Wie ich zum Schloss komme?
Ich war '75 dort zum Segeln. Mir gefiel es dort und ich bin geblieben. Hatte da
jahrelang ein ZV (S) im Schlossteich liegen, jetzt nicht mehr, der ist bei einem
massiven Unwetter nach 2000 mit Spantenbrüchen hinüber.
Da ich während meines Studiums auch im Sommer gearbeitet habe, blieben in
den späteren Jahren nur die Wochenenden zur Erholung am Wasser.
'80 fiel die Entscheidung, dass ich dort eine Wohnung erworben habe, die ich
dann '81 in Besitz nahm. Seit der Zeit bin sehr ich gerne dort. Ich liebe die
klare frische Luft und den Blick, wenn der Morgennebel einen zarten Schleier
in Richtung Fantaberg liegt und die aufgehende Sonne ihn dann auflöst. Und
wenn dann noch der Rosenwind weht, dann ist es perfekt. Zu Zeiten im Schloss
war es mehr Lenzing denn Rosen.
Und ja, ich kann auf dem Foto auch mein damaliges Fenster* im zweiten Stock-
werk ausmachen. Es gab damals den Hafen noch nicht, nur einige wenige
Boote an Bojen. Man schlief ein mit dem Klicken der Wanten und wachte
so wieder auf. War damals gerne mit einer Dias unterwegs. Wenn stärkerer
Wind aufkam bin ich dann gerne hinaus. Den Segelschülern war es zu heftig,
mir gerade recht, wenn die ersten starken Böen vor einem Gewitter aufkamen.
Bist Du von dort ? Wennst von "Bayern" bist, dann hast Du den schönsten
Blick auf den Ort wo ich bin. Das zu dekodieren ist nur was für dortige...
Bin früher nach dem Segeln oft nach Bayern hinüber zum Liehmann.
abacus
NT
* von dort hatte man einen sehr schönen Blick auf eine wunderbare Pflasterung,
die jedoch einer Sanierung zum Opfer fiel...
Überhaupt war das Schloss in einem Zustand des langsamen Verfalls, was ich
selbst aber sehr schätze (siehe Ruskins Ansatz, ein Denkmal in Würde sterben
zu lassen...). Besonders schön war der venezianische Spiegelsaal bei Kerzen-
beleuchtung. Da gab es einmal ein Schlosskonzert mit einem jungen russischen
Pianisten, ich glaube es war Mikhail Vasil'evič Pletnëv. Der kleine Saal mit den
Spuren der Kerzenbeleuchtung vieler Jahrzehnte, eine wunderbare Atmosphäre,
wie es sie dort nie wieder gab. Zuerst die Stimmung mit der untergehende Sonne
danach nur mehr das Licht der Kerzen im Wiederschein der alten Spiegel. Es war
so wie viele Jahrzehnte zuvor, als es noch kein elektrisches Licht gab, ein kleines
Kammerkonzert im Schloss Kammer.
Das Bauwerk war damals noch nicht mit einem Kupferdach zugenagelt, es gab noch
alte Sprossenfenster mit Holzsprossen und nicht das Metallstabteilungsgedöns. Das
BDA schlief wohl in der Pendeluhr. Auch der Putz war noch der nur mit einem Reibbrett
geglättete, was das Spiel des Lichtes auf der Oberfläche begünstigte und alte Struktu-
ren der zahlreichen Um- und Zubauten erkennen ließ, wenn man ein Auge dafür hatte.
Heute sieht die Kiste wie eine überdimensionale WDVS-Fassadengedämmte EFH-Hütte
aus. Ein Bauwerk ist auch immer das Spiegelbild des Bewusstseins des Eigentümers.