... im oly-e.de Forum gibt es da unter "Allgemeines" ja auch schon eine Diskussion dazu, vielleicht interessieren die dortigen Infos ja auch ?
M. Lindner
Ich habe mir das durchgelesen und kann die Parteiname von R. Wagner für das Board überhaupt nicht teilen. Wenn man das Interview gehört hat (Channel 4), den Brief gelesen hat (s. weiter unten) und den Heise-Artikel gelesen hat, sollte man maximal neutral bleiben. Aber eine Verteidigung von Olympus scheint mir eher abwegig.
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Wer Lust hat, kann sich den ja mal
zu Gemüte führen.
So, ich habe Heise, den Channel 4 und den Brief studiert. Meine Sicht will ich Euch nicht vorenthalten:
Der Woodford ist vor 2 Wochen CEO geworden. Nach Aktienrecht verantwortet er das Finanzgebaren der ihm anvertrauten Firma. Es gibt für Direktoren, die einer Firma Schaden zufügen, eine Haftung, die in bestimmten Fällen auch in das Privatvermögen eines Managers durchgreifen kann.
Diese Regelungen (Durchgriffshaftung) sollen verhindern, dass Manager eine Firma bewußt ruinieren oder sich an ihr vergreifen (sie ausplündern) können, ohne dass ihnen rechtlich beizukommen wäre. Wer also vorsätzlich oder grob fahrlässig den Verlust erheblicher Vermögenswerte der Firma zulässt, deckt, vertuscht, macht sich zumindest in Germany dafür straf- und haftbar. Ich nehme an, dass auch in Japan ähnliche Gesetze gelten. Wissen tue ich es freilich nicht.
Nun wird der Mann also CEO und erfährt, dass eine Summe von über 675 Mio Dollar (mehr als zwei Jahresgewinnen von Gesamt-Olympus!) an eine nunmehr nicht mehr existente Finanz-Firma auf den Cayman geflossen ist. Das war in 2010, berührte also auch unmittelbar das Geschäftsjahr 2010/2011, für das ein CEO sich sehr wohl interessieren muss (R. Wagner meinte, der CEO soll sich halt ums Geschäft kümmern und sich nicht in der Vergangenheit rumbewegen
).
Diese Transaktion betrug ca. 35% des Werts der gekauften Firma Gyrus. Während am Markt dafür 1-max. 2% üblich sind, gibt Olympus komplette zwei Jahresgewinne an Provisionen/Honoraren aus. Die Firma in Cayman ist weder bekannt noch ist dort ein Empfänger ausfindig zu machen (Das Geld ist also weg).
Seine diesbezügliche Fragen an das Board wurden nicht beantwortet. Seine Fragen an ihm nahestehende Vertraute werden nicht beantwortet, weil der Director es verbietet, darüber mit dem CEO zu sprechen.
PWC hat arge Zweifel an der Buchführung (35% Provision ist extrem fragwürdig) und zeigt in ihrem Review der Transaktionen bedenkliche Mängel an. Insbesondere wurden die Aktienpakete für die Vermittlerfirma in Cayman ohne jeden professionellen Rat berechnet und bezahlt (Wertermittlung ist unprofessionell). Auch sind die Verträge von keinen Spezies aufgesetzt worden..
In dem Brief führt er zudem aus, dass die Bezahlung der Caymann-Firma mit Aktien der übernommenen Firma gegen die Gesetze in UK verstoßen würde und damit die Firma eine Straftat begangen hätte:
At the time this transaction took place, such financial assistance constituted a criminal offence with the result that the company is liable to a fine and its Directors liable to a fine or up to two years imprisonment.
Furthermore, the Directors involved are at risk of having breached their fiduciary duties and are therefore liable to account for any losses suffered by the company and for
disqualification under the Company Directors’ Disqualification Act.
Dieses Statement kommt von PWC und nicht vom CEO.
Letzendlich hat der CEO das sichere Empfinden, dass es unüblich sei, in Höhe von zwei Jahresgewinnen Provisionen an eine verschwundene NoName-Firma auf den Caymans zu zahlen, dabei buchhalterische Stockfehler zu machen, die Gesetze in UK zu verletzen und darüber mit dem CEO nicht zu sprechen. In dem Interview hat er wiederholt, dass ihm zu diesen Themen niemand Auskunft erteilen wollte.
Er schlug dem Director vor, den Hut zu nehmen, um weiteren Schaden von Oly abzuwenden. Der Director scheint sich den unbequemen Manager vom Halse geschafft zu haben.
Ich bin auf Grund der aktuell verfügbaren Daten sicher, dass der Director Kikukawa recht bald zurücktreten wird. Denn ob der Deal nun korrekt (rechtlich) war oder eher nicht (was ich glaube), er wird die Verantwortung für diese desaströsen Geschäfte übernehmen müssen.
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Diese Entwicklung sehe ich tendentiell aber eher positiv. Wenn das Board tatsächlich so agierte, wie es aus dem Brief (der im Verteiler an sehr viele Personen innerhalb und ausserhalb Oly-Japans ging) hervorgeht, ist ein rigoroser Cut fällig und das bedeutet für Oly wahrscheinlich mehr Zukunft als unter einem Board, das zu solchen ungewöhnlichen Praktiken fähig war.
Lieben Gruss