Hallo zusammen,
endlich hat mich auch das Stativ erreicht, so dass mein Setup aus
Sirui M-3204 und
Sirui K-30X jetzt komplett ist. Für umfangreiche Tests war die Zeit noch zu knapp, also folgen hier erstmal meine ersten Eindrücke. Mein Angebot besteht weiterhin: Wenn ihr was bestimmtes getestet haben wollt, lasst es mich wissen, dann gucke ich, was sich machen lässt.
Zum Kopf:
Der K-30X ist ein klassischer Kugelkopf, der im Verhältnis zur Kugelgröße relativ leicht, aber durchschnittlich groß ist - d.h. man hat schon ordentlich was in der Hand bzw. auf dem Stativ. Im Vergleich zum Manfrotto 054 oder den Gitzos GH2780 und GH3780 wirkt der Sirui jedoch eher zierlich.
Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich den Kopf nicht unbedingt als Präzisions-Wunderwerk der Feinmechanik beschreiben würde, aber die Verarbeitung ist insgesamt solide und mein Exemplar weist keine für mich erkennbaren Mängel auf. Die D600 mit 24-120mm und Nissin Di622 II wird spielend gehalten. Von der reinen Haltekraft her würde ich dem Kugelkopf noch deutlich größere Lasten zutrauen. Wenn die Kugel bereits soweit festgezogen ist, dass die Kamera sich auch mit größerem Kraftaufwand nicht mehr bewegen lässt, kann ich den Feststellknopf noch eine gute halbe bis dreiviertel Umdrehung weiter festziehen, so dass hier noch Reserven zu bestehen scheinen.
Leider ist der Bereich der Feststellung, in dem sich die Kamera noch leicht von Hand bewegen lässt ohne von selbst abzusacken sehr eng und die nötige Klemmung variiert mit der "Schräglage" der Kamera - hier haben Köpfe mit ovalen Kugeln wahrscheinlich Vorteile. Wenn ich die Klemmung soweit anziehe, dass die Kamera in 45°-Lage nicht mehr von selber verrutscht, ist ein deutliches Losbrechmoment beim manuellen Verändern der Kamera-Position zu spüren. D.h. für die exakte Ausrichtung z.B. für Makros dürfte dieser Kopf nicht unbedingt die erste Wahl sein. Meine Hoffnung, mit der größeren Kugel des K-30X im Vergleich zum K-20X hier im Vorteil zu sein, hat sich also nicht vollständig erfüllt.
Die beiligende Universal-Arca-Platte
TY-70S ist für die D600 ein kleines Stück zu lang. Die einzige Position, in der eine verdrehsichere Montage möglich ist, ist mit der Arca-Schiene parallel zum Objektiv (also senkrecht zur Sensorebene), so dass die kleinen roten Verdrehsicherungspinne unter dem Display greifen und die Platte ein kleines Stückchen unter dem Objektivbajonett über die Bodenplatte der Kamera hinausragt. Das ist zwar nicht ganz optimal, aber ich kann damit leben. Vielleicht gönne ich mir irgendwann doch noch einen L-Winkel oder zumindest die dedizierte Arca-Platte für die D600 von Markins.
Die Arca-Schraub-Klemme des Kopfes funktioniert einwandfrei. Sie lässt sich weit genug öffnen um die Platte von oben einzusetzen und hält bombenfest, wenn sie zugeschraubt ist. Der integrierte Sicherungspin verhindert ungewolltes herausrutschen bei halbgeschlossener Schraubklemmung zuverlässig. Die integrierten Libellen der Klemme lassen sich teilweise auch bei aufgesetzter Kamera ablesen - ob sie sich als nützlich erweisen, wird die Zeit zeigen.
Alle Drehknöpfe funktionieren erwartungsgemäß problemlos und bei meinem Exemplar ist bisher auch noch kein Fett ausgetreten. Auch die Begrenzung der Feststellschraube (aka Friktionseinstellung) funktioniert simpel aber effektiv. Für meine Zwecke reicht einfaches festdrehen mit der Daumenkuppe ohne weiteres Werkzeug. Die rotierende Skala (hellblau) um den Feststellungsknopf ist vollkommen nutzlos, da sie sich nicht fixieren lässt. Die Panoramaebene läuft geschmeidig ohne Kratzen und lässt sich mit der Feststellschraube soweit arretieren, dass der Kopf sich nur noch mit roher Gewalt drehen lässt.
Fazit: Nach dem ersten Eindruck ein ordentlicher Kugelkopf ohne größere Macken. Nicht 100% perfekt, aber für den Preis kann man imho nicht mehr verlangen. Für mich persönlich gilt: Gut genug ist gut genug und bisher habe ich den Eindruck, dass der K-30X sich für dieses Prädikat qualifiziert.
Zum Stativ:
Das Sirui M-3204 wurde in meinem Fall mit Tasche + Schultergurt, 4 Inbus-Schlüsseln und Handgelenkschlaufe für's Einbein geliefert. Die erwartete kurze Mittelsäule und der zweite Schraubdeckel (für zwischen Mittelsäule/Einbein und Kugelkopf) fehlten in der Packung. Hier muss ich noch abklären, ob sich der Lieferumfang geändert hat, oder ob bei mir die beiden Teile vergessen wurden. Dafür hat das Stativ abweichend von den Bildern auf der Sirui-Webseite Schaumstoff-Griffpolster an allen drei Beinen. Unangenehmen Plastikgeruch habe ich nicht wahrgenommen und ich halte mich selbst diesbezüglich für empfindlich.
Analog zum Kugelkopf macht auch das Stativ einen robusten und solide verarbeiteten Eindruck ohne dabei Perfektion zu erreichen. Die Bedienung ist schnell, einfach und alles funktioniert wie erwartet. Stehen die Beine voll ausgezogen im steilsten der drei einstellbaren Winkel, so ist der Kamerasucher genau auf meiner Augenhöhe (Körpergröße 1,83m) - bei vollständig eingefahrener Mittelsäule und montiertem K-30X. Insgesamt steht das Stativ in dieser Konfiguration gerade und stabil. Solange nicht gerade Orkan herrscht oder jemand dagegen rennt, habe ich keine Bedenken, der Konstruktion meine Kamera anzuvertrauen.
Die ca. 180° überschlagbaren Beine ermöglichen auch mit der langen Mittelsäule sehr bodennahes Arbeiten. Bei ausgezogener Mittelsäule mit montiertem Kopf und überschlagenen Beinen erreicht das Stativ ein Packmaß von ca. 50cm und passt problemlos in die mitgelieferte Tasche. Sehr erfreulich ist, dass die Kombination nach mittelfesten Stubsern gegen das Objektiv praktisch sofort wieder stillsteht - Schwingungen werden also sehr gut gedämpft.
Komplett mit Kopf und Tasche wiegt das Stativ weniger als 3Kg. Das ist m.E. für Touren in Ordnung, wo die Fotografie im Vordergrund steht. Zum Bergsteigen oder auf ganztägige Städtebesichtigung würde ich es wahrscheinlich eher nicht mitnehmen wollen.
Fazit: Von dem Stativ bin ich sehr angetan. Sollten sich im Laufe der Zeit keine verborgenen Mängel offenbaren, so habe ich hiermit eine für mich langfristig brauchbare Lösung gefunden. Jetzt muss ich es nur noch reichlich benutzen, damit sich die Anschaffung auch gelohnt hat.
Alles in allem habe ich für Stativ und Kopf zusammen ca. 370€ ausgegeben. Das ist mehr, als ich ursprünglich geplant hatte, soll aber auch hoffentlich für viele Jahre halten. Im Vergleich zu den hier oft propagierten Lösungen aus den Häusern Gitzo, Feisol, Markins, Novoflex, Arca Swiss, etc. bin ich wohl noch ziemlich günstig unterwegs. Ob sich die Sparsamkeit rächt, wird sich zeigen müsen. Im Moment ist mein Gefühl jedoch gut. Ich werde mich hier in unregelmäßigen Abständen wieder melden, wenn ich mehr Erfahrungen mit dem Equipment gesammelt habe und von Erfolgen und Problemen berichten.
Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, immer her damit.
Gruß
Fabian