Das Schlimmste an Linux - und das schreibt einer, der schon seit 1996 Linux nutzt - ist derzeit immer noch, dass keine Release einer Distribution fehlerfrei ist. Ich meine nicht kleine, durch Bastelei des Users oder durch Patches behebbare Schönheitsfehler oder Sicherheitslöcher, sondern Fehler, die die Nutzbarkeit oder Produktivität des Systems massiv einschränken.
Beispielsweise war es RedHat 7.1 (wenn ich mich nicht irre), welches einen lokalen Drucker nicht ansprechen konnte. Ich hatte jedenfalls alles Menschenmögliche versucht, von der Kernel- über die Cups-Neukompilierung, sowohl über die mitgelieferten Sourcen als auch über die Original-Sourcen der jeweiligen Projekte, sowie den Austausch der foomatics-Treiber - keine Chance! Bei Release 7.0 bestand dieser Fehler nicht, bei 7.2 auch nicht.
Mit Suse war es nicht anders. Eine bestimmte, nicht weit zurückliegende Release (ich glaube 9.x), hat im Konqueror die Bildvorschauen immer durcheinander geworfen und unvollständig angezeigt (mit grauen Balken). Ebenfalls hatte ich dort das Phänomen, dass der Firefox nach einer bestimmten Nutzungszeit nach dem Programmaufruf wohl den Cache durcheinander gebracht hat. Der Aufruf einer bestimmten Website brachte dann immer überhaupt nicht zu der aufgerufenen Seite passende Inhalte auf den Schirm.
Das neueste Ubuntu 6.10 habe ich wieder verworfen, weil - nachdem alles super lief - nach Einspielung einiger Updates über den Update-Manager, das System nicht mehr in der Lage war, auf das Internet zuzugreifen, obwohl sich die DSL-Verbindung herstellen ließ und diese laut ifconfig auch bestand. Ich hatte keine Lust, daran weiter zu basteln, vielleicht ein Routing-Problem.
Bei dem neuesten Fedora Core 6 ist mir immer wieder aus heiterem Himmel der Gnome-Desktop - wahrscheinlich samt dem Rest des Systems - eingefroren. Ein Umschalten auf die Textkonsole war jedesmal nicht mehr möglich.
In manchen Distris war - trotz installierter UDF-Tools, angepasster fstab und einem 2.6er-Kernel - der Zugriff auf DVD-RAMs nicht ohne Weiteres möglich.
Außer unter Suse darf ich bei jeder Distri als erstes die xorg.conf editieren und die ModLines für meinen TFT hinzufügen, die mir SaX2 unter Suse mal erzeugt hat, da das Bild in allen Modi sonst unkorrigierbar nach rechts verschoben ist.
Ich könnte ewig so fortfahren, hätte ich mir alles aufgeschrieben.
Auf jeden Fall habe ich durch solche Ärgernisse und die damit verbundenen häufigen Wechsel für kommerzielle Linux-Boxes in der Vergangenheit soviel Geld ausgegeben, dass ich mir dafür wohl locker hätte Windows plus Photoshop kaufen können (also mindestens 1200,- Euro).
In der letzten Zeit habe ich neue Distri-Releases nur noch mittels Medien von ISO-Brenndiensten wie liniso.de, iso4you.de usw. ausprobiert, das hilft viel Geld sparen.
Ich glaube, dass die meisten Distributionen für die kurzen Release-Zyklen viel zu komplex sind, als dass diese vor der Veröffentlichung überhaupt nennenswert durchgetestet werden können. Eigentlich ist das alles Beta-Kram, was da so auf den Markt kommt, sei es Suse, Mandriva oder Xandros. Viele einzelne Komponenten, wie z.B. Gimp, sind ziemlich ausgereift, andere wiederum, wie Abiword, sind eine Katastrophe, obwohl die Versionsnummer schon weit über 1 ist. Im Gesamtsystem kommen dann die wechselseitigen (Un)verträglichkeiten der Komponenten hinzu. Das Ganze ist dann, bei ca. 15.000 Paketen, kaum noch beherrschbar. Besser ist wohl, einzelne OpenSource-Programme - wie Gimp - unter Windows zu nutzen. Da spart man sich den restlichen (Linux-)Ärger.
Mit Linux können einem schon graue Haare wachsen ...