Freistellung braucht man aber tendenziell sowieso eher bei den höheren Brennweiten. Weitwinkel nutzt man nunmal (zumindest ich) i.d.R. für Landschaftsaufnahmen oder Architektur, wo man meist keine Freistellung braucht (unscharfen Vordergrund kriegt man auch so hin). Zumindest ist es bei mir so. Also bei 16mm brauche ich kein F2. Klar, die Lichtstärke wäre bei wenig Licht nice to have, aber mit Bildstabi nicht unbedingt erforderlich (bei Stativ sowieso nicht).
Für Portraits/ Detailaufnahmen mit Freistellung/ Bokeh kann man beim Zeiss wunderbar die 70mm (105mm KB) F4 nehmen. Auch bei 50mm mit F4 kann man noch ein ganz passables Bokeh hin bekommen (natürlich keine starke Freistellung). Für die Freistellung ist der Abstand Kamera-Objekt-Hintergrund ja ohnehin viel entscheidender, als die Blende. Ich habe selbst mit dem 16-50 Kit-Objektiv bei 50mm f5.6 schon recht stark freigestellte Portraits hinbekommen (Hintergrund eben entsprechend weit weg). Freilich nichts für's Studio, aber wir reden hier ja von Reisezooms.
Natürlich kann ich bei 50mm mit f4 nicht so gut freistellen, wie mit der 50mm f1.8 Festbrennweite (bzw. bin weniger flexibel bei den Abständen), das ist völlig klar. Aber es geht ja hier um Immerdrauf-immerdabei-Reisezooms, und da muss man nunmal Abstriche machen. Denn, wie du schon sagst, gibt es nunmal keine lichtstarken und gleichzeitig kompakten Reisezooms. Erst recht nicht günstig.
Ob man nun ein 18-200 oder lieber ein 16-70 oder 18-105 oder 10-18 etc. bevorzugt, ist einfach Geschmacksache. Die haben alle Vor- und Nachteile. Für Landschaftsaufnahmen machen die 16mm auf jeden Fall mehr Sinn als 18mm, denn der Unterschied ist eine ganze Ecke (müsste 1/8 größerer Bildausschnitt sein, wenn ich richtig rechne). Und man bleibt beim Zeiss sehr kompakt. Das 18-200 und das 18-105 sind dagegen große und schwere Klopper, da muss man gewillt sein, das mit sich rumzuschleppen. Wer mehr an irgendwelche Tiere o. ä. ranzoomen will, braucht halt ein richtiges Teleobjektiv. Allerdings würde ich dann auch zu einem richtigen Teleobjektiv greifen, bei einem so hohen Brennweitenbereich von 18-200mm muss man nunmal auch wieder andere Kompromisse eingehen. Aber auch das ist natürlich Geschmacksache. Der Eine nimmt lieber 2 Objektive mit, der Andere will wirklich alles mit einem einzigen Objektiv abdecken und nimmt dafür in Kauf, dass das Objektiv deutlich schwerer und größer ist, und ggf. ein paar mehr Kompromisse bei der BQ erfordert.
Meine persönliche, für mich ideale Kombination von Objektiven:
- Zeiss 16-70 f4 als Immerdrauf für unterwegs/ Urlaube, da es von Landschaftsaufnahmen bis Portrait/ Detailaufnahmen alles abdecken kann und dabei ziemlich kompakt und leicht bleibt
- SEL50F18 Festbrennweite für Situationen mit wenig Licht bzw. wenn ich weiß, dass ich gezielt nur Detailaufnahmen/ Portraits schießen will. Für manche wäre da eine lichtstarke 35mm oder 80mm Festbrennweite besser, je nach Einsatzzweck.
- Für Tiere ein richtiges Teleobjektiv/ Telezoom. Besitze ich noch nicht, aber aktuell favorisiere ich ein Sigma 70-300 F4-5.6 für Canon oder A-Mount mit entsprechendem Adapter. Das kriegt man für richtig kleines Geld, gebraucht manchmal schon für 50€. Mit Bildstabilisator etwas mehr. Und mit 300mm kann man dann Tiere auch vernünftig nahe heran holen (wobei in Afrika in der Steppe selbst 500mm wenig sind!).
- Irgendwann noch ein Ultraweitwinkel Samyang 12mm F2 für Landschaften und Lichtstraßen-Fotografie.
Ein Reisezoom, das das alles abdecken kann, gibt es leider nicht.