Ich habe Erfahrungen mit beiden Kameras, so habe ich etwa 1,5 Jahre hauptsächlich mit der X100 fotografiert (zum Teil auch mit dem Weitwinkelkonverter auf 28mm KB) und wegen Änderung meiner fotografischen Gewohnheiten vor ein paar Monaten gegen die Ricoh GR getauscht. Die X100 hatte ich dabei gegen eine X-E1 mit 18/2.0 und 35/1.4 getauscht und zunächste die X100 als Immerdabei behalten, wurde mir dann aber doch irgendwann zu schwer und wollte auch etwas mehr mit Streetfotografie experimentieren, und so bin ich da bei der Ricoh gelandet.
Also Unterschiede zwischen den beiden Kameras kann ich folgendes nennen, versuche dabei möglichst eigene Erfahrungen zu schreiben, kannst du also ergänzend zu den üblichen Reviews sehen. Wenn du irgendwelche Fragen dazu hast dann einfach her damit, die X100 habe ich allerdings nicht mehr hier, kann da also nur aus der Erinnerung berichten.
Fujifilm X100:
- Sehr robustes Gehäuse, vor allem wenn man den Filteradapter mit einem Schutzfilter an der Kamera hat, bleibt trotzdem sehr kompakt und das empfindlichste bewegliche Teil der Kamera ist gegen Stöße und Staub geschützt.
- Schöne Größe zum arbeiten, auch über längere Zeit, fühlt sich durch das Gewicht und das Metallgehäuse auch angenehm in der Hand an.
- Direkte Zugriffe auf die wichtigsten Funktionen, wobei diese aber kaum konfiguruert werden können. Zudem gibt es immernoch kleinere Macken in der Bedienung die aber wahrscheinlich jeden individuell mehr oder weniger stören, am meisten hat mich das fehlende Quickmenü gestört, die meisten anderen sind mittlerweile durch viele Firmwareupdates behoben. Die Bedienung ist übrigens optimiert für Zweihandbedienung.
- Genialer Sucher der auch im optischen Modus mit elektronische eingeblendeten Infos super funktioniert, auch der AF funktioniert so zuverlässig. Wirklich klasse, wenn du gerne mit sucher fotografierst solltest du dir das auf jedenfall mal anschauen!
- Sehr gute Jpeg Qualität, auch bei hohen ISO.
- Sehr gutes, aber leider nicht durchgehend gutes, Objektiv. Es schwächelt etwas im Nahbereich und bei Offenblende, ausserdem bei bestimmten Lichtquellen im Bild komische Effekte die aber eigentlich nie wirklich störend wirken. Im Makrobereich kommt man recht nah ran, aber man muss ziemlich abblenden was ihn leider oft sehr eingeschränkt hat. Zum Objektiv gibt es ganz gute Infos bei dpreview:
http://www.dpreview.com/reviews/fujifilmx100/15 und
http://www.dpreview.com/reviews/FujifilmX100/16
- Möglichkeit zur Nutzung von Konvertern auf 28mm und 50mm (jeweils KB).
- Die Bedienung und Funktion der X100 hat sich für mich immer etwas behäbig angefühlt, auch nach den letzten Firmwareupdates. Die X-E1 fühlt sich deutlich flüssiger an.
- Von den Features her ist die X100 ziemlich puristisch, was aber auch schön sein kann und ich zum Teil sehr geschätzt habe, da die Kamera nicht überladen wirkt.
Ricoh GR:
- Ebenfalls weriges Gehäuse, welches aber durch den Lamellenschutz des Objektivs im eingefahrenen Zustand etwas fragiler wirkt. Mit dem Filteradapter dann sehr robust, aber leider dann nicht mehr so schön flach im ausgeschalteten Zustand, aber immernoch deutlich kompakter als die X100.
- Guter Griff und Kontrollen die für die Einhandnutzung optimiert sind. Man hat dadurch direkt ein eher schnappschussartiges Gefühl, aber wenn man diesem wiedesteht kann man sehr schön auch mit dieser Kamera arbeiten.
- Die Bedienung ist fast vollständig konfigurierbar, das Quickmenü kann komplett selbst eingestellt werden. Dadurch am Anfang etwas unintuitiv (die erste Kamera bei der ich ins Handbuch schauen musste), später dann perfekt wenn man seine Einstellungen gefunden hat.
- Leider kein Sucher, aber die Kamera ist auch fast zu klein für das Fotografieren am Auge. Es gibt einen optischen Aufstecksucher, aber das Display ist finde ich deutlich besser als bei der X100 und reicht somit eigentlich immer aus.
- Sehr gute Bildqualität auch in den JPEGs, mit höherer Auflösung als die X100 sie liefert und zum Teil auch mehr Schärfe (fehlender AA Filter, dafür vereinzelt Moire in den RAWs). Leider ist die Ricoh etwa ein EV schlechter bei der ISO Leistung und zusätzlich ist das Objektiv eine Blende schlechter, man kann aber etwas kürzere Zeiten verwenden durch die etwas weitere Brennweite.
- Durchgehend sehr scharfes Objektiv das die Auflösung des Sensors leicht bedienen kann, auch im Nahbereich bei Makros mit Offenblende. Bei Makros kommt man nicht ganz so nah ran wie bei der X100, aber mit Croppen erhält man bei gleicher Pixelzahl etwa den gleichen Ausschnitt.
- Es gibt einen sehr guten Weitwinkelkonverter auf 21mm KB, dadurch ist die Ricoh auch eine gute Ergänzung zu meinen anderen Kameras da ich das UWW-Objektiv dort sparen kann, der Konverter ist deutlich billiger als ein vergleichbar hochwertiges Objektiv.
- Die Ricoh ist deutlich schneller und liefert ein viel flüssigeres Gefühl als die X100, sowohl beim fotografieren als auch der restlichen Benutzung.
- Zudem hat sie einige sehr gute und durchdachte Features die die X100 (und auch die X-E1) nicht liefert. Da wären z.B. Belichtungskorrektur im manuellen Modus mit ISO Automatik, Bulb Modus bei dem man den Auslöser nicht gedrückt halten muss, Fix Fokus Modus bei dem man den Fokus auf eine Feste Entfernung stellen kann und dadurch sehr schnell auslösen kann (kann man mit der X100 emulieren, nervt aber auf dauer, ich habs probiert), Intervallaufnahmemodus, mehr Filmsimulationen die zudem jeweils in ihrer Wirkung nochmal stark konfiguriert werden können.
Sonst gibt es viele Parallelen bei den Kameras, neben den offensichtlichen Specs die ich hier mal aussen vor lasse haben beide einen ND Filter, einen eingebauten Blitz, RAW-Konverter in der Kamera, und man kann mit beiden Kameras auch bei manuellem Fokus über einen Knopf den AF auslösen ohne den Modus zu wechseln.
Die unterschiedliche Brennweite ist für mich im nachhinein weniger gravierend gewesen als gedacht, die 28mm der Ricoh können auf die 35mm der Fuji gecropt werden ohne dabei zu viel Auflösung zu verlieren, es gibt in der Ricoh sogar einen Crop Modus um dies direkt bei der Aufnahme schon zu machen. Allein die Freistellung der X100 ist natürlich besser, etwas längere Brennweite und eine Blende lichtstärker sieht man schon recht deutlich, war mir aber nicht mehr so wichtig. Beim AF liegt die Ricoh vielleicht etwas vorne, bei schlechtem Licht sind beide etwa gleich langsam, die Fuji ist da vielleicht etwas besser, beides aber nicht so gravierend.
Generell könnte ich noch sagen, dass beide Kameras von dem Gefühl der Benutzung her ziemlich unterschiedlich sind.
Die X100 ist eher eine richtige Arbeitskamera mit der man auch lange fototouren machen kann oder die man im Studio nutzen könnte. Die Kamera ist größer, man hat sie beim fotografieren am Auge, einfach ein anderes Gefühl. Zudem ist die Brennweite etwas universeller, man kann auch bei sehr wenig Licht fotografieren, wie OlliverG schon sagt ist es auch eine perfekte Reisekamera wenn man nur eine mitnehmen möchte. Man kann dann noch durch die sehr guten Konverter ergänzen und hat ein schönes Minisystem.
Die Ricoh würde ich eher als schnelle und hochwertige Schnappschusskamera bezeichnen, also perfekt z.B. für Streetphotography oder zum sehr unauffälligen Fotografieren, man sieht damit eben aus wie ein Touri mit ner Kompaktknippse

. Man kann zudem alles mögliche an der Kamera einstellen und sollte das auch tun, dann kann sie die perfekte Kamera für sehr schnelles fotografieren werden. Wenn man dem Schnappschussreflex wiedersteht kann man natürlich auch ernsthaft mit der Kamera arbeiten, hat sich bei mir auch schon auf dem Stativ sehr gut gemacht! Durch den doch ziemlichen Unterschied bei Größe und Gewicht ist die Ricoh die perfekte Immerdabei, die X100 war mir da zu groß und zu schwer und musste daher auch gehen. Den Tausch habe ich nicht bereuht und mittlerweile auch eineige der Features zu schätzen gelernt, also auch eine wirklich schöne Ergänzung zu meinen anderen Kameras.
Die Frage ist welche Kamera du noch hast, also zu welcher Kamera die Ricoh oder Fuji als Ergänzung dienen soll. Und auch was der Haupteinsatzzweck sein soll, dadurch kann man schon ziemlich gut festlegen welche der beiden besser geeignet sein könnte, auch wenn beide Kameras den Hauptzweck der jeweils anderen Kamera ziemlich gut mit abdecken können.