Noch ein Verrückter mehr...
![Big grin :D :D](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
Herzlich Willkommen und Respekt für den Mut, mit solch einem schwierigen Motiv hier einzusteigen, polepaule.
Deine Versionen sind echt interessant und ein gutes Zeugnis für eine selektive Arbeitsweise. Respekt!
Achte aber mal auf den Bart - die Haare sind überschärft und wirken kratzig. Die Ministrukturen stehen so alleine da und fügen sich nicht ein in die Formung des Gesichts. Ein Bart hat ebenso Konturen, schärfere und unschärfere Stellen - die Kontur des Bartes lässt die Haare in unterschiedlichen Tonwerten in Erscheinung treten. Auch einzelne Haare sind mal dicker, mal dünner - die erzählen eine Geschichte.
Jette - ich stimme Dir zu, dass ein farblicher Kontrapunkt - Augen eher in Farbe des Hemds - sich hier besser gemacht hätte. Ich hätte die Augen bei der Duplexebene ausklammern sollen oder die Farben wieder reinmalen.
Fixiere Dich bei aller Begeisterung aber nicht allzusehr nur auf die Augen - die Haut hat es auch in sich, vor allem in farblicher Hinsicht. Ein homogener Eindruck muss sowohl von den Details, den Strukturen, aber auch von den Tonwerten und dem Farbcharakter getragen werden.
Vielleicht bin ich schon etwas sehr ins Malerische gegangen - aber das "sich Fallen lassen" in die Tiefe dieses Gesichts verlangt für mich auch einen gewissen Grad an Generalisierung, der ablenkende Dinge in einem gewissen Grad fernhält. Genau deshalb benutze ich gern eine SW-Ebene zur Kontrolle.
Alles, was einen förmlich reinsaugt in dieses Bild, lässt sich auf relativ einfache Dinge und Zusammenhänge reduzieren.
Allmählich begreife ich, warum Leonardo da Vinci vier Jahre an seiner Mona Lisa gemalt hat, warum er sie nie an den Auftraggeber auslieferte und sie noch kurz vor seinem Tode in Amboise als "unfertig" bezeichnet hat. Das Geheimnis von klaren Strukturen unter einem unmerklichen Nebel sanfter Weichheit - umschrieben als die Sfumato-Technik - ist auch bei diesem Obdachlosen die wahre Herausforderung. Nur muss man sie in der digitalen Bildbearbeitung anders handhaben als in der Malerei - das Prinzip aber bleibt dasselbe.
Ein gutes Porträt sollte immer von einem Leben erzählen, nicht nur von einer Folge von Krankheiten.
LG Steffen