Das ist ein interessanter Aspekt. „Gut genug“ ist etwas, worüber man sich meines Erachtens viel zu wenig Gedanken macht. Es ist leicht eine Kamera gegen die Kamera mit den zur Zeit besten Specs zu vergleichen, aber das sagt eigentlich überhaupt nichts darüber aus, ob man mit der Kamera auch machen kann, was man mit ihr machen will.
Ich hatte meinen "A-Ha" Moment vor zwei Jahren beim Studiobesuch bei Frank Jurisch in Oberhausen. Er hatte einen Tag der offenen Tür und u.a. auf seinem IMac Bildschirm lief eine Capture One Diashow seiner Werke des Jahres. Frank ist genau wie ich primär an der kunstvollen Modelfotografie interessiert, und so staunte ich über die Schärfe und Anmutung seiner Aufnahmen. Ich dachte sofort, dass es mit der 42Mpix Sony A7RII gemacht sein müsse - fragte ihn - und er antwortete, dass er in letzter Zeit nur noch mit der Sony A6300 und dem Sigma 30 1.4 arbeiten würde.
Drei Dämme waren bei mir gebrochen: Erstens, dass eine moderne APS-C mit modernem Glas in Könnerhand völlig ausreicht. Zweitens, dass ich mir Capture One näher angucken sollte. Und drittens, dass eine DSLM doch gar nicht so schlecht ist. (Ich war damals noch verhalten skeptisch)
Ich habe meine Erkenntnisse umgesetzt. Sony A6300 war nix für mich, haptisch nicht optimal und zu Menülastig in der Bedienung. Ich wollte analoge Anmut - wie bei meiner Canon AE-1 Program.
Da mir die Fuji X-T1 seit ihrer Vorstellung optisch sowie haptisch so gut gefallen hat, bin ich über den Weg X-E1 / X-E2 bei einer X-T1 gelandet. Als Computeraffiner Mensch hatte ich mir direkt mal die Capture One Pro 10 Demo besorgt und danach recht schnell die Vollversion.
Ich spule jetzt mal vor und kann sagen, dass meine Wahl die richtige war. Man sollte sich von medialen Hypes lösen und dass für sich richtige herausfinden. So blieb ich allen Unkenrufen zum trotz Canon treu, weil ich bis heute damit sehr gute Fotos machen kann. Ich brauchte keine 5DIV, weil mir die 5DIII "gut genug" war und ist.
Dass was die Fuji besser kann als die 5DIII ist: Kleiner sein, leichter sein, unauffälliger sein, bessere Dynamik haben, bessere S/W Bilder erzeugen (ich liebe ACROS!), besseren AF aufweisen und viel besser beim manuellen fokussieren unterstützen. Wenn zum Beispiel das Model hinter einer Scheibe steht, die voller Wassertropfen besprenkelt wurde, kann ich mit der Fuji spielend leicht auf die Augen des Modells manuell fokussieren - mit der DSLR ungleich schwieriger, genau zu treffen. Und der Schiebemechanismus des 23 1.4 zum manuellen Fokussieren ist einfach nur genial gemacht - es macht Spass, diese Durchdachtheit zu "spüren".
Fuji APS-C ist nicht billig - aber momentan (für mich) das interessanteste System. Ich will es nutzen - man kann es nutzen - es liefert. Mehr erwarte ich gar nicht.