Re: Olympus M.Zuiko 1:1,2/25 mm Pro
Viele schielen ja auf das Freistellungspotential von Kleinbild bei Ganzkörper-Portraits.
Wer so etwas tut, braucht wohl einen Therapeuten nötiger als eine Kamera. Diese "Freistellerei" ist eine Hysterie, die nicht zu besseren Fotos führt – eher im Gegenteil. Meine Theorie hierzu ist ja, daß der Wunsch nach maximalem "Freistellpotential" von der Unfähigkeit herrührt, Fotos so zu komponieren, daß Hauptmotiv und Hintergrund gemeinsam ein stimmiges Bild ergeben. Wer das nicht fertigbringt, der würde den störenden Hintergrund gern irgendwie "wegmachen" und hofft, dies durch "Freistellung" zu erreichen. Was natürlich niemals wirklich funktioniert, denn auch ein unscharfer Hintergrund ist ja nicht weg.
Natürlich ist selektive Schärfe ein wichtiges Gestaltungsmittel in der Fotografie. Doch man braucht sich nicht einzubilden, es werde erst dann sinnvoll nutzbar, wenn man an die alleräußerste Grenze des in dieser Hinsicht physikalisch möglichen geht. Auch mit lichtstarken Kleinbildobjektiven ist die maximal mögliche Hintergrundunschärfe begrenzt. Und mit lichtschwächeren Objektiven oder kleineren Aufnahmeformaten stößt man eben ein klein wenig früher an diese Grenze – na und? Ohne den direkten Vergleich merkt man den Unterschied doch gar nicht. Das "Freistellpotential" des Vierdrittel-Formates ist mehr als ausreichend, gerade im Vergleich zum nur wenig größeren Kleinbildformat. Wenn maximale "Freistellung" so überaus wichtig wäre, warum geben sich deren Verfechter mit Kleinbild zufrieden und steigen nicht um auf 8 × 10 Zoll? Da könnte man die Freistellerei noch weiter treiben ... aber ach, das ist dann zu mühsam. Soo wichtig ist maximale Freistellung dann doch wieder nicht ...
Dem 25er Pro werden da ja ähnliche Qualitäten zugesprochen ...
Das ist natürlich Quatsch. Bei gleichem Bildfeld erlaubt ein 1,2/50 mm auf Kleinbild noch etwas weniger Schärfentiefe als ein 1,2/25 mm auf Vierdrittel, das ist doch klar. Wer sich das teure M.Zuiko 1:1,2/25 mm Pro primär zum "Freistellen" anschafft, ist ein Narr. Sein Sinn und sein Wert liegen in seiner einzigartigen Kombination von Lichtstärke, Abbildungsleistung und Bokeh – ähnlich wie das Nocticron 1:1,2/42,5 mm. Die Erhöhung des "Freistellpotentials" hingegen ist im Vergleich zu einem 1,8/25 oder gar 1,4/25 kaum der Rede wert.
... Buchan-Grant verkauft ja angeblich sein komplettes Leica-Geraffel wegen des 25ers.
Keine Ahnung, ob das wahr ist (oder wer Buchan-Grant ist) ... aber meines Erachtens liegt das M.Zuiko 1:1,2/25 mm Pro in der Summe seiner Eigenschaften auf einem Niveau, daß man so einen Umstieg tatsächlich ernsthaft in Erwägung ziehen könnte.