Soooo,
dann will ich mal meine Infrarot-Portraits zum besten geben. Kurz zur Erklärung für diejenigen, die mit Infrarot-Fotografie nicht so vertraut sind:
Die heutigen Kamera-Sensoren sehen viel mehr als das menschliche Auge. Insbesondere sind die Sensoren sehr empfindlich für Nah-Infrarot. Das hat nichts mit den berühmten Wärmebild-Kameras zu tun. Es sind vielmehr die langen Wellenlängen des Lichts jenseits von Rot, die wir gerade nicht mehr wahrnehmen können.
In Digitalkameras sitzt direkt vor dem Sensor ein Filter, der den Großteil des infraroten Lichts herausfiltert, damit er die Aufnahmen nicht beeinträchtigt. Wäre der Filter nicht da, dann wären die Bilder grundsätzlich unscharf und wiesen absurde Farbstiche auf.
Will man aber genau in diesem Nah-Infrarotbereich fotografieren, dann muss man ein Filter vor dem Objektiv verwenden, das alles
sichtbare Licht blockiert, so dass der Sensor nur noch infrarot aufzeichnet.
Aufgrund des in die Kamera eingebauten Infrarot-Filter braucht man dann aber sehr lange Belichtungszeiten (mehrere Sekunden), damit genug Infrarot-Licht auf dem Sensor fällt. Demzufolge geht das nur vom Stativ. Aber auch mit Stativ werden Pflanzen normalerweise weich, weil sie sich halt auch bei vermeintlicher Windstille ein wenig bewegen. Und man kann offensichtlich auch nichts mehr durch den Sucher erkennen, weil das Filter für menschliche Augen quasi schwarz ist.
Ich hatte mich kürzlich für die radikalere Version entschieden.
Nachdem ich meine neue 50D gekauft hatte, hatte ich eine 350D "übrig". Bei
www.lifepixel.com hab ich mir dann einen internen Infrarotfilter zum Selbereinbauen bestellt. Dafür muss man die Kamera auseinanderschrauben um den Sensor auszubauen. Dann wird das Messer gezückt und der interne Filter (der Infrarot rausfiltert) herausgeschnitten. An seine Stelle wird der neue Filter eingebaut, der von nun an das sichtbare Licht aussperrt. Dafür kann jetzt aber Infrarot in voller Stärke registriert werden.
Und nachdem die Kamera nach dem Wiederzusammenfummeln glücklicherweise noch funktioniert kann man mit ihr jetzt aus der Hand im Infrarot-Bereich fotografieren. Man kann normal den Sucher benutzen, weil das Filter ja direkt vor dem Sensor sitzt.
Warum ist das alles so interessant? Weil die Welt in Infrarot einfach anders aussieht als im normalen Licht. Die Bilder sind beinahe schwarz/weiß mit einigen Besonderheiten. Verschiedene Materialien reflektieren infrarotes Licht unterschiedlich stark. So leuchtete Tobias Sigma-Objektivköcher (der schwarz ist) in infrarot leuchtend weiß. Cola wurde als stumpfes Blau registriert. Und generell sind Pflanzen leuchtend weiß, weil das Chlorophyll der Blätter infrarotes Licht stark reflektiert (nennt man "Wood Effect").
Die Kamera ist damit nicht mehr für normale Fotos verwendbar. Aber ich persönlich finde, es ist eine schöne Möglichkeit für "kreative Fotografie".
So, genug der Vorrede, hier jetzt 4 Bilder von gestern abend, die irgendwie einen interessanten Charakter haben. Die Bilder sind prinzipiell unscharf, was sich aus der Hand leider nicht vermeiden lässt. Infrarot fokussiert in einer anderen Schärfeebene als sichtbares Licht. Auf dem Stativ kann man das durch Ausprobieren korrigieren, aus der Hand ist das natürlich schwieriger.
Aber ich finde die Bilder müssen auch gar nicht knackscharf sein um zu wirken.
Bin auf eure Meinungen gespannt.
PS: Hier ist übrigens eine Seite mit recht schönen Infrarot-Bildern:
http://eye.de/gal/irmensch/index.shtml