Hi Daniel! Also ich würde keinen Sekundenkleber nehmen. Der läuft durch die Kapillarwirkung in alle Ritzen und ist schwer zu dosieren. Ob da dann nicht auch noch irgendwas im Inneren mit verklebt wird was eigentlich beweglich sein soll, ist dabei eher Glücksspiel. Außerdem werden die ganzen Cyanacrylatklebstoffe sehr hart und spröde und ohne Zusätze wie z.B. spezielles Füllpulver überbrückt der dünne CA auch keine Risse von mehr als 1/10mm oder so. (Wie breit ist der Riss denn an der breitesten Stelle?)
Heißkleber taugt bestenfalls zum notdürftigen Abdichten des Risses. Dazu könnte man ihn noch im weichen Zustand mit ner kleinen Spachtel oder direkt aus der Düse ein
wenig in den Riss drücken und zusätzlich eine flache Raupe darüber setzen. Unschön und nicht dauerhaft weil viel zu weich und weil die Haftung zur Oberfläche des Gehäuseteils nicht gut genug ist.
Von Silikon würde ich auch absehen, wenn es später mal "richtig" mit Klebstoff verschlossen werden soll, denn wo einmal Silikon war haftet später nichts anderes mehr gescheit.
Wenn du selbst was tun möchtest und dir das zutraust, dann bitte echt mit Epoxidharz. Aber keine dieser 5min-Kleber-Kartuschen aus dem Baumarkt, sondern schon Endfest 300 oder sogar ein gescheites Laminierharz (Harz L und Härter S z.B.) und daraus eine dicke Mumpe machen. Und etwas mehr anmischen als man braucht, denn wenn man nur sehr wenig mischt, fällt die Ungenauigkeit der Waage mehr ins Gewicht, die Eigenschaften hängen aber stark von der Präzision beim Mischungsverhältnis bzw. dem Einhalten davon ab (im schlimmsten Fall, wenn man zu weit daneben liegt, wird es gar nicht hart).
Für diesen Einsatzzweck hier würde ich in das Harz noch etwas schwarze Farbpaste, Thixotropiermittel und Baumwollflocken oder kurze Glasfaserschnipsel mischen um einen dickeren "Brei" zu erhalten der nicht abläuft. (Mit dieser Art Mumpe verkleben wir Modellflieger auch obere und untere Hälfte von Tragflächen in Schalenbauweise, wir reden dabei von Fliegern die aufballastiert auch über 5kg wiegen, 300km/h im Sturzflug erreichen und dann ruckartig in die Waagerechte abgefangen werden, also höchste Belastungen und da hält es auch.) Nachdem der Riss dann gefüllt ist (Zahnstocher als Werkzeug) außen einen Streifen breites Tape drauf, im Idealfall genau über dem Riss zuerst noch einen schmalen Streifen Abreißgewebe und dann erst das Tape um später eine möglichst unauffällige Oberfläche zu haben. Das Abreißgewebe lässt sich nachdem das Harz hart ist problemlos abziehen udn hinterlässt eine schöne Oberfläche. Es verhindert auch, dass etwas Harz zwischen Gehäuse und Tape breitläuft und so nachher unschön aussieht. Wenn das Tape drauf ist die Kamera jedenfalls mit dieser Seite nach unten lagern damit auch ganz sicher nichts weiter ins Innere fließt und erst nach 24 Stunden das Tape wieder abziehen.
Dass die Oberfläche zuvor gescheit gesäubert und entfettet sein muss, versteht sich von selbst.
So stabil wie es mal war wird aber keine eigene Bastellösung mehr. Dadurch, dass der Riss mit einem anderen Material gefüllt sein wird, wird das mechanisch immer eine neuralgische Stelle bleiben.
Wenn es also wieder "wie neu" werden soll, dann wirklich in den sauren Apfel beißen und eben für 300€ reparieren lassen ... :/
Vielleicht in dem Kontext jetzt noch ein kleiner off-topic-Ausflug in das Thema Metallgehäuse vs. faserverstärkte Kunststoffbauteile aus meiner Sicht als jemand der seit der Kindheit Modellflugzeuge konstruiert und baut und das nun auch schon ne ganze Weile auch mit mit Glas-, Kohle- und Aramidfasern bzw. Mischgeweben daraus aus Negativformen und als Materialwissenschaft-Student.
Ich finde den nun auch unter Kameraherstellern zu beobachtenden Trend zu kohlefaserverstärktem Kunststoff grundsätzlich einen Schritt in die richtige Richtung, aber weil keine Datenblätter von dem von Nikon offenbar verwendeten Werkstoff "Sereebo" vorliegen (kann jedenfalls keine finden), sollte man das auch noch etwas nüchtern betrachten, denn faserverstärkter Kunststoff ist ja nicht gleich faserverstärkter Kunststoff.
Auch wenn die Eigenschaften der Bauteile abhängen von Punkten wie Faservolumenanteil, Art der Faser, Längen(verteilung) und Orientierung der Fasern, Art der Matrix (also des die Fasern umgebenden Stoffes), ggf. Art der Vorbehandlung / Schlichte der Faser usw. (hat mit der Haftung zwischen Faser und Matrix zu tun, allein darüber kann man Doktorarbeiten schreiben), so gibt es doch einige Punkte, in denen Kohlefaserverstärkte Kunststoffe auch mit Hinblick auf den Einsatz in Kameragehäusen im Vergleich zu den sonst gängigen Metallen bzw. ihren Legierungen mehr Potential bieten.
Wie gesagt, inwieweit das bereits ausgeschöpft ist entzieht sich mangels "Sereebo"-Datenblättern meiner Kenntnis. Aber prinzipiell gibt es z.B. folgende Vorteile:
- höhere Festigkeit / E-Modul
- geringeres Gewicht
- geringere thermische Ausdehnung
- die Möglichkeit, durch räumliche Orientierung von Fasern ein Bauteil gezielt auf die jeweils typische Belastungssituation auszulegen
- Abmessungen der Teile können bei gleicher Stabilität kleiner sein
Der oft angesprochene Vorteil der Gewichtsersparnis ist im Vergleich zu Al/Mg natürlich nicht so groß wie beispielsweise im Vergleich mit Stahl, dafür sind die hier sonst üblichen Leichtmetalllegierungen aber weicher als CFK bestenfalls machbar ist und quittieren eine Belastung, welche entsprechendes CFK noch unbeeindruckt wegstecken würde, mitunter schon mal mit plastischer Verformung. Und genau das kann man ja mit Hinblick auf das Auflagemaß z.B. gar nicht gebrauchen. Das ist m.E. also wichtiger als die paar Gramm Gewichtsvorteil.
Man muss dazu zwar fairerweise auch sagen, dass bei Überlastung ein CFK-Verbundteil urplötzlich und ohne Vorwarnung bricht (sprich: ohne vorherige plastische Verformung), allerdings liegt die dazu nötige Belastung eben auch viel höher als es bei Al/Mg der Fall wäre und wird somit praktisch nicht erreicht, außer man lässt die Kamera z.B. auf den Boden fallen oder gegen eine Mauer knallen. Dann hat man aber so oder so ein Problem ...
Metalle sind auch anfällig für Ermüdungsbrüche, hervorgerufen durch einzeln betrachtet zwar noch eher moderate Belastungen, die dann aber über einen langen Zeitraum hinweg immer wieder auftreten und so doch eine destruktive Wirkung entfalten können.
Wenn die Kamera im Laufe der Jahre immer wieder mit ihrem ganzen Gewicht in den Gurt fällt, dann ist das so ein Beispiel von Handhabung, die geradezu nach einem solchen Schaden schreit.
Dabei treten lokal sehr große Spannungen um die Aufnahme der Ösen herum und mit etwas schwererem bzw. längeren Objektiv natürlich auch am Bajonett auf.
Ein Metallgitter quittiert das in diesen Bereichen mit immer weiter wachsender Dichte von Defekten, welche dann auch wandern. (Bei Legierungen lagern sich gerade an solchen Defekten durch Diffusion nach und nach auch gerne Atome einer Komponente ab und reichern sich somit lokal an.) Und ab einer gewissen Defektdichte im Gitter ist der Zustand energetisch so ungünstig, dass er nicht mehr gehalten werden kann und irgendwann kracht es dann und da haben wir auch schon makroskopisch unseren Riss oder gar Bruch. (Die Bildung einer neuen Grenzfläche - dem Riss - ist ab einer gewissen Defektdichte energetisch günstiger als das von unzähligen Defekten durchsetzte Gitter aufrecht zu erhalten.)