AW: Nikon P310 Vs. Nikon S8200
Ich bin ambitionierter Hobbyfotograf..und zugegebenermaßen ein Pixelpeeper. Ich schaue mir bei einer Kamera immer zuerst an, wie das Foto "innen" also bei 100% aussieht. Und bei dieser Vergrößerung kann ich Wahrheit und Dichtung der Werbestrategen unterscheiden. Ich habe mal mit Spiegelreflex fotografiert, aber ich habe keine Lust mehr auf das Mitschleppen von Kameras, die ich nicht in meiner Kleidung unterbringen kann. Soviel zu mir.
Vorweg: Ich besitze die Nikon P 310 und die Nikon S8200. Um es gleich zu sagen: Beide beide machen gleich gute Fotos und spielen in der gleichen Klasse. Kein Vorteil der sogg. Edel-Kompakten P 310 gegenüber der 8200, jedenfalls keiner, der ins Auge springt. Das habe ich bei vielen Fototests und mühsamem Vergleichen von Bildern herausgefunden. Wer auf Nummer sicher gehen will, der kauft die S8200 und hat damit sicher eine der besten Digicams (wenn nicht sogar die Beste!) in dieser Preisklasse (mittlerweile unter 150 Euro bei Amazon-Warehouse). Für die P 310 muss man 100 Euro mehr zahlen. Die Bildqualität der S8200 ist so ziemlich auf dem Niveau der P310, in manchen Situationen ist die P310 etwas besser, in anderen ist die S8200 besser. Diese arbeitet vollautomatisch ohne lästige Einstellungen vornehmen zu müssen und ist super genau abgestimmt für Point-und-Shoot-Knipser. Zum Beispiel die Wiedergabe von Farben. Ich habe im Trierer Dom einige Testfotos gemacht. Die S8200 hat immer die Original-Farbe des Dominneren korrekt und beeindruckend wiedergegeben. Die P 310 war dagegen etwas zu kühl. Das hat mich echt überrascht. Einstellversuche der P 310 haben keine Änderung ergeben, denn man kann, wenn ich das richtig verstanden habe, bei der Nikon die Farbkanäle nicht getrennt regeln, also zum Beispiel mehr Rot zugeben usw. Das Experimentieren mit dem Weissabgleich hat bei der P 310 die korrekte Farbwirkung nicht herstellen können. Vielleicht entdeckt einer der Profis hier da noch was.
Aber was mich dann umgehauen hat, war, wie dicht die Bilder der beiden Kameras qualitätsmässig bei 100% Vergrößerung zusammen sind. Da ist ein Hauch, ein Tick Unterschied zu sehen...auf keinen Fall eine Leistungsklasse, in Bildschirmansicht aber absolut nicht feststellbar. Und wer guckt sich Bilder schon regelmässig bei 100% an. Gut, ich mache das, wenn ich eine neue Kamera kaufe, um mir einen Eindruck zu bilden, welche Auflösung eine Kamera wirklich drauf hat. Ich bin Schärfefan und mag gute Detailauflösung. Und da sind die S8200 und die P 310 absolut gleichwertig. Manchmal ist da die P310 einen Tick besser, manchmal aber auch die S8200. Ich hatte erwartet, dass gerade im Bereich Detailtreue und Auflösung die P 310 als Edel-Kompakte der S8200 zeigen würde, wo es langgeht. Weit gefehlt. Wie gesagt, beide Kameras spielen absolut in dieser Hinsicht in der selben Klasse. Ich habe alle Testfotos auf meinem PC abgespeichert und kann damit sicher beweiskräftig untermauern, was in der Rezension von mir geäußert wird, falls jemand der Sache auf den Grund gehen will.
Rauschen tun beide Kameras im üblichen Rahmen. Also keine Wunder erwarten. Aber die Bilder sind bis ISO 400 ok und werden den Erwartungen der meisten Käufer entsprechen.
Die S8200 ist also nicht ohne Grund so hoch bewertet hier. Denn sie ist eine Problemloskamera mit überzeugender Bildqualität auf dem Niveau der P310. Für die P 310 spricht ihre Low-Light-Fähigkeit wegen der 1.8er-Lichtstärke des Objektivs. Diese Lichtstärke wird aber nur im Weitwinkel erreicht. Zoomt man etwas ins Bild, ist es schnell vorbei mit dem Vorteil der offenen Blenden. Während die P310 am Abend in Räumen noch gut ohne Blitz natürliche Farben abbildet, zeigt sich da bei der S8200 schon ein starker Stich ins Rötliche. Zudem soll die P 310 die besseren Videos machen, aber das fliesst in diese Bewertung nicht mit ein. Weitwinkel haben beide ca. gleich, ist also kein Entscheidungskriterium. Wer allerdings zoomen will, der greift zur S8200. Da ich beide Kameras besitze, kann ich für die jeweilige Aufnahmesituation die entsprechende Kamera nehmen. Den Blitz stellt man bei der 8200 dauerhaft auf aus, weil dieser sonst störend draussen bleibt und erst durch Ausschalten der Kamera wieder geschlossen werden kann. Hier fragt man sich, was sich die Entwicklungsingenieure dabei gedacht haben. Müsste ich mich für eine der Kameras entscheiden, würde ich die S8200 nehmen, die bis auf die schlechteren Low-Light-Fähigkeiten der bessere Allrounder ist bei hervorragender Foto-Qualität. Die Kameras verwenden den gleichen Sensor.
Beide machen übrigens hervorragende, knackscharfe Portraits, wo man jeden Bartstoppel einzeln erkennen kann. Makros sind auch absolut überzeugend bei beiden Digicams.
Nahaufnahmen gelingen in oft überwältigender Schärfe. Weiter entfernt liegende Motive werden dann nicht mehr so gut aufgelöst. Schon in der Mitte des Bildes (z.B. Weizenfeld) verwandelt sich so langsam alles in Pixelbrei, mal mehr mal weniger, je nach Licht und ISOzahl. Das hat glaube ich, auch schon ein anderer Rezensent festgestellt. Bei Bildschirmansicht ist das Phänomen aber nicht bemerkbar. Wir haben es hier eben nicht mit Spiegelreflex zu tun. Das muss man wissen. Wer Spiegelreflexqualität auch nur näherungsweise erwartet wird herb enttäuscht werden.
Beide Kameras sind Kompaktkameras, besonders gute sogar. Aber einen Quantensprung gegenüber anderen guten Kompakten darf und sollte man nicht erwarten. Mit dem Kauf einer dieser vorgenannten Kameras wird jemand jedoch auf keinen Fall einen Kauf tätigen, den man nachher bereut, denn es gibt meiner Meinung nach nichts besseres in dieser Klasse und dieser Preislage derzeit. Deswegen von mir 4 wohlverdiente und ehrliche Sterne. Wäre die Bildqualität eine Klasse besser als bei anderen guten Konkurrenz-Kompakten hätte ich 5 Sterne gegeben.