forent
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Vorsicht; viel Text; dafür am Ende auch Bilder...
Infolge von EADS [Ethanolinduziertes Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom] hatte ich vor einigen Wochen mein schwarzes Berlebach Maxi-Mini (neue Version, zum Glück ohne Kopf) in der Bahn vergessen, wo es spurlos verschwand. Nun brauchte ich ein neues kleines Stativ für Reise, Makro, beengte Verhältnisse usw. Da mir die geringe Maximalhöhe von 67 cm des ansonsten tollen Berlebach (http://www.berlebach.de/?bereich=details&id=439) letztlich doch zu gering war, tat ich mich um und stieß auf cmos exzellenten Testbericht des Velbon Ultra REXi L (https://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=1252784; http://www.velbon.co.uk/ultra.html).
Ich bestellte es also und war schwer beeindruckt, denn es erscheint mir belastbarer und zitterärmer als die anderen mir bekannten Stative dieser Größenklasse, darunter z.B. das Feisol CT-3442. (Vergleichbare Gitzo- oder RRS-Modelle kenne ich jedoch nicht.) Trotzdem übersteigt die erzielbare Vollauszughöhe – ohne Mittelsäule! – das Packmaß um rekordverdächtige 250%. (Sinnvoller finde ich es allerdings, das unterste Beinelement eingezogen zu lassen und damit auf knapp 20 cm Höhe zu verzichten.) Das alles liegt an der einzigartigen Beinarretierung, den großen Beindurchmessern und der massiven Stativschulter mit den üppig dimensionierten Beingelenken. Ich habe das REXi daher nicht nur behalten, sondern es auch an meine Bedürfnisse angepasst – „gepimpt“, wie man auf Neudeutsch sagt. Darum soll es jetzt gehen.
Das Velbon Ultra REXi L beruht auf einem hochinnovativen Konzept und wirkt auf mich bis in kleinste Details durchdacht – Kompliment an die einfallsreichen Konstrukteure! Mitunter scheint den Verantwortlichen jedoch ihr Spieltrieb durchgegangen zu sein (worauf schon die alberne Produktbezeichnung hindeutet): So werden die Beinanschläge nicht wie anderswo durch simple Schieber, sondern durch ein kompliziertes Feder-Rasten-System verstellt und die Mittelsäule wird nicht durch eine überall seit Jahrzehnten bewährte Knebelschraube arretiert, sondern durch einen vielteiligen Exzenterhebel. Überflüssiger Schnickschnack! Gerade dieser Hebel nervte mich, weil er mehr Aufmerksamkeit und höhere Kräfte erfordert als die bekannten Schrauben und außerdem zu einem Stativelement gehört, das ich grundsätzlich ablehne: zur Mittelsäule. Im Ernst: Wäre diese Mittelsäulenhebelei unvermeidlich, hätte ich das REXi definitiv zurückgeschickt.
Zum Glück lässt sich das alles mit wenig Aufwand komplett entfernen. Dazu wird zunächst die Mittelsäule auseinandergeschraubt und abgezogen. Unterhalb des Exzenterhebels befindet sich eine Kreuzschlitzschraube; wenn man sie herausdreht, kann man den Hebel komplett abnehmen. Im Inneren der Stativschulter verbleibt ein silbernes Schiebeklötzchen, durch das von unten her eine jener drei Inbusschrauben führt, welche die Stativschulter zusammenhalten. Dreht man sie heraus, fällt einem der Klotz entgegen; danach kann man die Schraube wieder einsetzen. Nun zieht man vorsichtig den breiten Gummiring auf der Oberseite der Stativschulter ab. Darunter erscheint eine kreisförmige Vertiefung von 55 mm Durchmesser mit drei Kreuzschlitzschrauben; wenn man sie ausdreht, kann man die Kunststoffabdeckung der Stativschulter abheben, die zugleich als Führungsschiene der Beinwinkeltasten fungiert. Im Inneren der Stativschulter liegt nun die einseitig geschlitzte Plastikbuchse frei, in der die Mittelsäule gleitet. Wenn man sie ein wenig zusammendrückt, kann man sie herausschieben. Die Abdeckung wird nun wieder mit den drei Schrauben befestigt. Damit sind alle Mittelsäulenelemente entfernt.
Für die Befestigung des Stativkopfes – in meinem Fall der Arca Swiss P0 mit der OpusEde-Klemme – wird nun eine neue Zentralschraube benötigt. Ich habe dafür eine 2 ½“ lange 3/8“-UNC-16-Rundkopfschraube aus Edelstahl in der Bucht bestellt (die ich kürzen musste; 2 ¼“ Länge hätten wohl gereicht). Als Widerhalt für die Schraube dient eine verzinkte, 3mm dicke Unterlegscheibe mit 34mm Außen- und 11mm Lochdurchmesser ("M10 34x11x3 Din440 für Holzbau"), die jeder Eisenwarenladen für ein paar Cent anbietet. Diese Unterlegscheibe passt exakt auf den kleinen Vorsprung um das Mittelsäulenloch an der Unterseite der Stativschulter, der durch das Entfernen der Plastikbuchse frei wurde. Wenn man nun die Scheibe einsetzt und die Schraube nach oben hindurchschiebt, kann man im Prinzip schon den Kopf ansetzen. Damit die Schraube auch oben zentriert und die Schulter innen abgedichtet wird, habe ich jedoch eine alte Kodak-Filmdose um ca. 2 cm gekürzt, ihren Boden zentral auf 10mm aufgebohrt und die Dose mit dem Boden nach oben von unten in die Stativschulter eingeschoben, bis sie an der Kunststoffabdeckung anstieß. Sie passt nur ganz knapp in die Öffnung und muss mit etwas Druck eingeführt werden. U-Scheibe ‘rein, Schraube durch, fertig! Ich habe nun das Glück, dass der Fuß meines Arca P0 54 mm Durchmesser hat und daher mit bloß einem Millimeter Spiel auf die etwas vertiefte Auflagefläche des entfernten Gummirings auf der Stativoberseite passt – eine ideale Kombination also und auch ästhetisch sehr stimmig. Für breitere Köpfe müsste man eine geeignete Metall- oder Holzscheibe als Zwischenlage vorsehen.
Zum Schluss habe ich die rutschigen, harten und im Winter unangenehm kalten Alu-Stativbeine mit griffigem Schrumpfschlauch überzogen, der speziell für solche Zwecke in der Bucht oder dem Elektronikfachhandel angeboten wird. (Damit ist auch der alberne Schriftzug verdeckt.) Käufliche Stativbeinpolster waren mir zu teuer und vor allem zu unförmig; Lenkerband wäre akzeptabel, aber nicht so elegant gewesen.
Die ganze Aktion braucht etwa eine halbe Stunde reine Arbeitszeit – am aufwendigsten ist die Beschaffung der U-Scheibe. Spezialwerkzeug ist nicht erforderlich. Insgesamt habe ich Teile mit einem Gewicht von genau 200 g ausgebaut und Neuteile von 80 g Gewicht hinzugefügt, wodurch das Stativ um 120 g leichter geworden ist. Inklusive Kopf und Klemme wiegt es jetzt 1.680 g. Die Kosten des Umbaus betrugen rund 13 Euro. Für Zweifler und Wiederverkäufer könnte interessant sein, dass das Ganze zerstörungsfrei und vollständig reversibel ist.
Im Ergebnis habe ich ein leichtes und doch stabiles, handliches und doch hohes, preisgünstiges und doch hochwertiges, dazu schönes Stativ mit breitem Anwendungsbereich; von Makro/bodennah über Tabletop bis Urlaub und „immerdabei“ – und das für derzeit 125 Euro einschließlich der Umbauteile! Den (deutlich teureren) Arca P0 sehe ich wegen seiner Qualität, den geringen Abmessungen und dem niedrigen Gewicht dabei als idealen Kombinationspartner an, aber auch ein Markins Q3, FLM 38 o.ä. könnte gut passen. Im Vergleich zum Berlebach Maxi-Mini sind zwar die Stativbeinwinkel weniger fein stufbar und die Minimalhöhe ungünstiger, ansonsten finde ich das REXi jedoch wesentlich vielseitiger und bei gleicher Höheneinstellung sogar belastbarer.
Anbei noch ein paar erläuternde Bilder.
NACHTRAG: Als Werkzeuge sind erforderlich:
- Kreuzschlitzschraubendreher Größe 2 für die Hebel- und die Deckplattenschrauben
- Lineal oder Messschieber zur Bestimmung der Schraubenlänge
- PUK-Säge oder Dremel mit Trennscheibe zum Ablängen der 3/8"-Schraube (und ggf. der Filmdose)
- Metall-Flachfeile zum Glätten der 3/8"-Schraube (und ggf. der Filmdose)
- 7/32"-Inbusschlüssel oder -Bit zum Kontern der 3/8"-Schraube
- Schere zum Ablängen des Schrumpfschlauchs
- Heißluftpistole zum Schrumpfen des Schlauchs
- scharfes Küchenmesser zum Abschneiden des überstehenden Schlauchstücks
- Ggf. Bohrmaschine/Akkuschrauber mit Kegelbohrer oder 10mm-HSS-Bohrer für das Loch in der Filmdose
Infolge von EADS [Ethanolinduziertes Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom] hatte ich vor einigen Wochen mein schwarzes Berlebach Maxi-Mini (neue Version, zum Glück ohne Kopf) in der Bahn vergessen, wo es spurlos verschwand. Nun brauchte ich ein neues kleines Stativ für Reise, Makro, beengte Verhältnisse usw. Da mir die geringe Maximalhöhe von 67 cm des ansonsten tollen Berlebach (http://www.berlebach.de/?bereich=details&id=439) letztlich doch zu gering war, tat ich mich um und stieß auf cmos exzellenten Testbericht des Velbon Ultra REXi L (https://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=1252784; http://www.velbon.co.uk/ultra.html).
Ich bestellte es also und war schwer beeindruckt, denn es erscheint mir belastbarer und zitterärmer als die anderen mir bekannten Stative dieser Größenklasse, darunter z.B. das Feisol CT-3442. (Vergleichbare Gitzo- oder RRS-Modelle kenne ich jedoch nicht.) Trotzdem übersteigt die erzielbare Vollauszughöhe – ohne Mittelsäule! – das Packmaß um rekordverdächtige 250%. (Sinnvoller finde ich es allerdings, das unterste Beinelement eingezogen zu lassen und damit auf knapp 20 cm Höhe zu verzichten.) Das alles liegt an der einzigartigen Beinarretierung, den großen Beindurchmessern und der massiven Stativschulter mit den üppig dimensionierten Beingelenken. Ich habe das REXi daher nicht nur behalten, sondern es auch an meine Bedürfnisse angepasst – „gepimpt“, wie man auf Neudeutsch sagt. Darum soll es jetzt gehen.
Das Velbon Ultra REXi L beruht auf einem hochinnovativen Konzept und wirkt auf mich bis in kleinste Details durchdacht – Kompliment an die einfallsreichen Konstrukteure! Mitunter scheint den Verantwortlichen jedoch ihr Spieltrieb durchgegangen zu sein (worauf schon die alberne Produktbezeichnung hindeutet): So werden die Beinanschläge nicht wie anderswo durch simple Schieber, sondern durch ein kompliziertes Feder-Rasten-System verstellt und die Mittelsäule wird nicht durch eine überall seit Jahrzehnten bewährte Knebelschraube arretiert, sondern durch einen vielteiligen Exzenterhebel. Überflüssiger Schnickschnack! Gerade dieser Hebel nervte mich, weil er mehr Aufmerksamkeit und höhere Kräfte erfordert als die bekannten Schrauben und außerdem zu einem Stativelement gehört, das ich grundsätzlich ablehne: zur Mittelsäule. Im Ernst: Wäre diese Mittelsäulenhebelei unvermeidlich, hätte ich das REXi definitiv zurückgeschickt.
Zum Glück lässt sich das alles mit wenig Aufwand komplett entfernen. Dazu wird zunächst die Mittelsäule auseinandergeschraubt und abgezogen. Unterhalb des Exzenterhebels befindet sich eine Kreuzschlitzschraube; wenn man sie herausdreht, kann man den Hebel komplett abnehmen. Im Inneren der Stativschulter verbleibt ein silbernes Schiebeklötzchen, durch das von unten her eine jener drei Inbusschrauben führt, welche die Stativschulter zusammenhalten. Dreht man sie heraus, fällt einem der Klotz entgegen; danach kann man die Schraube wieder einsetzen. Nun zieht man vorsichtig den breiten Gummiring auf der Oberseite der Stativschulter ab. Darunter erscheint eine kreisförmige Vertiefung von 55 mm Durchmesser mit drei Kreuzschlitzschrauben; wenn man sie ausdreht, kann man die Kunststoffabdeckung der Stativschulter abheben, die zugleich als Führungsschiene der Beinwinkeltasten fungiert. Im Inneren der Stativschulter liegt nun die einseitig geschlitzte Plastikbuchse frei, in der die Mittelsäule gleitet. Wenn man sie ein wenig zusammendrückt, kann man sie herausschieben. Die Abdeckung wird nun wieder mit den drei Schrauben befestigt. Damit sind alle Mittelsäulenelemente entfernt.
Für die Befestigung des Stativkopfes – in meinem Fall der Arca Swiss P0 mit der OpusEde-Klemme – wird nun eine neue Zentralschraube benötigt. Ich habe dafür eine 2 ½“ lange 3/8“-UNC-16-Rundkopfschraube aus Edelstahl in der Bucht bestellt (die ich kürzen musste; 2 ¼“ Länge hätten wohl gereicht). Als Widerhalt für die Schraube dient eine verzinkte, 3mm dicke Unterlegscheibe mit 34mm Außen- und 11mm Lochdurchmesser ("M10 34x11x3 Din440 für Holzbau"), die jeder Eisenwarenladen für ein paar Cent anbietet. Diese Unterlegscheibe passt exakt auf den kleinen Vorsprung um das Mittelsäulenloch an der Unterseite der Stativschulter, der durch das Entfernen der Plastikbuchse frei wurde. Wenn man nun die Scheibe einsetzt und die Schraube nach oben hindurchschiebt, kann man im Prinzip schon den Kopf ansetzen. Damit die Schraube auch oben zentriert und die Schulter innen abgedichtet wird, habe ich jedoch eine alte Kodak-Filmdose um ca. 2 cm gekürzt, ihren Boden zentral auf 10mm aufgebohrt und die Dose mit dem Boden nach oben von unten in die Stativschulter eingeschoben, bis sie an der Kunststoffabdeckung anstieß. Sie passt nur ganz knapp in die Öffnung und muss mit etwas Druck eingeführt werden. U-Scheibe ‘rein, Schraube durch, fertig! Ich habe nun das Glück, dass der Fuß meines Arca P0 54 mm Durchmesser hat und daher mit bloß einem Millimeter Spiel auf die etwas vertiefte Auflagefläche des entfernten Gummirings auf der Stativoberseite passt – eine ideale Kombination also und auch ästhetisch sehr stimmig. Für breitere Köpfe müsste man eine geeignete Metall- oder Holzscheibe als Zwischenlage vorsehen.
Zum Schluss habe ich die rutschigen, harten und im Winter unangenehm kalten Alu-Stativbeine mit griffigem Schrumpfschlauch überzogen, der speziell für solche Zwecke in der Bucht oder dem Elektronikfachhandel angeboten wird. (Damit ist auch der alberne Schriftzug verdeckt.) Käufliche Stativbeinpolster waren mir zu teuer und vor allem zu unförmig; Lenkerband wäre akzeptabel, aber nicht so elegant gewesen.
Die ganze Aktion braucht etwa eine halbe Stunde reine Arbeitszeit – am aufwendigsten ist die Beschaffung der U-Scheibe. Spezialwerkzeug ist nicht erforderlich. Insgesamt habe ich Teile mit einem Gewicht von genau 200 g ausgebaut und Neuteile von 80 g Gewicht hinzugefügt, wodurch das Stativ um 120 g leichter geworden ist. Inklusive Kopf und Klemme wiegt es jetzt 1.680 g. Die Kosten des Umbaus betrugen rund 13 Euro. Für Zweifler und Wiederverkäufer könnte interessant sein, dass das Ganze zerstörungsfrei und vollständig reversibel ist.
Im Ergebnis habe ich ein leichtes und doch stabiles, handliches und doch hohes, preisgünstiges und doch hochwertiges, dazu schönes Stativ mit breitem Anwendungsbereich; von Makro/bodennah über Tabletop bis Urlaub und „immerdabei“ – und das für derzeit 125 Euro einschließlich der Umbauteile! Den (deutlich teureren) Arca P0 sehe ich wegen seiner Qualität, den geringen Abmessungen und dem niedrigen Gewicht dabei als idealen Kombinationspartner an, aber auch ein Markins Q3, FLM 38 o.ä. könnte gut passen. Im Vergleich zum Berlebach Maxi-Mini sind zwar die Stativbeinwinkel weniger fein stufbar und die Minimalhöhe ungünstiger, ansonsten finde ich das REXi jedoch wesentlich vielseitiger und bei gleicher Höheneinstellung sogar belastbarer.
Anbei noch ein paar erläuternde Bilder.
NACHTRAG: Als Werkzeuge sind erforderlich:
- Kreuzschlitzschraubendreher Größe 2 für die Hebel- und die Deckplattenschrauben
- Lineal oder Messschieber zur Bestimmung der Schraubenlänge
- PUK-Säge oder Dremel mit Trennscheibe zum Ablängen der 3/8"-Schraube (und ggf. der Filmdose)
- Metall-Flachfeile zum Glätten der 3/8"-Schraube (und ggf. der Filmdose)
- 7/32"-Inbusschlüssel oder -Bit zum Kontern der 3/8"-Schraube
- Schere zum Ablängen des Schrumpfschlauchs
- Heißluftpistole zum Schrumpfen des Schlauchs
- scharfes Küchenmesser zum Abschneiden des überstehenden Schlauchstücks
- Ggf. Bohrmaschine/Akkuschrauber mit Kegelbohrer oder 10mm-HSS-Bohrer für das Loch in der Filmdose
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