Talent mag wichtiger als Technik sein, aber am wichtigsten ist der Spaß an der Sache
Ohne eine Idee vom Bild liefert die teuerste Technik und das ausgeprägteste Talent keine aufsehenerregenden Bilder.
Das Bild entsteht im Kopf und erst danach in der Kamera. Weil hier so viel von Kulturpessimismus die Rede war: Fotografen entwickeln ihr Bildverständnis mit jedem neuen Objektiv, das sie ihr eigen nennen und sich als "Mittel zum Zweck" aneignen, weiter. Oder sagen wir besser, so sollte es sein.
Insofern verfeinern sich die Bildideen auch mit den technischen Möglichkeiten.
Was Feininger eigentlich meint ist das fotografische "Sehen lernen", der Blick für das Motiv, das individuelle Herangehen. Ohne die Fähigkeit, ein Bild strukturiert zu sehen und aus dem Alltagsgeschehen vor uns schöpferisch herauszulösen und zu verallgemeinern, hilft uns nämlich auch die beste Technik nichts.
Insofern wird mir hier - wie in diesem technikverliebten Forum üblich - zu viel über Werkzeuge schwadroniert - und zu wenig über die Idee vom Bild an sich.
Mit dem bloßen Abbilden des Alltags oder selbst exotischer Ansichten im Urlaub ist es nämlich nicht getan - so mehren wir im Grunde genommen nur die Redundanz des bereits Vorhandenen mit den Mitteln der Durchschnittlichkeit.
Es sei denn, er schafft es genau diesen Mangel zu einer Stilrichtung zu erklären.
Viele bekannte Fotografien sind nicht bis ins letzte perfekt. Sie überzeugen aber durch ihre Gesamtwirkung. Und ich bin mir gar nicht so sicher, ob das, was wir im technischen Sinne als "Mangel" ansehen, nicht ein Beitrag zur Verallgemeinerung oder zu jener "Loslösung aus dem Alltagsgeschehen" war, von dem ich weiter oben schrieb.
Übrigens: manche Bilder aus Hollywood, die heute als Stilikonen der Porträtfotografie gelten, entstanden als Paparazzi-Bilder aus einem Moment heraus. Es soll ja auch in jenem Bereich so etwas wie Talent geben - selbst wenn es nur in einer einzigen Aufnahme zum Zuge kam...
LG Steffen
PS: Viele Bilder, die bei mir zu Hause an den Wänden hängen, wären in einem Forum zu Tode bekrittelt worden. Nicht weil sie von mir stammen, sondern um des lieben Umstands willen, dass jene, die wirklich etwas zu sagen haben, sich meist nicht in den Vordergrund drängen - während jene, die - sagen wir mal die besten Entwicklungsschritte in ihrem Verständnis noch vor sich haben, ihre Unbedarftheit meist massenhaft und täglich öffentlich kund tun müssen...
