Es gibt in einem optischen System immer nur eine echte Pupille ...
Also ... tatsächlich gibt's immer
zwei Pupillen: Eintritts- und Austrittspupille. Aber bisher haben wir hier immer nur über die Eintrittspupille gesprochen. Daher unterstelle ich einmal, daß du mit "eine echte Pupille" die Eintrittspupille meinst.
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... und es ist wichtig, wo sie ist – z. B. in welchem Objektiv –, also an welcher Stelle im System.
Nein. Das ist in der Regel eigentlich eher vollkommen unwichtig. Außer natürlich, wenn das System telezentrisch wäre oder sein solle oder du glaubst, es sei telezentrisch, oder du dir wünschst, daß es telezentrisch sein möge.
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Beim Mikroskop: Im Mikroskopobjektiv – an jedem anderen Ort wird die Abbildung verschlechtert und die teure NA verschenkt.
Da ist eine ausgesprochen lächerliche Aussage. Denn weiter oben in diesem Faden hattest du noch behauptet, Mikroskopobjektive seien stets telezentrisch. Doch wenn's so wäre, dann befände sich die Eintrittspupille ganz sicher nicht im Mikroskopobjektiv ... auch nicht im Mikroskop – ja, nicht einmal in dem Gebäude, in dem das Mikroskop aufgestellt ist. Stattdessen befände sie sich unendlich weit hinter dem Mikroskopobjektiv. Also müßtest du dich schon für eine Aussage entscheiden: Sind Mikroskopobjektive telezentrisch oder befindet sich ihre Eintrittspupille innerhalb des Objektives? Beides zugleich geht nicht.
Weiter oben widersprach ich deiner Behauptung, Mikroskopobjektive seien stets telezentrisch. Das möchte ich hiermit zumindest teilweise zurücknehmen. Ich behaupte zwar weiterhin, Mikroskopobjektive seien, für sich genommen, in der Regel (von wenigen, sehr speziellen Ausnahmen abgesehen) nicht telezentrisch. Aber ich gebe zu, daß die Kombination aus (nichttelezentrischem) Mikroskopobjektiv und (ebenfalls nichttelezentrischer) Tubuslinse als Gesamtsystem tatsächlich telezentrisch sein kann. Kann! Muß aber nicht.
Du scheinst dir das so vorzustellen, ein Mikroskopobjektiv hätte seine Eintrittspupille irgendwie "fest eingebaut", und dort bliebe sie, einerlei, was immer man mit dem Objektiv auch anstellen mag. Aber so ist das nicht. Immer, wenn zwei optische Systeme hintereinandergekoppelt werden, um ein neues optisches System zu bilden – ob Nahlinse mit Fotoobjektiv, Fotoobjektiv mit Fotoobjektiv, Mikroskopobjektiv mit Tubuslinse, Mikroskopobjektiv mit Fotoobjektiv oder was auch immer –, dann besitzt das neue Gesamtsystem zwei Hauptebenen (vordere und hintere) sowie zwei Pupillen (Eintritts- und Austritts-), die in aller Regel weder mit den Hauptebenen und Pupillen des einen noch mit denen des anderen Einzelsystems übereinstimmen. Und wo insbesondere die neue Eintrittspupille zu liegen kommt, ist nicht so einfach vorherzusagen – das hängt von beiden Einzelsystemen und ihrem Zusammenspiel ab.
Als Folge dieser Diskussion stelle ich zu dieser Frage folgende These auf (na ja, eigentlich hat
Photoniker sie aufgestellt, und ich unterstütze sie nur): Werden zwei optische Systeme hintereinandergeschaltet, von denen jedes eine positive Brechkraft hat, und wenn dabei der Abstand zwischen dem vorderen Einzelsystem und der Eintrittspupille des hinteren Einzelsystems mit der Brennweite des vorderen Einzelsystems übereinstimmt, dann liegt – unabhängig von der Eintrittspupillenlage des vorderen Einzelsystems – die Eintrittspupille des Gesamtsystems im unendlichen, und das Gesamtsystem ist gegenstandsseitig telezentrisch.
Ich bin nicht sicher, ob diese These tatsächlich allgemein zutrifft, doch die Ergebnisse meiner bisherigen Experimente deuten darauf hin. Wenn also jemand diese These bestätigen oder widerlegen könnte, wäre ich sehr daran interessiert.