mescamesh schrieb:
Hallo Andreas,
Deine Anmerkung klingt so, als hätten da oben nur ein Haufen Barbaren gehaust, in primitivster Form und ohne Kultur (das lernt man wohl in den ehemaligen besetzten Gebieten so in der Schule???). Die Anlage war immerhin so groß, daß Ptolemaeus (Geschichtsschreiber der Antike) sie in einem seiner Werke als Menosgada erwähnt. Das römische Reich war zu dieser Zeit nicht alleiniger Vorreiter in Sachen "Zivilisation"! Was Befestigungen aus Stein anbelangt, die gab es z.B. schon vor fast 3000 Jahren in der Nähe meiner Geburtsstadt Kronach
http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Ausgrab/Aus-Heunbg.htm
Und die Handelsbeziehungen des keltischen Oppidum auf dem Staffelberg reichten bis nach Kappadokien (Anatolien/Türkei) wie eine Silberdrachme die dort oben gefunden wurde belegt.
Also erstens weiß ich nicht, was Du mit der Anmerkung über die Schule meinst .........?
Aber sowas lernt man sowieso nicht in der Schule - da muss man sich schon selber in die Frühgeschichte einlesen und sich etwas damit beschäftigen.
Natürlich sind Kelten und dann die Germanen und andere Zeitgenossen ausserhab des römischen Reiches nicht als Wilde in Bärenfellen rumgelaufen und hatten auch ihre kulturellen Errungenschaften ....
Aber Fakt ist jedenfalls, dass es etwas vergleichbares wie das römische Reich in kultureller, politischer und auch wirtschaftlicher Hinsicht erst viele hundert Jahre später wieder gegeben hat.
Einmalig waren zu der Zeit ein praktisch einheitliches Wirtschaftsgebiet von Britannien, ganz West- und Südeuropa, Nordafrika, bis Vorderasien, mit einer einheitlichen Währung und einem einheitlichen Rechtssystem (natürlich wie bis in die Neuzeit hinein kein "gleiches Recht für alle").
Und Städteanlagen mit geplanten Stadtstrukturen und Steinbauten solcher Größe und Kunstfertigkeit gab es im Bereich des damaligen freien Germanien noch über Jahrhunderte nicht. Dass es vergleichsweise simple Steinmauern schon länger dort gab, ist unbestritten, aber kaum mit einer ausgefeilten Architektur und Stadtplanung zu vergleichen.
Von z.B. der Badekultur mit der Anlage riesieger, öffentlicher, technisch ausgefeilter Badeanlagen (und großer Aquädukt-Anlagen), wie es sie dann nicht einmal annähernd über 1000 Jahre nicht mehr gab, möchte ich gar nicht reden. Ähnliches gab es vorher nur im Alten Ägypten, Griechenland, Vorderasien, in enzelnen Hochkulturen. Aber nicht mit vergleichbaren sozialen und staatlichen Strukturen.
Der allgemeine kulturelle Niedergang vom Ende der Römerzeit (um 450) bis zum Mittelalter ist ja bekannt.
Einfache Handelsbeziehungen gab es natürlich immer schon - wie z.B. die alte "Bernsteinstraße" von der Ostsee bis in den Mittelmeerraum seit der frühen Bronzezeit (übrigens bestanden schon in den letzten über 100 Jahren der Römerherrschaft über 2/3 der römischen Armeen aus germanischen und anderen Söldnertruppen, so dass also häufig Germanenstämme auf verschedenen Seiten gegeneinander gekämpft haben).
Die von Dir als Beispiel angeführten Ausgrabungen und Rekonstruktionen von Steinmauern dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass unter dem Begriff "Burg" bis ins hohe Mittelalter hinein nicht große Seinburgen wie im heutigen Sinn zu verstehen waren, sondern lediglich mit äusseren Wallmauern befestigte Plätze, in denen es als Burggebäude (z.B auch noch zur Zeit Karls des Großen um 800) überwiegend nur einfachere Holzbauten gab.
Also nichts für ungut und auch nichts gegen die natürlich auch bestehende Kultur der alten Kelten und Germanenstämme (die ja auch ihren Wert haben) - aber geschichtliche Tatsachen existieren nun mal .............
Soweit der "kleine" Exkurs in die Geschichte ...........
