Es ist schon etwas verrückt es zu probieren, aber wine hat es vollkommen schmerzlos installiert und es läuft sogar flüssig. Die Farben schauen auf dem ersten Blick in Ordnung, wobei ich bis auf ein Kameramodell froh bin, wenn die Nikon Farben verschwinden. Die so gelobte Silkypix Lichterwiederherstellung fehlt leider. Das D-Lighting leistet dagegen ganze Arbeit, sowohl in den Lichtern als auch in den Schatten. An die Funktionen des Capture NX2 kommt es nicht heran, aber für eine kostenlosen Herstellersoftware ist das große Klasse. Wer mehr will, kann noch schnell 180 Euro für NX2 ausgeben.
Dachte auch erst, dass es keine Lichter- und Tiefenwiederherstellung gibt - gibt es aber. Es gibt die 4 (? hab die Software nicht an dem Rechner hier) Dropdown-Menüs im Bearbeitungsfenster, bei denen man etwa 'Original' etc. für Belichtung, Picture Style usw auswählen kann und das jeweilige Menü angezeigt bekommt. Wenn man auf das Icon klickt, bekommt man das Menü ebenfalls. Das unterste der Icons ist ein zweigeteilter Button, hinter einem der Teilbuttons verbirgt sich eine gut funktionierende Tiefen- bzw. Lichterherstellung. Alles schnell zugänglich auf der neuen GUI. Nur gefunden habe ich es auch erst eher zufällig am zweiten Abend...
Wenn man Tiefen oder Lichter wiederhestellen möchte, sollte man zudem unbedingt davor den Picturestyle "Neutral" auswählen (sonst korrigiert man mit einer steileren Gradationskurve erstmal deutlich in die falsche Richtung) und etwas mit dem Belichtungsregler spielen.
D-Lightning würde ich dann eher sparsam(er) dosieren um Säume im Bild und eine Photomatix-Optik zu vermeiden... (ist je nach Bild verschieden, wieviel gut geht).
Zum Vergleich habe ich noch
Raw Therapee 64 4.1.1 als zweiten Konverter herangezogen und ein paar detailreiche Stadt- und Landschaftsbilder aus der D600 entwickelt, v.a. mit schwierigem Dynamikumfang, die gegenüber dem OOC deutliche Tiefenaufhellung und etwas Lichterwiederherstellung nötig hatten.
Capture NX-D:
* Start bei OOC-Bild (v.a. für Batch oder schnelle Entwicklungen gut)
* Schnellere Bildentwicklung
* Gute Autokorrekturen (CAs, LOCAs, Vignette falls gewünscht)
* Oberfläche gewöhnungsbedürftig, aber (wenn mal kapiert) recht flott zugänglich
* kostenlos
Raw Therapee:
* Startbild ungleich OOC (eher schlechter, v.a. bei Hauttönen ist mir das aufgefallen, d.h. manchmal recht viel Reglerschubserei, bis man das Niveau der OOC-Farben/Kontraste erreicht)
* rechenaufwändige/lahme Bildentwicklung
* sichtbar bessere feine Details durch bessere Schärfung (Dekonvultion statt Standard USM, evtl. spielt auch das Demosaicing eine Rolle?)
* Oberfläche intuitiver aber mehr Klickerei
* wesentlich mehr Funktionalität
* kostenlos
* bessere Lichterherstellung (konnte ausgefressenes herstellen, was nx-d nicht mehr lieferte)
Bei der Entrauschung (nur iso100) haben beide gut funktioniert, wobei man hier wohl eher bei hohen isos Unterschiede sehen würde. Die ziemlich düsteren Schatten (meiner Beispielbilder, Skyline mit Gegenlicht und dunklem Vordergrund) haben beide Tools gut aufgehellt.
Zu Lightroom/ACR (habe kein aktuell genuges) habe ich bisher gelesen, dass das in Sachen Details eher nochmal schwächer wäre als Capture/View NX(-D), insofern habe ich mir da eine Demoversion gespart. Denke Lightroom spielt seine Stärken vor allem dann aus, wenn viele Bilder effizient entwickelt werden sollen (die Vorstellung 1000 Hochzeitsfotos einzeln durch Raw Therapee zu schubsen und dabei auf einen akzeptablen Stundensatz zu kommen ist eher absurd).
Erstes Fazit:
Beide gut, gerade für kostenlose Software!

Für Quick&Dirty-Entwicklungen oder Batch wird es bei mir sicher NX-D bzw. recht sicher eher nicht Raw Therapee, wobei ich hier noch Erfahrungen sammeln muss, wie gut man sich hier mit selbst erstellten Start-Presets für einzelne Situationen helfen kann. Für die Aufbereitung als 16Bit-Tiff für Ps wird es dagegen (zumindest für Landschaft) wohl eher RawTherapee (v.a. feine Details).