Ganz ehrlich: Einen Quantensprung kann ich dabei zwischen VR AN oder AUS nicht feststellen, manchmal ist es sogar etwas irritierend weil das Sucherbild nicht mehr dem Realbild entspricht.
Die angeblich "geschenkten" 2 Blenden halte ich für Marketing, sonst nichts.
Ich finde es bemerkenswert, wie unterschiedlich die Erfahrungen mit VR und demzufolge dessen Bewertung sind.
Einen Quantensprung wird man allenfalls dann feststellen, wenn Aufnahmen, die man vorher aus der freien Hand wegen der langen Belichtungszeit niemals verwacklungsfrei hinbekommen hat, unter gleichen Bedingungen mit VR plötzlich scharf werden. Die Angabe der "geschenkten Blenden" (man müsste wohl eher von "geschenkten Belichtungszeitstufen" sprechen) sind nicht nur Marketing, sonder real nachvollziehbar. Überdies spricht Nikon von
bis zu 3 (bzw. 4 bei VR II) Blendenstufen, es können also je nach den Randbedingungen auch weniger sein.
Wer wie ich seit fast 40 jahren fotografiert, weiß recht gut, bei welcher Brennweite mit welcher Belichtungszeit und unter welchen Randbedingungen noch unverwackelte Aufnahmen möglich sind. Zu den Randbedingungen zählt auch die jeweilige "Tagesform" des Fotografen. An manchen Tagen bin ich einfach "tattriger", als an anderen.
Tatsache ist: Mit VR gelingen mir scharfe, unverwackelte Aufnahmen, die ich früher ohne VR niemals hinbekommen habe. 1/4 s bei 100 mm gelingt auch mit VR nicht immer, aber sehr oft. Natürlich hängt das von weiteren Faktoren ab: vom Gewicht der Kamera mit Objektiv, von der Haltung, der Atemtechnik, der Art der Betätigung des Auslösers, usw. Auch eine kleine Serie (z. B. 3 Aufnahmen mit CH) zu schießen, erhöht die Wahrscheinlichkeit einer unverwackelten Aufnahme.
Fazit:
Ich halte VR für ein sehr gutes Hilfsmittel, um mit Belichtungszeiten im Grenzbereich (und darüber hinaus) bei Freihandaufnahmen die Ausbeute an unverwackelten Aufnahmen beträchtlich zu erhöhen.
VR ist keine Garantie für scharfe Aufnahmen, so wie ESP beim Auto keine Garantie für unfallfreies Fahren ist. Aber es erhöht die Wahrscheinlichkeit beträchtlich.
Verwackeln ist auch längst nicht immer der Grund für die Unschärfe eines Fotos, was Fotografen mit wenig Erfahrung aber vielleicht oft denken. Falsche Fokussierung, Bewegungsunschärfe oder zu geringe Schärfentiefe kein ein VR niemals ausgleichen.