Das Sigma 18-35 1.8 war im Übrigen mein am häufigsten genutzes Objektiv an der 650D - ganz unphilosophisch.
Da gibt es 2 Möglichkeiten:
1. Du warst einfach zu faul, das Objektiv zu wechseln und hast eben nur solche Motive fotografiert, die Du mit dieser Linse eben machen konntest. Oder Du warst einfach in diese Linse verliebt.
oder
2. Deine Fotografiergewohnheiten sind eben so, dass Du für Deine Motive am häufigsten diese Linse verwenden konntest.
Jeder hat seine eigenen Fotografiergewohnheiten, Lieblingsmotive und Bildgestaltungen und letztlich muss das jeder für sich selbst heraus finden. Die genannten Hauptphilosophien (Primat Brennweite, Primat Lichtstärke oder Primat STM) treffen für viele User zu, deshalb sind das Hauptphilosophien. Die Erfahrungen der anderen sind zwar Anhaltspunkte, aber ein konkreten User kann nur prüfen, ob ihm diese Mainstream-Erfahrungen nutzen oder ob er ganz eigene Strategien bei der Objektivwahl aufstellen sollte.
Insofern gibt es kein Richtig oder Falsch oder Recht oder Unrecht haben.
Wie findet man seinen Objektivbedarf?
Am Besten fotografieren und sich ausprobieren und mal ein Buch zur Bildkomposition/Bildgestaltung lesen und davon einiges nachmachen. Nach einigen Hundert oder Tausend Fotos merkt man, welche Lieblingsmotive sich entwickelt haben und wo man mit seinem Objektiv bzw. Objektivpark an Grenzen gestoßen ist. Als Anfänger sollte man erst diese Selbstfindungsphase durchlaufen und nicht gleich wahllos teure Objektive kaufen. Es gibt kostenlose Software, mit der man eine Statistik erstellen kann, wieviele Aufnahmen man mit welcher Brennweite gemacht hat.
Wenn man z.B. anfangs die Kitlinse 18-55 hat, und sehr viele Aufnahmen liegen bei 18 mm, dann braucht man eben mehr Brennweite nach unten bzw. ein UWW und wenn sehr viele Aufnahmen bei 55 mm liegen, dann ist das ein Zeichen, dass man im Telebereich etwas braucht. Anfänger arbeiten gern im Telebereich, aber das lässt meist nach.
Dann gibt es noch das Unterforum "Canon EF / EF-S - Beispielbilder" und da würde ich einfach mal stöbern, welche Art Aufnahmen mit welchen Objektiven besonders gut gelingen.
Es gibt Erfahrungen, für welche Motive welche Brennweiten besonders geeignet sind, z.B. an einer Crop-Kamera:
- Landschaften, Gebirge, Architektur, Städte: 10 (8) -20 mm
- Innenräume: 8-15 mm
- großräumige Städte: 30 - 35 mm
- Streetfotografie, also Ausschnitte einer Straße mit Menschen: 50-200 mm, Details auch bis 300 mm
- Portraits: 50-70 mm (bei leichtem Tele wirkt das Gesicht gut proportioniert)
- Makros: >= 100 mm (wegen Fluchtdistanz, innenzentrierend)
- Tiere in ZOO: 70 ... 300 mm
- Wildtiere im Freien: 100-400 mm
- kleinere Vögel im Freien: 400 - 600 mm
- Streetfotografie in Indien und islamischen Ländern: 200 - 400 mm, in islamischen Ländern sollte man unauffällige Teleobjektive für Streetfotografie verwenden.
- Mond: >= 300 mm
Das sind aber meine persönlichen Erfahrungen. Keine großen Erfahrungen habe ich bei Sport, Auto- und Motorradrennen, Konzert, Theater
Die Brennweite ist jedoch nicht das einzigste Kriterium. Bestimmte Motive sind mit bestimmten Anforderungen für Blenden verbunden, z.B. sollten Portraitlinsen lichtstark sein, damit man freistellen kann. Für Landschaft und Architektur blendet man in der Regel stark ab, weil man da eine große Schärfentiefe braucht. Ein UWW braucht also keine große Offenblende zu haben, es sei denn, man will in Museen fotografieren, wo man nicht blitzen darf, aber in den meisten Museen darf man ohnehin nicht fotografieren. Auch Objektive für Konzert und Theater sollten deshalb lichtstark sein. Für alle anderen Innenaufnahmen ist zumeist Blitzen besser als große Offenblende. Ausnahme: sehr große Räume, z.B. dunkle Kirchen - so weit reicht ein Blitz nicht.