Ich hatte schon damit gerechnet, dass es eine große Anzahl von an Fotografie interessierten gibt, die der Meinung sind Test sind alle Quatsch und überhaupt nicht zu gebrauchen.
Ich habe ja auch nicht gefordert jeder müsse nun seine Objektive testen. Jedem so wie es ihm gefällt, ist schließlich ein freies Land.
Ein relativ freies Land ;-)
Natürlich kann jeder testen, wie er mag. Stellt er das Ganze jedoch in der ausufernden Art zur Diskussion, wie du es in deiner Threaderöffnung zelebriertes, muss er sich abweichende und auch kritische Meinungen gefallen lassen. Denn zwischen Test und Test können Welten liegen.
Wie kann es denn dann überhaupt eine Möglichkeit geben zwischen guten und den sehr guten Objektiven zu unterscheiden? Ich meine jetzt zwischen verschiedenen Modellen z.B. dem 70-200 2.8 IS und dem 70-200 2.8 IS II.
Wenn man keine Vergleichsbilder macht ist das doch alles äußerst subjetiv.
Ohne Vergleichsbilder ist ein Komplettcheck nur auf zB einer optischen Bank inkl. anderer Anordnungen möglich, bei der alle Ergebnisse reproduzierbar sind. Doch das wäre für Normalanwender und selbst für Berufsfotografen etwas zuviel des Guten und brächte auch nicht viel.
Ich nutze zum Beispiel für meine nächtlichen Streetaufnahmen ein hochgeöffnetes Weitwinkel, das ich für diese Art Fotografie für das Beste halte. Es ist bei diesen Sujets offenblendentauglich und liefert bereits bei geringer Abblendung eine gute Schärfe. Würde ich mit dem gleichen (recht teuren) Objektiv Flaschenetiketten, Lebensmittelkartons oder eine der typischen Testtafeln aufnehmen, bekäme ich graue Haare, da Verzeichnung, CA, Randschärfe, Kontrast etc. ziemlich popelig wären. Nur: Für den eigentlichen Einsatzzweck spielt dies absolut keine Rolle und ist demzufolge auch vernachlässigbar.
Die Vergleichsbilder müssen ja kein Testchart sein, es reicht ja auch ein aussagekräftiges Motiv an dem ich die Schärfe beurteilen kann, z.B. gedruckte Schrift auf einer Lebensmittelverpackung.
Was würdet ihr als eine solches Motiv empfehlen um einen guten Vergleich anstellen zu können?
Das Knipsen einer gedruckten Schrift einer Lebensmittelpackung ist nur bei Produktfotos relevant, bei denen diese Art Motive überwiegen. Und dazu sind nur bestimmte Objektive prädestiniert, die ein hohes Maß an Verzeichnungsfreiheit, eine durchgängig gute Schärfe und dergleichen mehr aufweisen. Andere Optiken auf diese Art und weise zu "testen" ist praxisfremd, weil diese Objektive nicht primär für diese Einsatzzwecke konstruiert wurden und allenfalls als besserer Notbehelf fungieren können.
Mit einem 70/200er Zoom würde ich zB in eine große Bahnhofshalle gehen und von verschiedenen Standpunkten diverse Aufnahmen bei unterschiedlichen Blenden, Brennweiten und Lichtverhältnissen machen. Ist das Kontrastverhalten durchgängig gut und sind die Fahrpläne, Plakate und Schilder in den Geschäften etc. gut zu lesen, sagt mir das schon einiges. Mache ich dann noch etliche Außenaufnahmen auf dem Vorplatz und kann die einzelnen Blätter in den Bäumen unterscheiden, die Blumen in den Pflanzkübeln, die Nummernschilder der Autos, die Auslagen in den benachbarten Geschäften und ein paar andere, in unterschiedlichen Entfernungen liegende Details, ist es okay.
Ein Zoom ist primär für den mobilen Einsatz konstruiert und die Behandlung aller optischen Fehler ist selbst bei einem sehr teuren Exemplar unmöglich. Deswegen sind gewisse Mankos in den Abbildungseigenschaften hinzunehmen.
Ich traue mir nicht unbedingt zu, nur durch betrachten von "normalen" Bildern zu beurteilen, ob ein Objektiv in Ordnung ist.
Sicher traust du dir das zu. Denn mit einem Zoom macht man nun mal "normale" Bilder, nicht jedoch Produktfotos oder Aufnahmen, bei denen es auf spezielle optische Eigenschaften ankommt. Und eben diese normalen Bilder lassen sich leicht "beurteilen": Sind sie inhaltlich (!) gut, animieren sie die Betrachter zum Hinschauen und sind die Bereiche, auf die es ankommt, scharf, dann ist es okay.