Bei all diesen Diskussionen wir immer außeracht gelassen, dass die Hersteller als profitorientierte Wirtschaftsunternehmen vorrangig finanzielle Interessen und ökonomischen Erfolg im Blick haben.
Das muss aber den Kunden nicht interessieren, der sich über fehlende Standards beschwert und deswegen entweder Produkte erwirbt, die seine Ansprüche nicht so gut abdecken, wie Konkurrenzprodukte es könnten, oder deutlich höhere Kosten hat weil er mittelfristig das System wechseln oder ein zweites Anschaffen muss.
Bei deiner Betrachtung schweigst du dich auch über die negativen Folgen solchen proprietären Denkens gerade bei Unternehmen mit geringer Marktmacht aus. Denn eine reine Kundenbindung ohne nennenswerte Kundengewinnung funktioniert langfristig nicht, das durfte Leica schon mit der M8 erfahren. Gerade Nischenhersteller, und zu jenen Zähle ich Ricoh global betrachtet, sind dann in der Zwickmühle, besonders bei solch einem vielschichtigen und noch immer schnell verändernden Markt wie jener der Digitalphotographie. Denn sie können aus dem Stand lediglich ein spezialisiertes, auf einen bestimmten Kundenkreis zugeschnittenes System auf die Beine stellen, wie sie es bisher auch bei den Kompaktkameras taten. Dies reduziert die Möglichkeiten der Kundengewinnung, weil für viele dieses System eben keine Vorteile bietet, genau wie für viele ja auch die Kompaktkameras von Ricoh uninteressant waren. Zudem werden diese Nischen, sofern sie auf gleicher Technologie beruhen, stark gefährdet, sobald ein vielseitigeres System sich entschließt auch dort Fuß zu fassen. Das ist im Kompaktkamerabereich wesentlich unwahrscheinlicher und für jene anderen Hersteller aufwändiger als im Systemkamerabereich, weil im ersteren eben in den seltensten Fällen Synergieeffekte entstehen die entsprechend beworben werden können. Marketing nach dem Motto: „Sie haben schon diese Panasonic-Kamera, kaufen sie sich nun noch diese Spezialisierte hinzu“ funktioniert nicht, sofern sich nicht auch wirtschaftliche Vorteile damit verbinden lassen. Im Systemkamerabereich kann man einfacher Argumentieren: „Sie haben schon ein µFT-System, kaufen sie sich diese spezialisierte Kamera hinzu und sie können Objektive, Blitzgeräte usw. weiterbenutzen“. Damit werden auch Nischenbereiche interessant. Fuji hat auf diesem Wege eine Menge Kameras verkauft.
Gerade für die kleineren Hersteller, die sich bisher schon durch innovative und gelungene, spezialisierte Konstruktionen ausgezeichnet haben, kann also ein Systemstandard durchaus auch für die langfristige wirtschaftliche Planung Vorteile gegenüber einem proprietären System bringen.
Bei diesem ganzen Marketinggeschwätz könnte das ganze letztlich auch rein technische Gründe haben. Schließlich muss irgendwoher ja auch zum Beispiel der Sensor stammen
