Megapixel als Selbstzweck halte ich ebenso wie Viele hier für eine Sackgasse, aber Megapixel als bewußte Designentscheidung ist ein interessantes Gebiet. Im Endeffekt geht es darum, das meiste an Bildqualität aus einem Sensor herauszuholen und das in möglichst vielen Einsatzszenarien.
In den ersten 10 Jahren der digitalen SLR Entwicklung mußte die Auflösung hochgetrieben werden, damit man überhaupt hochwertig auf Ausgabeformate wie A4 oder A3 kam. Da man hier jedoch im Grenzgebiet der Lichtempfindlichkeit eines Sensors operierte, machte es Sinn, der Fraktion jener Kunden die maximale Auflösung wollte, eben diese unter Einschränkungen in anderen Bereichen (wie ISO) zu geben. Die Kamera's der X-Serie (D1X, D2X, D3X) verkörperten diesen Ansatz. Jene Kunden, die mehr Lichtleistung in Form höherer ISO wollten, bekamen diese mit eben weniger Pixeln (D1H, D2H, D3s).
Die gegenwärtige Auflösung von 12 MP stellt für mich einen
möglichen Entscheidungspunkt für die zukünftige Strategie der Kamerahersteller dar.
Mit dieser Auflösung kann das Argument der zu geringen Auflösung für die meisten Benutzer vom Tisch gewischt werden. Und die Kamerahersteller wissen sich besseres zu tun, als auch in Zukunft noch 2 Kameralinien parallel beizubehalten.
Da 12 MP ausreichend Auflösung bieten, können in der nächsten Kamerageneration 2 Wege eingeschlagen werden:
- Man reizt den Produktionsprozess des neuen Sensors aus, und bietet bei gleicher oder geringfügig wachsender Auflösung bessere HighISO Leistung an. Was viele Kunden wollen. Dieser Weg löst für den Hersteller jedoch nicht das Problem, was er mit jenen Kunden machen soll, die einfach eine hohe Auflösung wollen. Um diese bei der Stange zu halten, müßte er ein zweites Modell mit hoher Auflösung auflegen. Ein teures Unterfangen für Kunde und Hersteller.
- Der zweite Weg könnte folgendermaßen laufen: Der Hersteller nimmt die verbesserte Leistung des neuen Sensormaterials und teilt diese statt durch 12 MP durch 36 MP. Die Produktionskosten zu Variante 1 sind im Prinzip gleich und der Hersteller hat mit einem Sensor beide Märkte abgedeckt, da er den einzigen Vorteil des geringer auflösenden Sensors der Variante 1 mit diesem Modell ausgleichen kann (über Softwareskalierung und Binning). Zusätzlich erreicht er damit noch die Zielgruppe der Auflösungsjäger mit der gleichen Kamera.
Ob die (hypothetische) D800 mit einer per Software von 36MP auf 9 MP reduzierten Auflösung der D3 als Nachtsichtgerät deutlich nachsteht? Ich denke nicht. Und falls der Fotograf mal aus seiner nächtlichen High-ISO Großstadtjagd am nächsten Tag aufs Land kommt, schaltet er für das Landschaftsportrait per Software wieder auf 36MP und erfreut sich mit der selben Kamera einer Qualität, die er sonst nur durch ein zweites Gehäuse mit hoher Auflösung bekommen würde.
Weitere Vorteile, wenn er sogar in der Landschaft keine hohe Auflösung möchte. Er bleibt im 9 MP Modus und der dynamische Umfang wird größer, Artefakte des Bayersensors sind weg, und das Grundrauschen eines Sensors (Fixed Pattern Noise) ist wesentlich gleichmäßiger. Alles Aspekte die die gesamte Bildqualität steigern.
Das Spiel mit den Bildern in diesem Thread diente nur der kurzen Überprüfung, ob Variante 2 überhaupt Erfolgsaussichten hat. Wie gesagt, alles nur grundsätzliche Überlegungen ohne Anspruch auf tatsächliche Umsetzung
Wenn die Kamera Ende Oktober angekündigt wird, wissen wir mehr.
Liebe Grüße,
Andy