Leider gefallen mir die meisten meiner Bilder nicht wirklich. Und ich komme nicht dahinter, woran es liegt.
Bevor man anfängt, zu photographieren, sollte man sich darüber klar werden, warum man es macht. Es gibt unzählige Möglichkeiten, hier die vielleicht gängigsten Antworten:
- Ich photograhiere, um Erinnerungen festzuhalten.
- Ich photographiere, um schöne Bilder zu machen.
- Ich photographiere, um etwas zu zeigen: "Schaut Euch das mal an!", "Das hier interessiert mich!" oder "So sehe ich das!".
Und natürlich gibt es auch zahllose Mischungen dieser und anderer Motivationen.
Bilder der ersten Kategorie funktionieren nur bei Menschen, die dabei gewesen sind, oder die eine direkte Beziehung zu den abgebildeten Personen oder Ereignissen haben. Allen anderen entlocken diese Bilder meist nur ein Achselzucken. Das Publikum ist also in der Regel sehr begrenzt. Erinnerungsphotos sind sozusagen Eselsbrücken in die Vergangenheit. Es genügt meist, ein Bild zu sehen und die inneren Bilder kommen aus ihren staubigen Ecken. Das funktioniert in der Regel recht gut, auch ohne dass man viel an seinen photographischen Fähigkeiten arbeiten muss.
Kategorie Zwei ist die Abteilung der photographischen Dekorateure und Innenausstatter. Sie machen Bilder, um etwas Schönes zu schaffen und auszustellen. Das ist keine falsche oder minderwertige Motivation, und viele können ein Leben lang glücklich damit sein, z.B. Natur, Landschaften und Reiseeindrücke in Bilderrahmen und Kalender einzupassen. Und es klingt einfacher, als es ist. Doch wenn man es zu oberflächlich angeht, dann sind die Bilder zwar formal ganz hübsch, aber etwas distanziert und leer.
Bei Nummer drei beginnt die Kunst. Auch hier spielen ästhetische Gesichtspunkte in der Regel eine wichtige Rolle. Aber nur eine unter vielen. Das Bild wird jedenfalls persönlicher, individueller. Jeder, der diese Raketenstufe zünden will, sollte sich ein paar Fragen beantworten:
- Was sind meine Themen?
- Was will ich (dazu) sagen?
Und das brauche ich, um auszudrücken, was ich sagen will:
- das Alphabet: Photographieren ist eine Sprache. Wie jede Sprache lernt man sie nie ganz. Und es braucht Zeit. Auch Kinder entwickeln ihre Sprache in einem Zeitraum, der fast zwei Jahrzehnte umspannt. Und wenn sie dann erwachsen sind, sind sie noch immer nicht fertig. Aber es ist eine aufregende, sinnliche Sprache! Es lohnt sich!
Ich lerne diese Sprache, indem ich sehen lerne: Was ist wesentlich, was wichtig? Was muss ich betonen, was weglassen? Indem ich Bilder anschaue: Viele, und ganz verschiedene, gemalte, photographierte, ... Indem ich Bücher (kritisch) lese und mit den dort angelesenen Stilmitteln eigene Versuche anstelle.
- die Technik: ich muss sie lernen, damit ich sie (halbwegs) beherrsche und so den Kopf für das Wesentliche frei bekomme. Wieviel ich davon tatsächlich lernen muss, hängt auch davon ab, was meine Motive und meine Bildsprache verlangen.
Also: Analytisch sehen lernen, Bildgestaltung lernen, Technik lernen! Dies alles parallel verfeinern und synchron den eigenen Stil entwickeln. Und nie denken: "Ich will ein Bild machen so wie dieses da!" - denn nur einer kann meine Bilder machen - ich selbst!