Ach, ist das schön, sich über so etwas Gedanken zu machen. Das macht deutlich mehr Spaß, als die schnöde Realität.
Vorweg: Ich glaube nicht, dass es eine MF-Nikon geben wird.
Aber lass uns mal Argumente sammeln.
Pro:
- Das FX-Segment ist technisch bald ausgelutscht. Die Sensoren werden nur noch unwesentlich besser und wenn man mehr Pixel haben möchte, hat man Einbußen bei der ISO-Qualität, bei den Farben und beim Rauschen. Größere Sensoren könnten mehr MP bei besserer Qualität bieten.
- Die D3x zeigt, dass es Kunden gibt, die für mehr MP und mehr Qualität auch einen höheren Preis zahlen. Die H4D-60 kostet ca. 30.000,- EUR, da könnte Nikon preislich ordentlich reinpfuschen. Eine M1 für 15.000,- EUR würde den Markt aufrollen. Allerdings mit ein paar Pixeln mehr, als Rockwell angibt. Bei der Größe sollten es schon mindestens 50 MP sein.
- Es wäre eine Kampfansage nicht nur an Canon, sondern an Leica und alle anderen MF-Mitstreiter (Mamiya, Hassi, Phase One).
- Zuerst dachte ich, ein Gegenargument wäre, dass Nikon eine gesamte Objektivserie neu berechnen muss. Aber das ist nicht wahr. Die meisten MF-Fotografen haben mit einem 80er und sonst nichts fotografiert. Der Rest wird gecroppt. Wenn es Nikon tatsächlich gelänge, einen groooßen quadratischen Sensor mit genug Auflösung einzusetzen, bräuchten sie gar nicht so viele Objektive.
- Wenn man die Miniaturisierung der Elektronik bei DSLRs in den letzten Jahren betrachtet, dann wird klar, dass jetzt der günstigste Zeitpunkt ist, eine MF-DSLR herauszubringen, die wahrscheinlich nicht viel größer wäre, als eine D3.
- Wenn Rockwell recht hätte, dann würde Nikon gleich auf einen größeren Sensor gehen. Mit 65 MP sind nämlich die gängigen MF-Sensoren ebenso an ihrer Grenze, wie die FX-Sensoren bei 25 MP. Der große 54x54mm-Sensor hätte ordentliche Reserven nach oben.
Contra:
- Nikon hätte nur seinen Namen in die Waagschale zu werfen, kein System. Das bislang stärkste Verkaufsargument für Nikon (ebenso für Canon) war das große System an eigenen Linsen und Zubehör, sowie die Linsen von Fremdherstellern. Im MF-Bereich stünde Nikon ganz am Anfang. Leute, die eine D3 oder D3x haben, gewinnen nichts, wenn sie sich eine M1 statt einer anderen MF-Kamera kaufen. Ich weiß noch, dass mein stärkstes Kaufargument für die S5 das Nikon-System war. Sonst hätte mich die Kamera nicht interessiert, und wenn der Sensor noch so sensationell gewesen wäre.
- Nikon braucht seine Kampfkasse im FX-Bereich gegen Canon und nicht im MF-Bereich gegen Leica, die ohnehin keine nennenswerte Konkurrenz zu Nikon sind. Ich glaube auch nicht, dass das MF-Debüt von Nikon Canon unter Druck setzt, nachzuziehen. Wenn ja, dann wäre das durchaus ein Argument pro MF.
- Am Ende wird es einen Preiskampf im MF geben. Ist das Segment wirklich groß genug, dass sich der Preiskampf lohnt?
- Die Displays bzw. elektronischen Sucher sind einfach nicht gut genug. Ein Spiegelkasten und Prisma bei der Größe ist allerdings gigantisch. Das ist eine Menge Mechanik für den Preis. Lohnen würde sich das wirklich nur mit einem revolutionären elektronischen Sucher ohne nennenswerte Auslöseverzögerung.
Grüße
Mirko