Also, mir erschließt sich nicht, was PENTAX falsch gemacht hat, als sie das Auflagemaß der K-5 beibehielten. Die Abbildungsqualität einer K-5 ist doch mit dem Vorhandenen weit ausreichend, wie der Erfolg der K-5 belegt. Und eine weitere Qualitätssteigerung einzelner PENTAX-Objektive hängt bisher vom Nachweis her in der Luft. Solche Luftschlösser einer realen K-01 gegenüberzustellen, argumentiert nicht gegen die Qualitäten der Neuvorstellung.
Die Befürchtung in dem Interview, die Bildqualität für ein kompakteres Kameramaß zu opfern, bezieht sich auf die "Q" aus dem eigenen Hause. Eine Mirrorless-Kamera im handlichen Format, mit allen technischen Finessen ausgestattet, die eine moderne DSLR auszeichnen würden - aber eben mit einem kleineren Sensor, der letztlich nicht die Abbildungsqualität erreichen kann wie ein APS-C Sensor. Obwohl der Sensor aktuell hinterbelichtet wird und damit einen gewissen Teil der Nachteile des kleinen Formates ausgleichen kann.
Die "Q" ist eine Extremstudie, in der die Firma zeigt, was ihr möglich ist: Miniaturisierung, höchste Präzision, wertige Fertigung. In der Kompaktwelt, für deren Kunden sie größenmäßig gebaut ist, eine gute Position durch das Wechselbajonett, das mit Anpassung auch die Verwendung des PENTAX-Linsenparks erlaubt.
Die K-01 ist das andere Extrem. Ein aus dem DSLR-Flaggschiff per Reduktion gewonnenes Modell einer zweiten spiegellosen Kamera mit Wechselbajonett, über das man Entscheidendes noch nicht aussagen kann, weil noch zu wenig Auskünfte vorliegen. Es gibt keine deutliche Aussage über den Sensor, ist es der aus der K-5? Die Rechenengine, dem Namen nach nicht dieselbe wie in der K-5. Kann sie mehr oder weniger als in der K-5? Den Angaben über die Videoperformance könnte man entnehmen, dass sie eine Weiterentwicklung der K-5 ist.
Mir kommt das bekannt vor. Als die K-m herauskam (und bald darauf die K-x) begründete die im Einsteigerbereich angesiedelte Neuheit in gewisser Weise eine Weiterentwicklung des Flaggschiffs.
Den Angaben zufolge soll die K-01 voraussichtlich die Abbildungsqualität der K-5 erreichen. Kann sie auf einigen Feldern vielleicht sogar mehr als die K-5? Wir werden es in vier Wochen wissen.
Mit der "Q" und der "K-01" wird die Zielrichtung auf dem für den Hersteller neuen Gebiet der spiegellosen Kameras mit Wechseloptik deutlich. Man ordnet sich größenmäßig am unteren und in der Abbildungsqualität am oberen Rand des Spektrums ein. In beiden Fällen mit dem hohem Qualitätsanspruch des Herstellers. Die kleinste und die größte Kamera im Marktsegment.
Mir persönlich liegt die Philosophie, die PENTAX in allen Zeiten durchgehalten hat. Verwendbarkeit des Bewährten garantieren geht vor Vernichtung des Alten. Das schont die Ressourcen für unsere Enkel, die dann vermutlich immer noch mit PENTAX fotografieren werden.
Ich sehe deshalb auch keinen Nutzen darin, wegen der Gehäusegröße eine weitere Objektivserie zu starten. Im Fall von PENTAX ist der Blick auf die am Markt vorhandenen spiegellosen Kameras nicht sinnvoll. Es gibt keine Vorschriften für eine "Formel Mirrorless". Und damit hat PENTAX die Freiheit, dieses Segment nach oben und unten zu erweitern. Das ist ökonomisch eine diskutable Entscheidung. Nicht schlecht ist die Idee, das Format in bester PENTAX-Tradition auf das überhaupt Mögliche zu reduzieren, nach dem Motto: wenn schon, denn schon. Und die K-01 an ihre derzeit beste, die K-5, anzulehnen, zeigt, wie die Firma mit ihren Pfunden zu wuchern versteht.
Hinzu tritt eine Vermarktungsstrategie, welche die K-5 und die K-01 von einander auf Abstand hält. Ein frisches Äußeres, das für Aufregung sorgt und damit das allzu seriöse Image des Flaggschiffs verjüngt - mit Blick auf eine junge modebewusste Kundschaft. Ein berühmter Designer wird in die Werbung einbezogen, womit das Produkt als etwas Besonderes vorgestellt werden kann, bevor man technische Vorzüge erläutert. Teil dieses Konzeptes ist auch der Versuch, eine vorhandene Spitzenoptik weiter zu miniaturisieren. In der Ferne winken mögliche weitere Spezialobjektive. Aber da will man wohl erst mal abwarten, ob das noch nötig wird. Wenn die Kamera mit dem normalen PENTAX-Objektivpark akzeptiert wird, muss man sich das nicht aufladen.
Wie überhaupt. Was man hätte machen können, gilt für Firmen, für die so etwas passt. Für PENTAX ist es wirtschaftlich außerhalb der Realität. Die K-01 folgt einem anderen Konzept, das aus dem besten, was PENTAX hat, das Beste macht. Vielleicht wird jemand eine Kamera mit dem möglichen Auflagemaß noch bauen und versuchen, daraus die versprochenen Vorteile zu ziehen. Dann kann man wieder mit der Diskussion des Auflagemaßes beginnen und den Nachweis führen, ob die theoretisch möglichen Verbesserungen am Markt einzufahren sind. Für die K-01 passt diese Diskussion nicht in die wirtschaftliche Realität. Die K-01 ist eine andere Kamera, für die ich PENTAX einen nachhaltigen Erfolg wünsche.
Gruß
artur