Martin Messmer
Themenersteller
Läuft der Schärfekeil vielleicht weder bei G1 noch bei G2 zusammen?
Jedenfalls nicht in einer Ebene durch das Objektiv parallel zur Bildebene, wie in vielen Abbildungen zu sehen. Kleines Gedankenexperiment: wenn du so weit tiltest, dass der Schnittpunkt mit den Schärfentiefegrenzen mit ins Bild kommt, was passiert dann jenseits des Schnittpunkts? Negative Schärfe?
Nun … ein Punkt aus K würde doch nach Passierung durch die Objektiv-Hauptebenen-Mitte gradlinig weitersausen, also parallel zur Bildebene bleiben, sprich unendlich weit brauchen, bis er die Bildebene treffen würde, ergo einen unendlich großen Zerstreuungskreis abbilden (theoretisch – der Strahl trifft ja nie auf den Film). Also ist ein Punkt aus K quasi in kompletter Unschärfe abgebildet. Demzufolge ist dort der Schärfekeil-Scheitel, wie im Bilde Schöns.
Punkte vor K (zu S hin) können gar nicht mehr abgebildet werden. So ist K doch effektiv der nahegelegenste Punkt, der überhaupt noch abgebildet werden kann. Da ist die Vorstellung einer «negativen Schärfe» hinfällig. Wie bildete denn beim "normalen" Fotografieren eine Kamera Punkte ab (auch schärfenmäßig), die vor der Objektiv-Hauptebene liegen? —
Die Linie parallel zur Bildebene durch K liegt im Abstand f (Brennweite) zur Bildebene. Gegenstände vor diesem Punkt (dieser Ebene) sind nicht mehr abbildbar.
So ist für mich also nichts Unlogisches dran, dass dieser Schärfe-Keil bei K beginnt und folgenden Winkel hat:
Dh = f^2/(k*zo) + f = hyperfokale Distanz
Dn ≈ 1/(1/g + 1/Dh) = Nahpunkt entlang der Optikachse
Df ≈ 1/(1/g – 1/Dh) = Fernpunkt entlang der Optikachse
J = Distanz von K bis Linsenmitte (in Objektivebene; gestrichelte rote Linie; messbar)
a (alpha) = arcsin(f/J) = Verschwenkwinkel zw. Bild- und Objektivebene (Tilt-Winkel)
b (beta) = arctan((g–f)/f*tan(a)) = Winkel zw. Objektiv- und Schärfeebene
w ≈ b – arctan((Dn–f)*tan(a)/f) = Schärfekeilwinkel ab Schärfeebene kamerawärts
v ≈ arctan((Df–f)*tan(a)/f) – b = Schärfekeilwinkel ab Schärfeebene von Kamera weg
Keilwinkel total ≈ w + v = Spikel, in dem alles «scharf» abgebildet wird, mit Scheitel K
… und abschließend noch mit dem nötigen Shift dazu:
shift ≈ g*m*sin(a) = g*sin(a)*tan(a)/tan(b) = g*f/(g–f)*sin(a),
damit nach dem Tilten um Winkel a die Bildmitte wieder der Gegenstandsmitte entspricht …
Jedenfalls sind dies realistische Ergebnisse für die Praxis, um wenigstens mit einem Winkel starten zu können und um den Schärfekeilwinkel sehr gut abzuschätzen.
Anhang: die Skizze Herrn Schöns …
LG – Martin
…
Anhänge
-
Exif-DatenScheimpflug.jpg115,4 KB · Aufrufe: 19
Zuletzt bearbeitet: