Ich möchte einen kleinen
Erfahrungsbericht zum ersten intensiven Einsatz mit Euch teilen:
Ich war letzte Woche in New York mit der RX1R II und habe sie dabei viel verwendet.
Bedienung:
Insgesamt bin ich sehr glücklich mit der Kamera, denn sie verkörpert genau das, was ich wollte: Ein Maximum an Bildqualität kombiniert mit einem Minimum an Gewicht. Für mich ist es die perfekte Reisekamera.
Die Gummi-Streulichtblende um den Sucher hatte ich zu Hause gelassen, da Angst hatte, ich würde sie schnell verlieren. Zu dieser Annahme führe, dass ich beim ersten Testen dachte, dass das Ding ganz locker sitzt. Wenn man die Blende jedoch richtig anbringt, sollte sie nicht abfallen. Es hat sich als Fehler erwiesen die Blende nicht mitzunehmen, da ich bei starkem Streulicht tatsächlich mit dem Sucher alleine etwas Probleme hatte. Dies war zwar dadurch zu lösen, dass ich mit meiner Hand einen Sonnenschutz geformt habe, mit der Blende wäre es bequemer gewesen.
1. Fazit: Streulichtblende nie vergessen
Von der RX1R habe ich den Fotodiox-Griff an der RX1R II weiter verwendet. Ja an der rechten Seite gibt es etwas Freiraum, aber er passt trotzdem auf die neue Kamera. Die Diskussion oben habe ich deshalb auch etwas emotional geführt, weil sich das so las, als könne man den alten Griff nicht verwenden und das stimmt schlichtweg nicht. Ich bin eine Woche damit durch NYC gelaufen und hatte überhaupt keine Probleme, die Kamera lässt sich damit sicher greifen. Erst durch die Diskussion hier im Forum, habe ich erst überhaupt gemerkt, dass er rechts vorne leicht Spiel hat, das wäre mir sonst gar nicht aufgefallen. Das zeigt m.E. wie unwesentlich für die Handhabung diese kleine Abweichung ist.
2. Fazit: Wer den alten Fotodiox-Griff hat, kann ihn ohne Einschränkungen weiter verwenden, wer Perfektionist ist, oder den Griff neu kauft, sollte zum neuen greifen.
Als Canon-Nutzer bereitet mir "muscle memory" Probleme mit dem Steuerrad. Von Canon her bin ich gewohnt, dass ein Rad hinten für die Blenden-Steuerung ist, bei der SONY liegt nun ISO auf dem großen Rad und die Verschlusszeit auf dem kleinen Rädchen oben. Wenn richtig gesehen habe, kann man die Verschlusszeit nicht auf das große und ISO auf das kleine Rad legen. Bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber es scheint als wenn man das nicht ändern kann und das finde ich sehr schlecht. Es ist mir zwar gelungen, mich gedanklich zu entwöhnen, aber es passiert trotzdem schnell, dass man aus Versehen das große Rad beim Bewegen mitdreht und dabei aus Versehen den ISO-Wert in die ein oder andere Richtung ungewollt verschiebt.
3. Fazit: Wenn es tatsächlich so ist, dass man die Belegung der Rädchen nicht ändern kann, sollte SONY dies mit einem Firmware-Update nachbessern. Leider fürchte ich, dass das nie passieren wird, da SONY aus meiner bisherigen Erfahrung (im Gegensatz zu z.B. Fuji) nahezu keine Firmware-Update anbietet.
Der Autofokus ist wesentlich schneller als bei der RX1R, aber am Objektiv hat sich nichts geändert. M.E. kann das Objektiv der RX1R II nicht mit Canon USM-Objektiven mithalten. Es ist zwar schön, wenn der Autofokus schneller ist, aber wenn das Objektiv diesen ausbremst, dann hilft das leider nur bedingt.
4. Fazit: Bewegten Objekte (in NYC z.B. schnell vorbeifahrende Taxis) können problematisch sein.
Das Klapp-Display ist eine schöne Ergänzung, es gibt mehr Bewegungsfreiheit und sollte m.E. heute in keiner Kamera mehr fehlen - Canon könnte ich dafür treten, dass in den "großen" keine Klapp-Displays verbaut sind

Auch ein Touchscreen wäre schön gewesen, das fehlt der RX1R noch.
5. Fazit: SONY bitte neben dem Klapp-Display in der nächsten Version auch ein Touch-Screen, das ist m.E. heute state of the art.
Speicherkarten:
SONY scheint sich nicht um die neusten BUS-Techniken zu kümmern. Mit einer Lexar UHS-II-SD konnte ich keinen Unterschied zu einer SanDisk UHS-I-Karte feststellen. Die Speichergeschwindigkeit von Serienbildern war am besten mit SanDisk Extreme Pro (95 MB/s)-Karten gefolgt von Transcend R95 und besagter Lexar-Karte. Videos in höchster Auflösung lassen sich nur mit 64 GB-Karten aufnehmen.
6. Fazit: SanDisk oder Transcend-95er-Karten kaufen, das macht glücklich
Akku:
Der Akku ist zum Glück vom gleichen Typ wie bei der RX1R oder auch der RX100 I-IV. Neben dem Original-Akku hatte ich noch zwei PATONA Billignachbauten dabei, die problemlos mit der RX1R II funktioniert haben. Wenn über SONY-Kameras geschrieben wird, kommt typischerweise das Herumgeheule bzgl. schlechter Akku-Laufzeiten. Dem schließe ich mich ausdrücklich nicht an. Trotz hunderter Fotos am Tag, habe ich es kein einziges Mal geschafft, mehr als zwei komplett volle Akkus an einem Tag leer zu saugen. Ich war einmal wahrscheinlich nahe dran, aber geschafft habe ich es nicht. Und selbst wenn zwei Akkus nicht gereicht hätten, kann ich die hierzu typischerweise geäußerte Kritik nicht verstehen, zumal generische Akkus kaum etwas kosten und so klein sind, dass man selbst fünf oder mehr Akkus problemlos dabei haben könnte.
7. Fazit: Selbst bei starker Nutzung kommt man i.d.R. mit zwei vollen Akkus problemlos durch den Tag, das ist angesichts der Datenmenge, die dort geschaufelt wird, beeindruckend. Wem das nicht reicht, der kann sich ein paar generische Zusatzakkus kaufen.
Bildqualität:
Ich habe bei weitem noch nicht alle Bilder gesichtet, aber was ich gesehen habe, hat mich fasziniert. Die Bildqualität ist absolut "mind-blowing", in jeder Hinsicht: Auflösung, Dynamikumfang und Rauschverhalten. Aber das hat auch einen Preis: Der Speicherbedarf ist enorm. Bei unkomprimiertem RAW + JPG kamen bei mir nun rund 135 GB Bilddaten zusammen, das ist schon eine Hausnummer.
8. Fazit: Die Bildqualität lässt einen aus dem staunen nicht heraus kommen und bzgl. der Datenmengen muss man sich über ein geeignetes Backup-Konzept Gedanken machen.
So, das war eine kurze Zusammenfassung meiner ersten Gedanken...
Noch ein kurzes PS für die "niemand baucht mehr als 6/8/12/16/24 MP"-Fraktion:
Vor zweieinhalb Jahren war ich mit einer Fuji X-Pro1 u.a. auch an gleicher Stelle (z.B. Top of the Rock, Aussichtsplattform auf dem Rockefeller Center). Damit habe ich tolle Skyline-Aufnahmen erstellen können, aber wenn ich die Daten nun nebeneinander halte und sehe was aus der RX1R II heruauspurzelt, dann ist das einfach faszinierend. Bei Skyline-Aufnahmen mit vielen Details und dies wohlmöglich noch abends, macht sich der überragende Sensor der RX1R II heftig bemerkbar. Die Detailauflösung ermöglich später nicht nur richtig große Ausbelichtungen, auch das Potential bei der Nachbearbeitung ist außerordentlich.