektiven (Offenblende 8 war keine Seltenheit) schon eher. Das Handling mit Planfilmen ist auch etwas umständlich ausserhalb des Studios, selbst mit Kassetten (die auch ziemlich teuer waren). Großformat war nie was für unterwegs. Ausserhalb des Studios hat man die eigentlich nur für Immobliekfotos hergenommen (wo man den Verstellbereich brauchte) oder noch ganz selten für Landschaftsaufnahmen.
Ach ga... Das erzählst du einem mit 'ner Sinar und einer Shenhao- Zigarrenkiste im Koffer... Mal im Ernst: Wenn das Wetter es erlaubt hat, wurde das Format sehr schnell größer. Bei mir zumindest. Ich habe mich damals mal wegen der besseren Qualität und der geringeren Kosten genau dafür entschieden. Großformat geht langsamer, was zu sorgfältigerer Arbeit und dadurch weniger Materialverbrauch führt. Der Kostenvorteil liegt im Materialverbrauch insgesamt und der Bildausbeute, nicht in den Kosten pro Klick. Und auch nicht in der Anschaffung der Kamera selbst, die weniger als die Hälfte eines professionellen Mittelformatsystems gekostet hat, inkl. drei Objektiven, von denen zwei Gebrauchtkäufe waren. So habe ich das in den späten 1980ern gesehen und es hat sich gezeigt, dass es für meinen Bedarf gepasst hat.
Sagen wir es so: Ich könnte das Mittelformat auch aus dieser Sicht als "unbeliebt" bezeichnen. Eine Yashicamat 124G habe ich aber immer noch. Ist halt eine schöne kleine und leichte Kamera. Zusätzlich gibt es hier noch eine Bronica ETRS, die ich mir Anfang der 2000er Jahre mal angelacht habe. Und eine Pentax 645, die als Geschenk an einem Objektiv dranhing, als das keiner mehr wollte. Das geerbte Pentaconsix- System nebst Objektiven sei hier nur nebenbei erwähnt...
Gruss aus Peine
wutscherl