Für mich implizieren Begriffe wie "förderliche Blende" oder "kritische Blende", dass es bei eben dieser Blende ein Optimum gibt. Blende ich weiter auf, wird's schlechter, blende ich weiter ab, auch. Die "förderliche Blende" wird als Begriff schon anderweitig benutzt, nämlich als Optimum zwischen Schärfentiefe und Beugung. Blende ich weiter auf, wird die Schärfentiefe kleiner, blende ich weiter ab, wird sie's auch, weil dann die Beugungsunschärfe überwiegt. Die eigentliche "förderliche Blende" hat also mit der Frage hier gar nichts zu tun.
Interessanter ist da schon die "kritische Blende". Das ist die, die auch hinter dem Merksatz "1-2 Blenden abgeblendet ist ein Objektiv am schärfsten" steckt. das liegt daran, dass die Beugungsunschärfe mit der Blendenzahl kontinuierlich steigt, die anderen Abbildungsfehler aber fallen. Bei der kritischen Blende ist zwischen den beiden Effekten das Optimum erreicht. Blende ich weiter ab, wird die Auflösung wieder schlechter, blende ich weiter auf, auch. Und das ist eine Eigenschaft, die (fast) ausschließlich vom Objektiv abhängt. Es ist egal, wie groß der Sensor oder die Pixel sind, das Objektiv löst bei dieser Blende am besten auf.
Und jetzt die hier benutzte angebliche "förderliche Blende". Auf irgendeiner amerikanischen Testseite heißt die, wenn ich mich richtig erinnere, "DLA" für "diffraction limited aperture", und so nenne ich sie jetzt einfach zur Unterscheidung. Dieser Begriff "DLA" ist schon etwas geschickter, weil er (wieder für mich) impliziert, dass unterhalb dieses "Limits" nicht viel passiert, es darüber aber schlechter wird. meistens wir die "DLA" ganz theoretisch aus der Größe der Airy-Scheiben (das Beugungsmuster hinter einer kreisförmigen Öffnung) und der Pixelgröße berechnet. Da wird dann also davon ausgegangen, dass die Beugung der einzige auflösungsreduzierende Effekt ist. Da kann man dann nur hoffen, dass das Ergebnis ausreichend weit von der oben beschriebenen "kritischen Blende" entfernt ist und tatsächlich die Beugung überwiegt und die Auflösung des Objektivs wirklich bei weiterem Abblenden sinkt.
Und außerdem, fast noch schlimmer, wird das oft so verstanden, als wäre die Pixelgröße eine irgendwie magische Grenze, und Unschärfen, die kleiner als ein Pixel sind, würden keinerlei Rolle spielen. Stattdessen ist es hilfreich, sich die Pixelgröße auch als einen Unschärfeeffekt für das fertige Bild vorzustellen. Dann klingt es gleich viel eigenartiger, weshalb nun der eine Unschärfeeinfluss exakt genauso groß sein sollte wie der andere. Nein, die Einflüsse addieren sich (ob nun die Durchmesser oder die Flächen oder irgendwie anders, ist eine andere Frage). Es ist allerdings so, dass natürlich die Beugungsunschärfe einen immer stärkeren Einfluss hat, je stärker man über die "DLA" hinaus abblendet. Blendet man so stark ab, dass die Beugungsunschärfe "10x größer" als die "Pixelunschärfe" wird, hat man also quasi "10+1", und das wird von der "10" dominiert (der Beugungsunschärfe). während weit aufgeblendet "0,1+1" von der "1" dominiert wird (die Pixelgröße).
Die "DLA" ist also gewissermaßen der Übergangspunkt zwischen Pixelgrößendominanz und Beugungsdominanz. Aber sie ist kein Optimum! Die beste Auflöung erreicht man weiterhin bei der kritschen Blende (die hoffentlich noch ein paar Stufen weiter offen ist, sonst gilt das ganze Konstrukt überhaupt nicht). Welche Auflösung man aber braucht, ob die optimale Auflösung bei der kritischen Blende, die an diesem Übergangspunkt "DLA" oder noch eine andere (schlechtere), hängt nur davon ab, wie groß und aus welcher Entfernung man sein Foto am Ende betrachten will (und welche Schärfeansprüche man stellt). Für postkartengroße Abzüge oder halbseitige A4-Fotobücher hat man andere Ansprüche und ist viel freier in der Wahl der Blende als für "schrankwandgroße" Poster, aus der Nähe betrachtet. Für den ersten Fall kann man einen großen Bereich der einstellbaren Blenden nutzen, für den zweiten reicht vielleicht nicht mal die kritische Blende (die "DLA" sowieso nicht), dann hätte man für seine Zwecke die falsche Kamera bzw. das falsche Objektiv gewählt.