Hallo ede,
zunächst:
hatte den Thread nur kurz nach deinen ersten postings angeschaut und leider aus den Augen verloren, weil er LEIDER nicht im "Zubehör" -Bereich (wo er eigentlich spätestens seit den sehr interessanten Tests von Dir hingehört) zu sehen ist.
Als ich ihn durchlas, wollte auch ich vorschlagen, eine zeit um 0,5 sec zu nehmen, aber später wurde das ja von dir bereits geändert.
Das Ergebnis wundert mich schon, aber nur teilweise. Weshalb?
-Innerhalb eines Wohnraumes herrscht Windstille (größter feind des Fotografen, wenn man den wind nicht als eigentliches Motiv hat)
- Du hast einen excellenten Kopf benutzt, der meiner Meinung nach nicht unwesentlich am Ergebnis beteiligt ist.
- leider hast Du die Bücherwand nicht weiter benutzt, was aufgrund der eher groben und großflächigen Struktur der Lamellen das Ergebnis weniger leicht einer sorgfältigen Analyse unterziehen läßt.
- Nebenbefund: MAn sieht, was für eine enormer Unterschied zwischen einer (Verzeihung) Scherbe wie einem Vivitar und einem Spitzenobjektiv liegen kann (erste Bilderserie) .
Nun, ich bin seit ein paar Monaten der Meinung, daß man IMMER eine kette von sich gegenseitig beeinflussender Ausrüstung als solche betrachten sollte, ähnlich wie bei einer hiFi-Kette. Und wie dort gibt es relativ unkritische und SEHR kritische Glieder in der kette.
Im hiFi-Bereich weiß ich das sehr genau, welche Glieder in der Kette noch nenneswert kritisch sind (heutzutage fast nur noch Lautsprecher und Raumakustik, nebenbei bemerkt, aber die sehr stark) , beim Fotografieren ab Stativ bin ich noch nicht sicher, wie die gewichtung wirklich ist, aber ich habe meine persönliche meinung:
Ein verdammt komplexes Interagieren von Verbindungen zwischen den Einzelnen Komponenten und ihre Festigkeit, zusätzlich (was die Sache m.E.n. technisch in der Beurteilung sehr erschwert) aber Schwingungsamplituden und ihre Dämpfung, wobei hier zusätzlich die zeitachse als asymptotisch wirkend hinzukommt) .
Je schwerer das Stativ bzw das gesamtgewicht, umso weniger schwingt es und so wichtiger erscheint mir die Festigkeit der verbindungen im gesamtsystem.
Je leichter es ist, umso mehr die ABSOPRTION von logischerweise zunehmenden schwingungen im gesamtsystem.
Wobei selbstverständlich stets das (das Bild beeinflussende) Endkriterium die Schwingung der Kamera um die vorher festgelegte optische Achse als Funktion der zeit (als proportionaler Anteil der Belichtungszeit) ist.
Total spannendes thema.
denn die theoretischen Betrachtungen lassen die These zu, daß für verschiedene Arten der Fotografie ab Stativ wahlweise verschiedene Strategien und Gewichtungen bei der Ausrüstung zu beachten sind:
- die
Wahl des Aufnahmezeitpunktes (Warten auf Windstille: kostet ausser zeit nichts und wiegt nichts)
- die
Wahl der Belichtungszeit (striktes Meiden von belichtungszeiten zwischen 0,1 und 1 sek., kann auch bei gleichem Zubehör und gleichen äusseren bedingungen enorme Unterschiede ausmachen)
- die Lösung durch
Wahl des "Masseprinzips" (= höchste mechanische festigkeit und dadurch Kompensation der kinetischen Energie der Störfaktoren quasi auf Trägheitsbasis)
- die Lösung durch
Wahl hoher Absorptionspotentials von bewußt und/oder unvermeidbaren, in Kauf genommenen (Leichtes Equipment) Schwingungen (hier: bspw. wohlüberlegt eingesetzte elastische Elemente zwischen den Komponenten und eine Art "Resonanzfalle" durch Materialwahl wie die des Holzes) .
Es gibt also keine für alle Zwecke ideale Kombination, aber man kann die jeweils für seine bedürfnisse beste Kombination annäherungsweise bestimmen. Ziel sollte dabei sein, die finanziellen, (im weiteren Sinne) zeitlichen und physischen Bedingungen und die (Statistisch betrachteten) Anforderungen der eigenen Fotografie in Relation zu der prozentual möglichen verbesserung ( = Ergebnisrelevanz) zu setzen. Und dem obigen folgend eine Gewichtung von Investition und fotografischem Handeln ermitteln.
Klingt sehr theoretisch und abgehoben, aber das ist extrem praxisrelevant.
Beispiel:
Ich hatte meinen Gitzo GH 3780 anfangs in der QR-Version bekommen. Die proprietäre Adapterlösung hat zur kamera hin einen rund 3 -4mm dicken, weichen Gummi. Nun, ich habe festgestellt, daß die kamera damit manuell leicht stark in der optischen Achse zu bewegen ist.
Fotos mit SVA und "Fernauslöung" (= selbstauslöser 10 sec) zeigten jedoch, daß das Ergebnis zumindest bei meiner testanordnung suboptimal ist.
Vorausgesetzt, mein kurzer test hat keinen systematischen fehler, überwiegt der Nachteil der mangelnden festigkeit (sprich: der höheren Elastizität und damit theoretischen Absorptionsfähigkeit) klar die möglichen bzw vorhandenen, aber überkompensierenden NAchteile.
Zurück zum Test:
Unter Windstille bzw bei minimalem Wind ist ein sehr gutes bzw. sehr überlegt modifiziertes, günstiges Stativ mit einem Spitzenkopf und excellenten Adaptern nahe an einem deutlich teureren Spitzenstativ.
Ich fotografiere jedoch nicht selten bei nicht unerheblichem Wind.
Und da könnten die Ergebnisse eines entsprechenden tests völlig unterschiedlich sein. Wohlgemerkt: Könnten sie, müssen sie aber nicht.
ich habe mir daher schon seit Monaten den kopf zerbrochen, wie man "fotografisch ergebnisrelevante Windeffekte" quasi unter Laborbedingungen reproduzierbar für Tests simulieren könnte. Und habe schon zwei nicht allzu dumme Ideen.
meiner meinung nach wäre es spannend, ein testmodell zu entwickeln und dann dabei reproduzierbar "störende Umweltbedingungen" zu simulieren.
Danke für die Mühe, diese teilweise trockenen Betrachtungen durchgelesen zu haben. Würde mich über Meinungsäusserungen dazu freuen.
Gruß
MF